Die coolen Kids aus München „belagern“Türkheim
Ferien Münchner Kinder und ihre Betreuer haben ein Zeltlager aufgeschlagen. Was der ehemalige FC-Bayern-Star und Fußball-Weltmeister Philipp Lahm damit zu tun hat
Türkheim Die meisten Türkheimer haben es wohl noch gar nicht mitgekriegt. Aber wer hinter dem Sportplatz seinen Hund Gassi führt, dem fällt sie auf: eine weiße Zeltstadt, die auf dem Gelände des SV Salamander aufgebaut ist. Ein Wander-Zirkus in Türkheim?
Etwas wie Zirkus ist sicher dabei für die Betreuer und 101 Kinder im Alter von sieben bis 15 Jahre. Fast alle kommen aus München und dem Umland. Organisiert wird die Freizeit von der Freie Turnerschaft (FT) München-Gern, „wo auch der Philipp Lahm herkommt“, wie Ansgar Ruggaber mit viel Münchner Stolz erzählt.
Ruggaber ist für Organisation dieser Kinder- und Jugendfreizeiten verantwortlich. Die vergangenen Zeltlager in den Sommerferien fanden in Erkheim, Dinkelscherben und Erpfting bei Landsberg statt. „Wir wechseln ab, damit wir die Orte nicht überfordern“, sagt Ansgar Ruggaber.
Eine richtige kleine Zeltstadt ist in Türkheim entstanden, mit aneinandergereihten einzelnen Schlafzelten, einem seitlich offenen Aufenthaltszelt und einer mobilen Gastro-Küche. Etwas abseits noch Wohnwagen und Extra-Zelte für das Küchen-Team. Deren Mitarbeiter haben eine anspruchsvolle Aufgabe zu bewältigen: die Vollpension für alle hat es in sich. Außer der Normalkost für die meisten muss mittags und abends glutenund laktosefrei, vegetarisch und Schweinefleisch gekocht werden. Frühstück ist da etwas einfacher, Schokocreme gibt es nur am Sonntag. Eingekauft wird vor Ort, eine gesunde Ernährung verlangt Frisches.
Wie hält man über 100 Kinder bei Laune? Da ist vor allem der Sport, die Bewegung wichtig. Für Leichtathletik und Fußball gibt es genug grünen Sportplatz-Rasen, eine „Lagerolympiade“und Punktesammeln machen das Ganze spannend: Welches Zelt ist das beste? Zum Schwimmen geht es die paar Meter rüber ins Freibad.
Diese Premiere hat schon stattgefunden, und es waren nur ganz wenige Kids dabei, die jetzt noch im Crash-Kurs das Schwimmen lernen sollen. Dann gibt es für die nicht ganz so Sportbegeisterten einen Schrank voller Spiele und Bastelmaterial, und für alle Ausflüge in die Umgebung. Auch die Klassiker Schnitzeljagd, Lagerfeuer und Nachtwanderung sind immer noch beliebt.
Und raus aus ihrem „Lager“dürfen die Kids auch, in kleinen Gruppen und mit Begleitung. Süßes aus dem Supermarkt ist dann angesagt, aber das Taschengeld ist für alle gleich und nicht üppig: Eas weg ist, ist weg. Auch „Smartphone-frei“findet erst gegen Ende der Freizeit statt, wegen mangelnder AufladeMöglichkeit kehrt dann schnell Ruhe ein. Disco am Abend ist eh viel schöner.
Von den Betreuern der bunten Schar haben alle die „Jugendleiterohne karte“, einige sind Sportlehrer und haben den Schwimmschein. Sie sind fit in Erster Hilfe, trösten die Heimwehkranken und sammeln sicher während der gut zehn Tage ein ähnliches Schlafdefizit an wie ihre Schützlinge. Es werden WellnessNachmittage mit Massagen und Schminken gestaltet.
Wenige können für diese Zeit fünf Tage Sonderurlaub nehmen. Die anderen „müssen Urlaubstage opfern, um die Kids zu bespaßen“sagt eine der langjährigen Betreuerinnen.
Und wie gefällt es den Kindern selbst? Viele von ihnen sind nicht zum ersten Mal dabei. „Schreiben Sie: Wir sind die coolen Kids aus München. In drei Jahren kommen wir wieder hierher!“