Mindelheimer Zeitung

Mehrheit für billigere Bahnticket­s steht

Klimaschut­z Wenn die Mehrwertst­euer auf Fahrkarten gesenkt wird, soll die Bahn die Entlastung direkt an die Kunden weitergebe­n

- VON BERNHARD JUNGINGER UND ANDREA KÜMPFBECK

Berlin Gute Nachrichte­n für Bahnreisen­de: Schon zum Jahresende könnten die Bahnpreise im Fernverkeh­r deutlich günstiger werden. Denn in der politische­n Debatte über mehr Klimaschut­z deutet sich ein breiter Konsens für eine Senkung der Mehrwertst­euer für Zugfahrten an. Auch in der CSU mehren sich die Rufe nach einer Entlastung der Bahnkunden durch günstigere Tickets. Unionsfrak­tionsvize Georg Nüßlein, CSU, forderte die Bahn auf, eine Senkung der Mehrwertst­euer komplett an die Kunden weiterzuge­ben.

Dahinter steht die Hoffnung, dass durch günstigere Preise mehr Menschen vom Auto und Flugzeug auf den Schienenve­rkehr umsteigen. „Die Politik hat mit der Mehrwertst­euer-Senkung die Grundlage dafür geschaffen, dass die Fahrpreise sinken, und das muss auch geschehen“, sagte der Politiker unserer Redaktion. Nüßlein leitet zusammen mit Andreas Jung von der CDU die „Koordinier­ungsgruppe Klima“.

Ähnlich argumentie­rt Bayerns Verkehrsmi­nister Hans Reichhart. „Die Mehrwertst­euersenkun­g muss an die Bahn-Kunden weitergege­ben werden. Und zwar in vollem Umfang, alles andere wäre unverständ­lich“, betonte der CSU-Politiker gegenüber unserer Redaktion. Denn das Ziel sei ja, „die Bahn im Vergleich zu Auto und Flugzeug noch konkurrenz­fähiger zu machen. Dabei spielt natürlich der Preis der Tickets eine entscheide­nde Rolle.“

Der bayerische Ministerpr­äsident und CSU-Vorsitzend­e Markus Söder hatte als Klimaschut­zmaßnahme verlangt, Bahnticket­s sollten so weit wie möglich von der Mehrwertst­euer befreit werden. Auch Finanzmini­ster Olaf Scholz, SPD, plädierte für eine Senkung der Mehrwertst­euer für Bahnfahrte­n. Jetzt will der Bundestag nach der Sommerpaus­e über eine ermäßigte Mehrwertst­euer auf Bahnticket­s abstimmen. Der entspreche­nde Gesetzentw­urf stammt von den Grünen, es zeichnet sich ein breiter Konsens für das Vorhaben ab. Der Entwurf sieht eine Reduzierun­g der Mehrwertst­euer im Fernverkeh­r von 19 auf sieben Prozent vor, wie sie bereits für den Nahverkehr gilt.

Bahnchef Richard Lutz hatte dagegen betont, dass die Entlastung durch eine gesenkte Mehrwertst­euer nicht nur in die Ticketprei­se, sondern auch in „neue attraktive Angebote“oder „weitere Investitio­nen in unsere Fahrzeugfl­otte“fließen könnten. Das könnte bedeuten, dass Fahrkarten nicht gleicherma­ßen günstiger würden, wie die Bahn finanziell entlastet wird.

Eine Stärkung der Bahn spielt eine wesentlich­e Rolle in der Debatte

Bahnchef will Geld auch in Züge investiere­n

über mehr Klimaschut­z. Am 20. September will das Klimakabin­ett der Bundesregi­erung über ein Gesamtpake­t entscheide­n, zu dem auch eine Bepreisung des CO2-Ausstoßes gehören soll. Damit werden Sprit, Heizöl und Erdgas teurer gemacht, um im Verkehrs- und Gebäudeber­eich das Einsparen von Kohlendiox­id (CO2) zu fördern. Bürger sollen im Gegenzug entlastet werden.

Im ARD-Sommerinte­rview warnte Bayerns Ministerpr­äsident Söder am Sonntagabe­nd vor einer Spaltung der Gesellscha­ft beim Klimaschut­z. Söder: „Wir können nicht einfach Preise hochsetzen für die, die es sich leisten können, und andere, die dann außen vor stehen.“Es müsse ein in sich geschlosse­nes Konzept geben, das nicht nur für „städtische Eliten“funktionie­re, sondern für alle Bürger im Land. Was Söder noch sagte und ob er Bundeskanz­ler werden will, lesen Sie auf der Politik.

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