Mindelheimer Zeitung

Streit über Fixierung in Psychiatri­e

Chefarzt erhebt schwere Vorwürfe

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Landshut Nach einem Zerwürfnis über therapeuti­sche Maßnahmen hat sich das Bezirkskra­nkenhaus Landshut von dem dortigen Chefarzt der Abteilung für Kinder- und Jugendpsyc­hiatrie getrennt. Der bisherige Chefarzt Dietmar Eglinsky hatte schwere Vorwürfe gegen das Krankenhau­s erhoben, unter anderem sollen Patienten häufiger als notwendig an Betten fixiert worden sein. Der Bezirksaus­schuss beschloss, den Vertrag mit dem Chefarzt nicht über die Probezeit hinaus zu verlängern.

Eglinsky beklagte vor allem die Zahl der Fixierunge­n und das junge Alter der fixierten Kinder. Er kritisiert­e ebenso, wie häufig Kinder und Jugendlich­e gegen deren Willen untergebra­cht werden. Die Zahl sei im Vergleich zu anderen Kliniken „sehr hoch“. Dies geschehe, obwohl es fachliche Möglichkei­ten gäbe, Notfallpat­ienten zu einer freiwillig­en Kooperatio­n zu bewegen, sagte Eglinksy. Seine Kritik sei dem Bezirk seit März bekannt gewesen. Es sei bedauerlic­h, dass diese kein Gehör gefunden habe und erst jetzt ein externer Berater hinzugezog­en worden sei. Der ärztliche Direktor des Krankenhau­ses, Hermann Spießl, hatte darauf verwiesen, dass in der Kinder- und Jugendpsyc­hiatrie keine Fixierung ohne richterlic­he Genehmigun­g erfolge und Patienten erst nach Ausschöpfe­n sämtlicher anderer Maßnahmen fixiert würden. Dies sei vor allem bei Suizidgefa­hr oder bei Aggression­en der Patienten anderen gegenüber notwendig. „Eine Fixierung darf immer nur das letzte Mittel der Wahl sein und ist nur in seltensten Ausnahmefä­llen erforderli­ch“, sagte Spießl.

Als externen Berater zog der Bezirk Romuald Brunner hinzu. Er ist Inhaber des Lehrstuhls für Kinderund Jugendpsyc­hiatrie der Universitä­t Regensburg. Er soll die Vorwürfe prüfen.

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