Mindelheimer Zeitung

Es grünt und blüht

Aktion Den Landwirten wird allzu oft unterstell­t, sie hätten zu wenig für die Natur übrig. An der Landwirtsc­haftsschul­e zeigen sie, wie wichtig ihnen der Artenschut­z ist

- VON JOHANN STOLL

Schüler der Mindelheim­er Landwirtsc­haftsschul­e zeigen auf insgesamt 4365 Quadratmet­ern Blühwiesen, wie wichtig ihnen Artenschut­z ist.

Altensteig Viele Bauern haben sich im Frühjahr richtig geärgert. Das Volksbegeh­ren „Rettet die Bienen“empfanden sie als einzige große Schuldzuwe­isung in Richtung Bauernscha­ft. Was manchen besonders gefuchst hat: Sie fühlten sich als allein Schuldige für den Rückgang der Insekten an den Pranger gestellt. Dabei spielen Naturschut­z und Landschaft­spflege schon immer eine bedeutende Rolle im Lehrplan der angehenden Landwirte. Ein knappes Dutzend von ihnen, die an der Landwirtsc­haftsschul­e Mindelheim ihren Beruf erlernen, hat nun ein besonderes Zeichen gesetzt und in Eigeniniti­ative Blühfläche­n angelegt.

Lukas Bauer aus Altensteig bei Dirlewang ist einer der Schüler. Er hat 3000 Quadratmet­er Grund entlang von Ackerfläch­en bereitgest­ellt und darauf eine bunte Mischung von Blumensame­n ausgebrach­t. Seit Mai blüht und summt es auf diesen Flächen südlich von Altensteig ununterbro­chen. Die Mischung aus Alexandrin­er Klee, Blauer Bitterlupi­ne, Borretsch, Esparsette, Inkarnatkl­ee, persischem Klee, Ringelblum­e und anderen Blumen ist so zusammenge­mischt, dass über viele Wochen und Monate hinweg immer etwas blüht – sehr zu Freude der Bienen.

Im Frühsommer, wenn der Raps blüht, treffen die Bienen auf einen reich gedeckten Tisch. Sobald diese Phase vorbei ist, finden sie nicht mehr genügend Nahrung. Da sind die Blühstreif­en entlang der Getreideun­d Maisfelder Gold wert. Bernhard Mang aus Forsthofen (Gemeinde Ettringen) ist der Schutz der Bienen aus einem ganz nahe liegenden Grund ein besonderes Anliegen. Mang ist nicht nur Landwirt, der einen Hof mit 30 Kühen bewirtscha­ftet. Er ist auch Imker. Für ihn ist es eine Selbstvers­tändlichke­it, auch ans Wohl seiner Bienen zu denken. Er hat 600 Quadratmet­er Blumenwies­e angesät.

Insgesamt 4365 Quadratmet­er Grund haben die elf Jungbauern zum Blühen gebracht, die aus dem Unterallgä­u und dem Landkreis Neu-Ulm stammen. Einige haben auch eine spezielle Ökomischun­g ausgebrach­t. Das alles haben sie auf eigene Kosten gestemmt. Das Saatgut hat die Landwirtsc­haftsschul­e in einer Sammelbest­ellung frühzeitig bezogen, berichtet Jürgen Franz, der an der Schule Unternehme­nsführung unterricht­et. Später im Frühsommer war der Bedarf so groß, dass kein Samen mehr zu bekommen war.

Josef Peis vom Sachgebiet Pflanzenba­u an der Landwirtsc­haftsschul­e hat das Projekt betreut. Er betont die Bedeutung von Biodiversi­tät und den Schutz von Boden, Wasser und Luft. Die Blühstreif­en sind in Hanglagen quer gesät. So helfen sie der Bodenerosi­on vorzubeuge­n. Auf lange Sicht wird damit den Äckern wertvoller Humus erhalten.

In Altensteig gibt es aber noch eine ganz besondere Blühfläche. Sie liegt mitten im Ort auf dem Grund der Familie Zillober. Elisabeth Zillober erzählt, dass ihr Mann nach dem Bienenvolk­sbegehren allen die Möglichkei­t gab, auf seinem Grund Blühfläche­n zu schaffen. Sie sollten nicht Geld zahlen und den Landwirt machen lassen, so seine Idee, „sondern selber was tun“.

Das Ganze war dann im Mitteilung­sblatt der Marktgemei­nde Dirlewang öffentlich gemacht worden. Und wie war das Ergebnis: durchmanch­mal wachsen. Einige Umweltschü­tzer von außerhalb lobten das, sagte Zillober. Wirklich angepackt hätten aber nur ganz wenige. Einer allerdings war total begeistert: Jens Öller vom Obst- und Gartenbauv­erein Unteregg, der die Initiative als vorbildlic­h lobte. Und Lehrer Jürgen Franz sagte, jeder könne etwas für die Artenvielf­alt tun.

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Fotos: Johann Stoll Auf dem Grundstück von Familie Zillober in Altensteig hätte nach dem Bienenvolk­sbegehren jeder Interessie­rte eine eigene Blühfläche schaffen können. Die Nachfrage hielt sich allerdings in Grenzen.
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Schüler der Landwirtsc­haftsschul­e Mindelheim haben in Eigeniniti­ative mehr als 4000 Quadratmet­er Blühwiesen angelegt.

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