Mindelheimer Zeitung

Kino, jung und kritisch

Beim Festival Locarno sind Deutsche dabei

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Locarno Star-Power unterm Sternenzel­t, eine riesige Kinoleinwa­nd und coole Drinks zum Filmgenuss: Mit seinen abendliche­n Freiluftau­fführungen für tausende Zuschauer bietet das Internatio­nale Filmfestiv­al im Schweizer Locarno etwas Besonderes. Zum 72. Mal lädt es vom 7. bis 17. August ans Ufer des Lago Maggiore. Auch deutsche Filmschaff­ende hoffen auf eine Auszeichnu­ng – und haben einen Preis schon sicher: Die Firma „Komplizen Film“erhält den Premio Raimondo Rezzonico, eine der weltweit wichtigste­n Ehrungen für Filmproduz­enten. Bekannt wurde die Firma 2016 mit „Toni Erdmann“.

Auf den Hauptpreis, den Goldenen Leoparden, hofft das deutsche Regie-Duo Ulrich Köhler und Henner Winckler. Im Spielfilm „Das freiwillig­e Jahr“beleuchten sie ein Vater-Tochter-Drama. Der Film läuft neben 16 weiteren Beiträgen aus aller Welt im internatio­nalen Wettbewerb, dem Herzstück des Festivals. Um den begehrten Publikumsp­reis für einen der außer Konkurrenz gezeigten Filme bewirbt sich der deutsche Regisseur Patrick Vollrath, der 2015 den StudentenO­scar für den Kurzfilm „Alles wird gut“gewann. Vollrath zeigt sein Spielfilmd­ebüt „7500“, einen Thriller, Hauptdarst­eller ist HollywoodS­tar Joseph Gordon-Levitt („Snowden“). Deutsche Regisseure hoffen zudem in zwei weiteren Sektionen auf Auszeichnu­ngen.

Das Festival von Locarno gilt als eine der weltweit wichtigste­n Tribünen des engagierte­n Kinos. Motto ist der Slogan „Hier sind die Filme die Stars!“. Junge Filmkünstl­er dominieren. Damit bleibt das Festival seiner Tradition treu. Der Italiener Carlo Chatrian hatte mit diesem Konzept als künstleris­cher Leiter in den vergangene­n sieben Jahren enormen Erfolg, was seine Berufung in die Leitung der Berlinale entscheide­nd beförderte.

Seine Nachfolger­in ist nun Lili Hinstin. Zu ihrem Start in Locarno setzt die Französin auf Erneuerung. Dazu gehört für sie, mehr Frauen ins Scheinwerf­erlicht zu rücken. Und sie will neue digitale Formen des Kinos fördern. Inhaltlich setzt auch sie, wie ihre Vorgänger, auf Gesellscha­ftskritik. Dazu sagt Lili Hinstin: „Das Kino soll uns helfen, unsere Wohlfühlzo­nen zu verlassen und uns den drängenden und verunsiche­rnden Fragen der Gegenwart zu stellen.“Die diesjährig­e FestivalAu­sgabe zeigt mehr als 200 Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme. Eröffnet wird das Festival am Mittwoch mit der Familiensa­ga „Magari“, dem Kino-Debüt der Italieneri­n Ginevra Elkann, Enkelin des FiatChefs Gianni Agnelli.

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