Lauingen will nicht mehr für Kirche zahlen
Streit Warum die hoch verschuldete Stadt im Kreis Dillingen einen 500 Jahre alten Vertrag gerne loswerden würde
Lauingen Verträge sind dazu da, um eingehalten zu werden. Könnte man meinen. Wer in diesen Tagen auf den Transfermarkt des Profifußballs blickt, könnte daran erhebliche Zweifel bekommen. So erweckt das Gebaren so manches Millionen-Kickers eher den Eindruck, als wären Verträge nur dazu da, um gebrochen zu werden. Solange genug Geld in die richtige Richtung fließt, scheint das kein großes Problem zu sein.
Etwas anders gestaltet sich aktuell die Situation der Stadt Lauingen im Landkreis Dillingen. Auch sie würde sich gerne und lieber heute als morgen aus einem unliebsamen Vertrag befreien. Doch das scheint nicht ganz so einfach zu sein wie der Wechsel eines Fußballers von Klub A zu Klub B. Denn der Vertrag, um den es sich in Lauingen handelt, ist beinahe 500 Jahre alt und noch immer gültig. Im Jahre 1531 erwarb die Stadt vom Kloster Ettal das Recht, bei den Katholiken den Zehnt (eine Art Steuer) einzutreiben. Im Gegenzug verpflichtete sich die Stadt, künftig für den Bauunterhalt des Martinsmünsters aufzukommen. Und seither zahlt die Stadt munter für allerlei Reparaturen und Sanierungen in und an der prächtigen Kirche in ihrer Mitte.
Das geht ins Geld – und schmerzt die Stadt noch mehr, weil sie mittlerweile mit 20 Millionen Euro in der Kreide steht. Nur zu gerne würden die Lauinger daher sparen, auch weil sie sich so Hoffnungen auf eine Art Schuldenschnitt durch den Freistaat machen dürfen. Eine gute Gelegenheit für den sprichwörtlichen Rotstift wären da die anstehende und mehrere hunderttausend Euro teure Sanierung des Kirchturms und der Fassade des Martinsmünsters, hieß es unlängst im Stadtrat. Einer der Politiker brachte gar vor, dass die Kirche (im Allgemeinen) doch im Geld schwimme und sich daher selbst um die Kirche (im Speziellen) kümmern könnte. Doch die Mehrheit im Stadtrat entschied schlussendlich: Ein Vertrag ist ein Vertrag und wird auch nicht gebrochen. Noch nicht, zumindest. Denn Bürgermeisterin Katja Müller (CSU) kündigte an, das zu versuchen, was ihre Vorgänger bereits vor 200 Jahren vergeblich versucht hatten: Aus dem Vertrag vom Jahre 1531 herauszukommen.
Möglich scheint in diesen Zeiten vieles. Und so wird wohl auch beim Lauinger Martinsmünster am Ende die Höhe der Ablösesumme eine entscheidende Rolle spielen.