Mindelheimer Zeitung

Unternehme­n zieht es nur selten aufs Land

Wirtschaft Kritik an Förderprog­ramm „Invest in Bavaria“der Staatsregi­erung

-

München Der ländliche Raum in Bayern kann weiterhin nur wenig von dem Wirtschaft­sförderung­sprogramm „Invest in Bavaria“(IB) der Staatsregi­erung profitiere­n. 2018 verzeichne­te die Agentur im Freistaat nur neun Unternehme­nsansiedlu­ngen mit rund 270 Arbeitsplä­tzen im allgemeine­n ländlichen Raum. Dies geht aus einer Antwort des Wirtschaft­sministeri­ums auf eine Anfrage der Grünen im Bayerische­n Landtag hervor.

Dem gegenüber stehen in Ballungsze­ntren 108 Ansiedlung­en mit rund 1454 Jobs sowie vier Ansiedlung­en mit 93 neuen Arbeitsplä­tzen in ländlichen Räumen mit Verdichtun­gsansätzen. Bei den Regierungs­bezirken bleibt das ohnehin boomende Oberbayern wie in den vergangene­n Jahren ebenfalls das Maß aller Dinge: 62 Prozent aller durch IB entstanden­en Jobs (1129) – der Rest (688) verteilt sich auf alle anderen Regierungs­bezirke. Spitzenrei­ter ist dabei Unterfrank­en mit 250 Arbeitsplä­tzen infolge von IB-Projekten, gefolgt von 180 in Mittelfran­ken und 100 in Oberfranke­n. Schlusslic­hter sind Schwaben (68 Jobs), die Oberpfalz (58) und Niederbaye­rn (32).

Die Schere zwischen Oberbayern und dem restlichen Freistaat hat sich damit im Vergleich zu 2017 weiter geöffnet – damals waren 51 Prozent in Oberbayern und 49 Prozent in den anderen Bezirken. „Wenn mehr als drei Viertel der geförderte­n Ansiedelun­gen ins überhitzte Oberbayern gelockt werden und 80 Prozent der neuen Arbeitsplä­tze rund um die Ballungsze­ntren entstehen, läuft etwas grundfalsc­h“, sagte GrünenFrak­tionschef Ludwig Hartmann am Freitag. Derzeit verschärfe das geförderte Wachstum die Wachstumss­chmerzen der Großstädte mit Wohnungsno­t, Verkehrsko­llaps und Flächenfra­ß. „Es wäre sinnvoller, das Programm einzustell­en, statt den überhitzte­n Ballungsra­um München weiter zu befeuern.“

Christian Zwanziger, landesentw­icklungspo­litischer Sprecher der Grünen, sieht in der digitalen Infrastruk­tur einen Grund für das geringe Interesse der Investoren auf dem Land: „Das fehlgesteu­erte Breitbanda­usbauprogr­amm oder aber ein fehlender zeitgemäße­r ÖPNV sind schwere Hemmschuhe für eine gerechte Förderpoli­tik.“

Die meisten angesiedel­ten Unternehme­n in Oberbayern kamen 2018 aus den USA (15), China und Japan (je 9), gefolgt von Indien, Großbritan­nien und Israel (je 7). Die USA sind damit zwar wie im Vorjahr führend, die Tendenz zu chinesisch­en und japanische­n Unternehme­n ist aber wie in den vergangene­n Jahren weiterhin erkennbar. In den anderen Regierungs­bezirken gibt es keine nennenswer­ten Häufungen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany