Raus aus der Nische – für zwei Tage
Die Idee stammt aus dem Winter. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen füllt ganze Wochenenden mit der Nonstop-Übertragung von Biathlon, Rodeln, Skifahren oder Bob. Und: Es funktioniert. Die Einschaltquoten sind beeindruckend. Nach dem gleichen Konzept wird am Wochenende eine Ladung Sommersport über die Fernsehkonsumenten geschüttet. Zehn Randsportarten küren in Berlin ihre deutschen Meister. In einem ausgeklügelten Zeitplan haben sich die Verbände so abgestimmt, dass ARD und ZDF nahtlos zwischen den Entscheidungen hin- und herspringen können: Wir schalten vom Bogenschießen rüber zum modernen Fünfkampf …
Aus Sicht der einzelnen Sportarten ist diese Ballung das einzige Rezept, sich einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Viele fristen ansonsten eine Existenz weit unter der Aufmerksamkeitsschwelle. Ein Platz im Programm von ARD und ZDF bedeutet automatisch ein Millionenpublikum. Der demografische Wandel wird dieses Phänomen irgendwann beenden, noch aber ist es ein Vorteil, auf der Fernbedienung möglichst weit vorne vertreten zu sein. Umgekehrt ist es (noch) das mediale Todesurteil, wenn eine Sportart nur im
Online-Angebot zu sehen ist. Jüngstes Beispiel: die Schwimm-WM. Deren Liveübertragung versteckte das ZDF im Internet. Wer es dort suchte, fand ein gutes Angebot. Zufällig kam dort niemand vorbei. Immerhin haben es die Schwimmer jetzt mit ihrer deutschen Meisterschaft ins Hauptprogramm geschafft. Zugpferd werden dort aber die Leichtathleten sein, die im Olympiastadion antreten.
Jahrelang haben Vertreter der Randsportarten genörgelt, ARD und ZDF würden sie missachten und zu sehr auf Fußball setzen. Jetzt steht der Moment der Wahrheit an. Denn am Ende werden sich die Sender die Quoten anschauen und entscheiden, ob es eine Wiederholung gibt. Der Fußball hat am Mittwoch vorgelegt. Ein Testspiel des FC Bayern gegen Tottenham Hotspur lockte fünf Millionen Menschen vor den Fernseher. Schwer vorstellbar, dass Bahnradfahren oder Turnen ein ähnliches Interesse wecken.