Mindelheimer Zeitung

Als die „DDR“starb

Medien Vor 30 Jahren verschwand­en ganz spezielle „Gänsefüßch­en“aus Bild und Welt

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Berlin 26 Jahre lang, von 1963 bis 1989, schrieben die Publikatio­nen des Axel Springer Verlags, etwa die Zeitungen Bild und Welt, die DDR in Anführungs­zeichen. Vor 30 Jahren wurden die „Gänsefüßch­en“dann abgeschaff­t. Der Vorstandsv­orsitzende von Axel Springer, Mathias Döpfner, sieht darin heute „einen historisch­en Fehler und eine opportunis­tische Peinlichke­it in der Geschichte des Hauses Axel Springer“.

Die deutsche Wiedervere­inigung sei das Lebensproj­ekt von Verlagsgrü­nder Axel Springer (1912–1985) gewesen, schrieb Döpfner in der Welt am Sonntag. Für Springer sei es darum gegangen, mit den Gänsefüßch­en daran zu erinnern, dass die DDR „weder deutsch noch demokratis­ch noch eine Republik“sei. Die Anführungs­striche waren, so Döpfner, das „Symbol der Unangepass­theit an den Mainstream“. Am 2. August 1989, nur drei Monate vor dem Mauerfall, sei dann „das Unfassbare“geschehen: Die Anführungs­zeichen wurden „unter verschwurb­elten Vorwänden“offiziell für alle Publikatio­nen abgeschaff­t.

„Der Akt ist von beschämend­er Symbolik“, schreibt der Vorstandsc­hef. „Der Gründer ist weg. Die Prinzipien­festigkeit des Verlegers, sein geistiges Erbe, stört beim Geschäftem­achen. Was für ein fröhlicher Triumph wäre es gewesen, wenn der Verlag der einzige geblieben wäre, der die Legitimati­on der Menschenre­chtsveräch­ter in Ostberlin bis zum Schluss verweigert?“, so Mathias Döpfner. „Stattdesse­n Anbiederun­g kurz vor Torschluss. Oder besser: Toröffnung.“Man könne daraus lernen, „dass es immer falsch ist, das Richtige zu leugnen“.

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