Werbung in eigener Sache
Die Zeiten werden ja nicht besser, wir wissen das ja alle. Da muss man sich ranhalten, wenn die Steuereinnahmen weiter sprudeln sollen. Das sagte sich ein Herr Architekt dieser Tage im Mindelheimer Stadtrat und brachte den Stadtrat auf eine glänzende Idee, wie die Einnahmen verbessert werden können. Der Herr Architekt schob vor seinen eigentlichen Vortrag über den Neubau eines Kindergartens einen Werbeblock in eigener Sache ein.
Mehr als fünf Minuten zeigte er seine früheren Arbeiten und betonte, wie kollegial und fair sein Büro doch mit den Firmen umgehe, wie gut sein Draht in die Verwaltungen sei und vieles Schöne mehr. Mit großer Langmut lauschten die Stadträte dem Vortrag in dem festen Wissen, der Kämmerer wird dem Herrn Architekten schon noch die entsprechende Rechnung schicken. Denn das könnte die Lösung für schwindende Einnahmen bei der Gewerbesteuer sein. Einfach 500 Euro je Werbeminute vor dem Stadtrat einfordern.
Ingenieurbüros könnten zum Beispiel beschreiben, wie sensibel sie Kanalschächte planen. Verkehrsplaner könnten verraten, was für tolle Maxe sie sind. Und klar, auch sie pflegen gute Kontakte in die Verwaltungen, die sie gerne ausführlich beschreiben dürfen. Das neue Geschäftsmodell erfordert aber vor allem von den wenigen Vielsprechern unter den Stadträten künftig eine gewisse Zurückhaltung. Die Zeit wird ja nicht mehr. Deshalb: Weniger Palaver, mehr bezahlte Werbung, und schon läuft es wieder rund in Mindelheim.