Das erste eigene Konto
Hintergrund Die Kinder werden größer, bekommen mehr Taschengeld oder haben einen Ferienjob. Ab wann es sinnvoll ist, für sie ein Girokonto einzurichten und was dabei zu beachten ist
Potsdam Für den Sparbeitrag von Oma und Opa, das Taschengeld von den Eltern oder erst für das erste selbst verdiente Geld – wann ist der beste Zeitpunkt für das erste eigene Konto? „Sie können im Prinzip schon sehr früh damit anfangen“, sagt Erk Schaarschmidt von der Verbraucherzentrale Potsdam. „Vor einem Alter von zehn Jahren ist das aber nicht unbedingt sinnvoll.“Der Grund: Für jüngere Kinder ist der Umgang mit Geld in der Regel etwas Abstraktes. „Die freuen sich oft mehr, wenn sie das Taschengeld direkt von den Eltern ausgezahlt bekommen“, sagt Schaarschmidt. Denn dadurch werde das sperrige Thema Geld für Kinder erfahrbar. „Münzen kann ich schließlich in der Hand halten“, sagt der Finanzfachmann.
Ähnlich sieht das Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg: „Ein Girokonto braucht man im Grunde erst, wenn regelmäßige Einkünfte bezogen oder Zahlungen wie Miete, Stromrechnungen oder Abos zu leisten sind“, erklärt der Finanzexperte. „Also mit dem ersten Nebenjob, mit der Ausbildung oder wenn man bei den Eltern auszieht.“
Banken und Sparkassen bieten Konten aber auch schon für jüngere Kunden an. Sparkonten gibt es sogar für alle Altersstufen, ein eigenes Kinderkonto frühestens ab dem siebten Lebensjahr, erklärt der Bundesverband deutscher Banken. Erst ab diesem Alter sind Kinder beschränkt geschäftsfähig. Die Eltern tragen dennoch die Verantwortung, bis das Kind volljährig ist. In der Regel werden die Konten minderjähriger Kunden daher ausschließlich auf Guthabenbasis geführt.
Bei der Suche nach dem passenden ersten Konto ist es sinnvoll, den Blick über den Tellerrand zu wagen. Denn nach Ansicht der Stiftung Warentest lohnt sich die Hausbank der Eltern nur dann, wenn wirklich alle Kriterien passen. Immer wichtig aus Sicht der Experten: Die Kontoführung für das Kinderkonto sollte gratis sein, und auch für die Karte zum Konto sollten keine Gebühren anfallen. Weiterer wichtiger Punkt: „Die Bank sollte erreichbar sein am Wohnort“, sagt Schaarschmidt. „Wichtig sind in jedem Fall genügend Automaten fürs kostenlose Geldabheben.“
Wer auf dem Land lebe, seine Direktbank dort aber keine Automaten aufgestellt habe, müsse mit hohen Kosten rechnen, warnt Schaarschmidt. Denn Abhebungen an fremden Automaten können bis zu fünf Euro pro Abhebung kosten.
Für Auslandsreisen des Nachwuchses – zum Beispiel bei einem Schüleraustausch – ist eine Kreditkarte sinnvoll. Für Minderjährige gibt es meist Prepaid-Karten, die mit Guthaben aufgeladen werden können. Eine normale Kreditkarte gibt es nur für Volljährige. Bei beiden Kreditkartenarten sind die Konditionen laut Stiftung Warentest sehr unterschiedlich, von kostenfrei bis 42 Euro im Jahr.
Zinsen für Guthaben sind, wie auch bei Konten für Erwachsene, derzeit meistens nicht der Rede wert. Nach Angaben der Stiftung Warentest gibt es selten mehr als 0,5 Prozent – eher weniger. Höhere Zinsen bieten meist regionale Banken. Die Berliner Volksbank gewährt 1,25 Prozent für maximal 1250 Euro, die Hamburger Volksbank gibt 3 Prozent für Guthaben bis 500 Euro. Eine Einschränkung gibt es aus Sicht von Verbraucherschützer Nauhauser bei Konten von Filialbanken: Sie sind zwar für Jugendliche meist kostenfrei. „Allerdings kann das nach Wegfall bestimmter Voraussetzungen wie dem Alter oder dem Ende der Ausbildung extrem teuer werden.“
Eine Alternative sind Girokonten bei Direktbanken. „Die haben überdies den Vorteil, dass man sich nicht auf die üblichen Verkaufsgespräche in der Filiale einlassen
Gebühren für einzelne Transaktionen beachten
muss“, erklärt Nauhauser. „Wer wenig Geld hat, braucht in der Regel weder Bausparvertrag noch Rentenversicherung.“
Auch einzelne Dienstleistungen können ins Geld gehen: So werden bei manchen Konten Gebühren für Überweisungen fällig. Manche Geldinstitute stellen dafür 1,50 Euro in Rechnung.
Unter Umständen ist es daher sinnvoll, gleich ein Online-Konto zu eröffnen. Hier können die Jugendlichen nicht nur den Kontostand checken, sondern auch Überweisungen selbst tätigen, raten die Warentester.