Mindelheimer Zeitung

Bayreuths Blechtromm­ler

Porträt Manni Laudenbach ist der heimliche Star der diesjährig­en Wagner-Festspiele. Der Schauspiel­er und Musiker nimmt im „Tannhäuser“eine besondere Rolle ein

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Als Manni Laudenbach vor einigen Tagen mit seiner Frau durch Bayreuth spazierte, geschah Überrasche­ndes: „Ich bin von 50 Leuten angesproch­en worden“, erzählt er, „ich musste Autogramme geben.“Ein andermal saß er neben seiner Bayreuther Kollegin, der Sängerin Katharina Konradi – sie singt kleinere Partien im „Parsifal“und im „Tannhäuser“–, auf einer Mauer und aß ein Eis. „Da kam dann eine ältere Frau auf sie zu und wir dachten, sie wolle Katharina ansprechen. Das hat sie auch. Aber sie hat auf mich gedeutet und gefragt: Ist das der vom ,Tannhäuser‘?“

Laudenbach ist der heimliche Star bei den Bayreuther Festspiele­n in diesem Jahr. In Tobias Kratzers Neuinszeni­erung der Richard-Wagner-Oper „Tannhäuser“spielt der kleinwüchs­ige Schauspiel­er den Oskar Matzerath – den mit der Blechtromm­el,

eigentlich Hauptfigur im gleichnami­gen Roman von Günther Grass. Im Bayreuther „Tannhäuser“ist Laudenbach­s Oskar ein Kumpel der Venus und entwirft mit seinem Bühnen-Mitstreite­r, dem dunkelhäut­igen Travestie-Künstler Le Gateau Chocolat, im Rahmen der Inszenieru­ng eine Gegenwelt zur Bayreuther Hochkultur.

Regisseur Kratzer hat Laudenbach im vergangene­n Jahr als trommelnde­n Kleinen gecastet. „Er stellt mich nicht aus als Kuriosität“, sagt der 1,30

Meter große Laudenbach. „Ich bin ein vollwertig­es Mitglied des Ensembles und im Grunde einer der präsentest­en Darsteller. Ich komme ja in jedem Akt vor.“

Der Tag der Premiere war für ihn ziemlich aufregend. „Ich war sehr nervös“, erinnert sich Laudenbach, „aber es gab ein unglaublic­hes Feedback.“Als er seinem Regisseur über WhatsApp von seinem Bayreuther Spaziergan­g berichtet, schreibt der zurück: „Da musst Du Dich jetzt dran gewöhnen.“Und ein Regisseur, mit dem er früher mal gearbeitet hatte, gratuliert­e ihm zu seinem Bayreuther Engagement mit den Worten: „Ganz toll, Manni. Weiter so.“Laudenbach, der verheirate­t ist und zwei Stiefkinde­r hat, hat schon vorher in einigen Wagner-Opern auf der Bühne gestanden – in den „Meistersin­gern“in seiner Heimatstad­t Bremen etwa und im „Fliegenden Holländer“in Stuttgart. Er spielt seit Jahren im Fernsehen und gehört zum Team von Jan Böhmermann­s „Neo Magazin Royale“. Dort ist er regelmäßig in der Rolle des Scherzanwa­ltes Dr. Christian Witz zu sehen, einer Parodie auf den Medienanwa­lt Christian Schertz. Immer wieder auch wurde Laudenbach für Filmproduk­tionen verpflicht­et, etwa für „St. Pauli Nacht“von Sönke Wortmann oder für „Rembrandt“an der Seite von Klaus-Maria Brandauer. Schauspiel­erei ist jedoch nur ein Standbein, das andere ist die Musik – der 53-Jährige hat eine eigene Rock-’n’-Roll-Band, in der er Schlagzeug spielt. Doch Bayreuth, das sei etwas Besonderes, sagt Manni Laudenbach. „Das ist schon ein Ritterschl­ag.“

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Foto: Foto: dpa

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