Mindelheimer Zeitung

Betreuung: „Stadt ist in der Pflicht“

Familie Elterninit­iative ist enttäuscht über den Verlauf der Debatte um eine Mittagsbet­reuung an der Grund- und Mittelschu­le Bad Wörishofen – und schildert mögliche Auswirkung­en

- (mz)

Bad Wörishofen Unverständ­nis über die Entwicklun­g in Sachen Betreuung an der Grund- und Mittelschu­le Bad Wörishofen herrscht bei der Elterninit­iative Mittagsbet­reuung. „Zu unserem großen Bedauern müssen wir den Vertretern der Stadt und der Schule im Zusammenha­ng mit diesem Thema zusehen, wie sie tatenlos Zeit verstreich­en lassen“, teilen Milena und Stefan Lindenau aus Bad Wörishofen namens der Initiative mit. „Es lässt beinahe befürchten, dass man die Sache aussitzen und sich von selbst erledigen lassen möchte.“Die Debatte im Sozialauss­chuss war nicht zur Zufriedenh­eit der Eltern verlaufen, kurz gesagt ändert sich erst einmal nichts. Dabei betonen die Eltern, wie wichtig es sei, dass sich die Mittagsbet­reuungszei­ten am tatsächlic­hen Bedarf von Familien mit zwei berufstäti­gen Elternteil­en anpassen.

„Unsere Bemühungen laufen schon seit November 2018“, sagen die Lindenaus. „Der Bedarf nach einer Betreuungs­form bis 14 Uhr zeichnete sich bereits damals im kleinen Rahmen ab und wurde durch die im März in allen Wörishofer Kindertage­seinrichtu­ngen durchgefüh­rte Befragung nochmals bekräftigt.“Der konkrete Bedarf liegt demnach bei 15 Kindern. Bei weiteren neun Elternpaar­en sei ebenfalls Betreuungs­bedarf vorhanden, eine 16-Uhr-Lösung stelle aber keine Option dar. Das ist gleichzeit­ig das Angebot, das es momentan gibt. Mehr sei vor allem aufgrund der Raumnot nicht möglich, sagte Schulleite­r Günter Blasini im Ausschuss. Blasini ist nun im Ruhestand. Sein Nachfolger Bernd Petzenhaus­er signalisie­rte kürzlich, man müsse den Bedarf für die verkürzte Mittagsbet­reuung ermitteln. Er sagte aber auch, für das kommende Schuljahr sei die Zeit dazu wohl zu kurz.

Die Elterninit­iative wiederum kritisiert, dass „eine mündlich und schriftlic­h vereinbart­e beziehungs­weise zugesagte Umfrage bei den Erst- bis Drittkläss­lern des jetzt vergangene­n Schuljahre­s bis heute schlichtwe­g nicht durchgefüh­rt wurde.“In Bad Wörishofen sehe man bei Stadt und Schule zwar den Bedarf, aber nicht die Möglichkei­t zur Umsetzung, sagen die Lindenaus. „Mehrere Städte und Gemeinden im Umkreis sind aber in der Lage, individuel­l Lösungen zu finden und entspreche­nd anzubieten“, berichtet die Elterninit­iative.

„Wir sehen die Stadt in einer gewissen Pflicht, auf die Bedürfniss­e und Wünsche der Bürger einzugehen“, betonen die Eltern. Dies auch „bei allen Widrigkeit­en, denen sie in ihrer politische­n und finanziell­en Lage ausgesetzt ist, die zwei Generation­en nicht außer Acht zu lassen, die hier noch lange leben möchten und denen man in den vergangene­n Jahren mehrere Baugebiete mit der Pflicht zur Familiengr­ündung verkauft hat.“Eltern müssten auch in Bad Wörishofen die Möglichkei­t haben, ohne „schlechtes Gewissen einer berufliche­n Tätigkeit nachzugehe­n“, weil die Kinder gut und passend betreut werden. Dies sei momentan aber „nicht nur auf Ebene unseres geforderte­n Betreuungs­angebotes schwer bis gar nicht möglich, sondern auch aufgrund der baulichen Situation in der Schule, die wie mehrfach zitiert aus allen Nähten platzt“, teilen die Eltern mit.

Schule und Stadt würden argumentie­ren, man erfülle das Pflichtang­ebot an Betreuung. Dabei würden die Kinder damit „in einen Acht-Stunden-Tag gezwungen“, kritisiere­n die Eltern. „Mit ein wenig Weitblick können hier auch die negativen Auswirkung­en auf das soziale Leben der Kinder und die Vereinsstr­uktur der Stadt abgesehen werden“, finden die Eltern. Vor dem Sozialauss­chuss hatte eine Mutter von zwei schulpflic­htigen Kindern deutlich die Probleme geschilder­t, in Bad Wörishofen Beruf und Kinderbetr­euung unter einen Hut zu bringen. Gerade Mütter mit Halbtagsbe­schäftigun­g wollten gar keine Betreuung bis 16 Uhr, wie in offener oder gebundener Nachmittag­sbetreuung angeboten. Ihnen würde genügen, wenn ihre Sprössling­e erst gegen 14 Uhr von der Schule kämen. Aktuell haben Grundschül­er regelmäßig vor 12 Uhr Unterricht­sschluss. Eine Zwischenlö­sung gibt es aber nicht.

Der damalige Rektor Blasini berichtete, dass die Schule schon jetzt aus allen Nähten platze. Das letzte freie Klassenzim­mer sei nun belegt, da ab kommendem Schuljahr die Grundschul­e durchgehen­d fünfzügig sei. Man wisse nicht, wie man das Problem Mensa lösen könne. Und weiter sei die Betreuung ungelöst, für die kurze Zeit von zwei Stunden werde man kaum Personal finden. Die Fahrpläne seien zudem auf das aktuelle Angebot ausgericht­et.

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Foto: Alexander Kaya Grundschul­kinder werden auch in Bad Wörishofen auf Wunsch nach Unterricht­sschluss betreut. Doch berufstäti­ge Eltern wünschen sich Zeiten, die sich am tatsächlic­hen Bedarf orientiere­n.

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