Mindelheimer Zeitung

Baustelle Oktoberfes­t

Volksfest Wenn am 21. September der Wiesn-Anstich erfolgt, erinnert nichts mehr an den Kraftakt, der dort im Vorfeld stattfinde­t. Wie derzeit auf der Theresienw­iese geschuftet wird

- VON JONAS VOSS

München Am Schottenha­mel riecht es nach Abgasen, Holz und Staub. Kein Hauch von gebratenen Hendln oder Mandeln in der Luft, man blickt auf hölzerne Skelette, die bald Biertempel für Hunderttau­sende sein werden. Noch ist es aber nicht so weit, schließlic­h beginnt das Oktoberfes­t erst am 21. September. Noch ist auf der Theresienw­iese Baulärm statt Blasmusik zu hören, Blaumann statt Lederhose zu sehen. Seit Anfang Juli placken sich Zimmerer, Schreiner, Installate­ure, Elektriker, Logistiker oder LkwFahrer auf der rund 34 Hektar großen Fläche, damit zum Einzug der Wiesnwirte alles steht.

Neben den 17 Festhallen sind das unter anderem 167 Schaustell­ergeschäft­e mit Achterbahn­en wie „Heidi – The Coaster“oder der Wildwasser­bahn „Poseidon“– dazu Toilettena­nlagen und vieles mehr. Ende Juli ist davon noch nicht allzu viel zu sehen. Immerhin grüßt der Löwenbräu-Löwe bereits von seinem Turm und das Käfer-Zelt wird mit dem Paulaner-Wappen gekrönt. Doch Neugierige kriegen hier gar nichts mit: Das Festgeländ­e ist umzäunt und für Besucher gesperrt. Ein Sicherheit­sdienst sorgt am Haupteinga­ng dafür, dass das so bleibt. Touristen müssen einen weiten Umweg auf sich nehmen, um zur Bavaria zu gelangen.

Auf der Theresienw­iese sorgen nur die aufgebaute­n Zelte für Schatten, in der Sonne heizt sich der Asphalt intensiv auf – die vergangene­n Wochen waren äußerst mühsam für die Aufbau-Spezialist­en. Einer davon ist Max Bergmüller, Installate­ur. Er arbeitet seit der zweiten Juliwoche auf der Baustelle Oktoberfes­t, gerade im kargen Inneren der Fischer Vroni. „Als es so brutal heiß war“, sagt Bergmüller, „haben wir uns in den

Schatten verzogen, da ging nichts mehr.“Die Festzelte seien nach drei Wochen Arbeit gestanden, nun seien die Innenausba­uten dran.

Er und seine Kollegen haben bis zum Wiesn-Auftakt ein straffes Programm vor sich – für Bergmüller endet es aber nicht mit dem Anstich am 21. September. „Ich habe in der ersten Woche Wiesn-Notdienst.“Heißt, der Installate­ur ist von sechs bis neun Uhr morgens zur Stelle, sollten irgendwo auf dem Festgeländ­e Probleme auftauchen. Nach dieser Woche hat er frei.

In der Wirtsbuden­straße stehen zwar die Rohbauten der Festzelte, sonst aber nicht viel. Stapel von Holzlatten und -brettern stehen überall, herumfahre­nde Lastwagen und Gabelstapl­er zwingen den Fußgänger, Acht zu geben, Krane hieven ihre Last an den Zelten empor. Auf Hebebühnen und Zeltdächer­n arbeiten die Handwerker, manch einer oberkörper­frei, in der nachmittäg­lichen Hitze.

Auf einem langen Wagen stapeln sich weiß-blaue Maibäume. Ein Mann im Polohemd klopft sie mit einem Hammer ab. Der Mann heißt Marcel Winterberg und ist beim TÜV Süd beschäftig­t. Er ist im zweiten Jahr auf dem Oktoberfes­t im Einsatz und prüft, ob bei Festzelten und anderen Bauten alles seine Ordnung hat – gerade, ob die als Dekoration verwendete­n Maibäume nicht hohl sind. Winterberg erklärt, „allein für die Zelte sind sechs bis acht Prüfer im Einsatz.“In seinen Aufgabenbe­reich fallen das Marstall-Zelt und das Winzerer Fähndl. Wenn die Wiesn eröffnet ist, wird auch Winterberg auf dem Fest unterwegs sein. „Es ist schön, hier den Betrieb zu sehen. Alles funktionie­rt und die Leute sind glücklich.“Bis es so weit ist, wird er mindestens einmal pro Woche die Baustelle Oktoberfes­t aufsuchen.

Allein am 8. Juli, dem ersten Tag des Aufbaus, brachten 40 Lastwagen ihre Ladung auf die Münchner Theresienw­iese. Seitdem sind hunderte Fahrten vergangen und Tonnen an Material auf das Gelände geschafft worden. Einen Anteil daran hat Toni Pletschach­er. Zusammen mit seinen Brüdern Ulrich und Peter leitet er die gleichnami­ge Firma aus Dasing (Landkreis Aichach-Friedberg). Sie ist unter anderem im Zeltbau tätig, fast alle Festzelte der Wiesn gehören ihr. In jedem Zelt beschäftig­t die Firma bis zu 20 Handwerker. „Wir haben bereits sehr arbeitsint­ensive Wochen hinter uns, aber die Zelte sind längst nicht fertig“, sagt Pletschach­er. Gearbeitet werde bis zum Tag des Anstichs – für ihn ist die Wiesn-Zeit damit aber nicht beendet. „Ich bin fast jeden Tag auf dem Oktoberfes­t unterwegs, es ist immer noch ein Riesenspaß.“Und nach der Wiesn ist vor der Wiesn: Der gesamte Festplatz muss abgebaut werden. Das gelingt allerdings deutlich schneller als der Aufbau – bis Mitte November ist alles erledigt. Dann geht es für Pletschach­er ein paar Tage in den Urlaub. Bis dahin werden mehr als 8000 Menschen beim Auf- und Abbau geholfen haben. Und wieder Millionen Besuchern ein rauschende­s Oktoberfes­t beschert haben.

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 ?? Fotos: Jonas Voss/Peter Kneffel, dpa ?? Der Aufbau der Wiesn läuft seit dem 8. Juli, doch auf der Theresienw­iese gibt es noch viel zu tun, ehe am 21. September das Oktoberfes­t beginnen kann. So musste auch der Löwenbräu-Löwe erst an seinen angestammt­en Platz gehievt werden. Tausende Menschen helfen in den rund zehn Wochen beim Aufbau.
Fotos: Jonas Voss/Peter Kneffel, dpa Der Aufbau der Wiesn läuft seit dem 8. Juli, doch auf der Theresienw­iese gibt es noch viel zu tun, ehe am 21. September das Oktoberfes­t beginnen kann. So musste auch der Löwenbräu-Löwe erst an seinen angestammt­en Platz gehievt werden. Tausende Menschen helfen in den rund zehn Wochen beim Aufbau.
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Max Bergmüller

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