Ins Netz gegangen
Supercup Der FC Bayern tappt in die Dortmunder Falle und verliert das erste Kräftemessen. Für die Saison habe das keine Bedeutung, sagen die Münchner – der BVB sieht das anders
Dortmund Lucien Favre ließ es sich nicht nehmen, den Siegerpokal eigenhändig in die Spielerkabine zu tragen. Wie einen Schatz hielt der Dortmunder Trainer seine erste in Deutschland gewonnene Trophäe dabei mit einem verschmitzten Lächeln in beiden Händen. Das 2:0 über die Münchner im Supercup, bei dem der Bayern-Herausforderer aus dem Revier seinen forschen Worten Taten folgen ließ, machte nicht nur den Fußball-Lehrer stolz. „Wenn es bis zum Ende der Saison so weitergeht, unterschreibe ich das“, kommentierte Marco Reus.
Den Auftritt der Dortmunder werteten Beobachter als erste Warnung an den FC Bayern. Mit einer über weite Strecken soliden Abwehrleistung und sehenswertem Konterfußball deutete die Borussia an, dass es nicht vermessen war, den Titel als Saisonziel auszugeben. Schon bei seiner ersten Spielanalyse wenige Minuten nach dem Spiel sorgte Coach Favre dafür, dass seine Profis nicht die Bodenhaftung verloren. Bei aller Freude über den Erfolg nach Toren von Paco Alcácer (48. Minute) und Sancho (69.) pflegte der Schweizer einmal mehr seinen Ruf als Perfektionist. „65 Prozent Ballbesitz für die Bayern sind zu viel. Wir müssen viel geduldiger den Ball halten. Von links nach rechts, von rechts nach links, damit wir Zeit haben, uns zu ordnen“, kommentierte der Coach die hohe Fehlerquote im Aufbauspiel.
Gut möglich, dass die Borussia mit allen Neuzugängen auch gegen die Bayern dominanter auftreten kann. Im ersten Kräftemessen der Saison zwischen den Branchenführern fehlten in Mats Hummels (München), Julian Brandt (Leverkusen), Thorgan Hazard (Mönchengladbach) und Mateu Morey (Barcelona) vier der fünf im Sommer verpflichteten Profis. Dass dennoch der Supercup im Trophäenschrank landete, wertete den Erfolg zusätzlich auf. Es sorgte für zusätzliche Freude, dass auch Hummels im Konfettiregen der Siegerehrung von den Fans mit Applaus bedacht wurde. Offenbar haben sie ihm sein dreijähriges Intermezzo beim Erzrivalen aus München verziehen.
„Unser Anspruch war das nicht. Dortmund hat auf die Fehler gewartet und wir waren naiv genug, sie zu machen“, klagte Außenverteidiger Joshua Kimmich. Sein Foul an Sancho in der 76. Minute, bei dem er nur knapp der Roten Karte entging, war einer der Aufreger der Partie.
Dass Angreifer Robert Lewandowski im Anschluss an die Partie erneut Verstärkungen forderte, sorgte 13 Tage vor dem Ligastart für zusätzliche Aufregung. Trainer Niko Kovac wirkte bemüht gelassen: „Wir haben ein solides Spiel gemacht, kein gutes Spiel. Wir haben noch viel Arbeit vor uns.“
Ausreden, dass es dem Team angesichts der nur begrenzten Bedeutung des Supercups möglicherweise an Anspannung gefehlt haben könnte, wollte Kimmich nicht gelten lassen: „Ich glaube, dass jeder von uns bei 100 Prozent gespielt hat. Wir fahren jetzt nicht nach Hause und sagen, war ja nicht so wichtig.“Den Warnsignalen zum Trotz riet Sportdirektor Hasan Salihamidzic zu Gelassenheit: „Wir können viele Erkenntnisse aus dem Spiel ziehen, aber ich bin nicht nervös.“(dpa) Borussia Dortmund Hitz – Piszczek (80. M. Wolf), Akanji, Toprak, N. Schulz – Sancho (80. Bruun Larsen), Weigl, Witsel, Guerreiro (75. Hakimi) – Alcácer, Reus Bayern München Neuer – Kimmich, Süle, Boateng, Alaba (70. Sanches) – Thiago (80. Pavard) – Müller (66. Davies), Tolisso, Goretzka, Coman – Lewandowski Tore 1:0 Alcácer (48.), 2:0 Sancho (69.) Schiedsrichter Siebert (Berlin) Zuschauer 81 365