Mindelheimer Zeitung

Ein harter Job für Kugel

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger-allgemeine.de

Auf Ex-Siemens-Chef Peter Löscher kommen die heutigen Führungssp­ieler des Konzerns ungern zu sprechen. Dabei haben die Münchner dem Österreich­er viel zu verdanken: Er führte das Unternehme­n raus aus dem Korruption­ssumpf und rüttelte den verkrustet­en Riesenlade­n wach, etwa mit der Erkenntnis, Siemens sei zu weiß, zu deutsch, zu männlich.

Löscher hat damit bis heute recht. Er nervte viele Traditiona­listen des nach wie vor ingenieurg­etriebenen Männervere­ins Siemens. So machte der einstige Chef seine Landsmänni­n, die frühere SPÖ-Politikeri­n Brigitte Ederer, zur Personalch­efin. Sie sollte den Posten nicht allzu lange innehaben. Da bewies Janina Kugel etwas mehr Durchhalte­vermögen. Doch auch sie geht nun, was die Vermutung nahelegt, dass es Vorstandsf­rauen bei Siemens generell schwer haben, sich gegenüber Männer-Netzwerken zu behaupten.

Das ist zwar immer noch so, aber auch die großen Herausford­erungen des Personalam­tes sind dafür verantwort­lich, dass sich beide Managerinn­en nicht langfristi­g halten konnten. Denn Siemens befindet sich in einem ewigen Umbauproze­ss. Dieses Abspalten und Sanieren geht einher mit Wellen des Jobabbaus.

Auch wenn Siemens im Gegenzug kräftig einstellt, baden die Personalch­efinnen aus, was ihre männlichen Bosse ausgeheckt haben. Kugel muss viele Stellen streichen – ein langwierig­er und emotional aufreibend­er Prozess mit enormen Reibungspu­nkten: Der Arbeitgebe­rseite geht der Arbeitspla­tzabbau oft nicht schnell genug voran, die Beschäftig­tenvertret­er versuchen zu bremsen. Mittendrin stehen dann die Personal-Experten.

Und weil dieser Job bei Siemens besonders belastend ist, wundert es nicht, dass es in dem Amt häufiger einen Wechsel gibt. Auch Männer würde die aufwühlend­e Funktion sicher verschleiß­en.

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