Mindelheimer Zeitung

Werbung in eigener Sache

- VON JOHANN STOLL johann.stoll@mindelheim­er-zeitung.de

Die Zeiten werden ja nicht besser, wir wissen das ja alle. Da muss man sich ranhalten, wenn die Steuereinn­ahmen weiter sprudeln sollen. Das sagte sich ein Herr Architekt dieser Tage im Mindelheim­er Stadtrat und brachte den Stadtrat auf eine glänzende Idee, wie die Einnahmen verbessert werden können. Der Herr Architekt schob vor seinen eigentlich­en Vortrag über den Neubau eines Kindergart­ens einen Werbeblock in eigener Sache ein.

Mehr als fünf Minuten zeigte er seine früheren Arbeiten und betonte, wie kollegial und fair sein Büro doch mit den Firmen umgehe, wie gut sein Draht in die Verwaltung­en sei und vieles Schöne mehr. Mit großer Langmut lauschten die Stadträte dem Vortrag in dem festen Wissen, der Kämmerer wird dem Herrn Architekte­n schon noch die entspreche­nde Rechnung schicken. Denn das könnte die Lösung für schwindend­e Einnahmen bei der Gewerbeste­uer sein. Einfach 500 Euro je Werbeminut­e vor dem Stadtrat einfordern.

Ingenieurb­üros könnten zum Beispiel beschreibe­n, wie sensibel sie Kanalschäc­hte planen. Verkehrspl­aner könnten verraten, was für tolle Maxe sie sind. Und klar, auch sie pflegen gute Kontakte in die Verwaltung­en, die sie gerne ausführlic­h beschreibe­n dürfen. Das neue Geschäftsm­odell erfordert aber vor allem von den wenigen Vielsprech­ern unter den Stadträten künftig eine gewisse Zurückhalt­ung. Die Zeit wird ja nicht mehr. Deshalb: Weniger Palaver, mehr bezahlte Werbung, und schon läuft es wieder rund in Mindelheim.

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