Mindelheimer Zeitung

Wie die Bahn trotz Hitze pünktlich sein will

Der Zugverkehr leidet unter dem Klimawande­l. Die DB testet, was man dagegen tun kann

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Bad Staffelste­in Es ist ein heißer Tag, an dem der Stuckateur­meister neben einem Gleisbett in Bayern steht. Die Hitze ist es auch, die ihn dorthin geführt hat. Er trägt mit einer Maschine einen speziellen Dämmputz auf ein Schalthaus mit Bahntechni­k auf. Das grüne Gebäude wird weiß. Bei Bad Staffelste­in in Oberfranke­n will die Deutsche Bahn testen, ob der Anstrich ein Hitzeschut­z für die sensible Technik sein kann. Das soll Störungen im Zugverkehr vorbeugen.

Die Bahn will sich darauf vorbereite­n, dass die negativen Auswirkung­en der Hitze wegen des Klimawande­ls womöglich zunehmen könnten. Der Konzern hat nach eigenen Angaben in den vergangene­n Jahren mehr Folgen für den Zugverkehr durch Naturereig­nisse wie Hitze, Stürme oder Regen verzeichne­t. Erst in der vergangene­n Woche kam es zu hitzebedin­gten Zugausfäll­en. Nicht nur Klimaanlag­en in Zügen machten schlapp, es gab auch Weichenstö­rungen. Im Juni legten Gewitter und Böschungsb­rände Strecken lahm und Baustellen mussten umgeplant werden. Das schlug sich auf die Pünktlichk­eitsquote nieder: Nur knapp 70 Prozent der Fernzüge lagen im Zeitplan.

Im Mai 2018 hatte der Konzern ein Team zusammenge­stellt, das sich mit Naturgefah­ren beschäftig­t. „Extremwett­erlagen wie Stürme oder Hitzewelle­n werden in ihrer Häufigkeit und Intensität weiter zunehmen“, sagt die Geografin und Geowissens­chaftlerin Karoline Meßenzehl, die Mitglied des Teams ist. „Das Phänomen Hitze beeinfluss­t den Stahl in der Schiene, er dehnt sich aus. Allerdings sind die Gleise bei der DB so verlegt, dass sie auch bei sehr hohen Temperatur­en stabil in ihrer Lage bleiben.“Die Instandhal­tung überwache das Schienenne­tz und den Zustand der Fahrbahn. Es gebe Kontrollin­spektionen und Messfahrte­n. In seltenen Ausnahmen könnten so starke Kräfte entIm stehen, dass sich Gleise verformen. In diesen Fällen stelle die Bahn den Betrieb ein. Vor und während des Sommers gibt es verstärkt Inspektion­en. Die Kontrollin­tervalle seien verkürzt worden. „Wir haben aber auch Temperatur­sensoren, mit denen wir die Schienente­mperatur überwachen“, sagt Meßenzehl.

Fokus des Projekts in Bad Staffelste­in stehen neben Schalthäus­ern auch Schaltkäst­en mit Elektronik in den Gleisanlag­en, die melden, ob ein Gleis frei oder blockiert ist. Der Mitarbeite­r der Innovation­sabteilung, Christoph Maier, sagt: „Wir sehen schon deutlich, dass an Tagen mit einer relativ hohen Tagesdurch­schnittste­mperatur auch die Anzahl der Störungen steigt.“Die Folge können Zugverspät­ungen sein. Das Problem: Wenn sich die Innenraumt­emperatur aufheizt, kann das Auswirkung­en auf die sensible Technik haben. „Die neue Generation der Schalthäus­er verfügt über eine gute Isolierung, sodass hier für uns kein zusätzlich­er Bedarf besteht. Bei älteren Anlagen erproben wir unter anderem verschiede­ne wärmeisoli­erende Maßnahmen an der Außenhülle, um die Innenraumt­emperatur zu reduzieren.“Im Herbst sollen die Tests ausgewerte­t werden. Anna Ringle und

Daniel Karmann, dpa

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Foto: D. Karmann, dpa Dämmputz wird auf ein Schalthäus­chen der Bahn gespritzt.

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