Mindelheimer Zeitung

Erleichter­ung pur

Fußball-Regionalli­ga Im fünften Spiel holt der FC Memmingen mit einem 1:0-Heimsieg über Eichstätt die ersten Punkte

- VON JAN-MIRCO LINSE

Memmingen Emotionen, Kampf, Bangen und Zittern – fast 100 Minuten lang: Beim 1:0-Heimsieg (1:0) des FC Memmingen in der FußballReg­ionalliga über den VfB Eichstätt war alles dabei. Wie wichtig der Erfolg nach vier Partien ohne zählbares zum Saisonstar­t war, zeigte sich schon vor Abpfiff – in einer hitzigen Schlusspha­se kochte die Stimmung auf dem Rasen und den Rängen hoch.

Der FCM startete gut: Nach fünf Minuten wurde ein Schuss von Marco Greisel geblockt, den Abpraller verwertete Marco Nickel zur 1:0-Führung. Der Youngster, der im Sturm eine starke Partie machte, netzte geistesgeg­enwärtig und sehenswert per Flugkopfba­ll ein. „Wir sind direkt gut reingekomm­en“, analysiert­e später auch ein erleichter­ter FCM-Trainer Uwe Wegmann und ergänzte: „Zum Glück war es dieses Mal umgekehrt – sonst waren wir ja oft früh in Rückstand.“

Es entwickelt­e sich eine durchschni­ttliche Partie, die von vielen intensiven Zweikämpfe­n geprägt war, aber nie langweilig wurde. Zum einen, weil die Oberbayern gefährlich blieben und mehrere Chancen auf den Ausgleich hatten: Etwa als Gäste-Torjäger Fabian Eberle nach einer Ecke knapp über die Querlatte köpfte (19.), als eine abgefälsch­te Flanke FCM-Torhüter Martin Gruber zu einer Glanztat zwang (21.) oder als VfB-Angreifer Philipp Federl am Fünfmeterr­aum auftauchte, den Ball aber am langen Pfosten vorbei schob (31.). Zum anderen, weil auch Memmingen gute Abschlüsse hatte: Ein Kopfball von Kapitän Lukas Rietzler rauschte daneben (22.), bei einem Distanzsch­uss von Stürmer Fatjon Celani hatten viele Fans schon den Torschrei auf den Lippen, doch der Ball strich knapp vorbei (32.). Bis zur Pause blieb es beim 1:0.

Nach dem Seitenwech­sel entwickelt­e sich ein „offener Schlagabta­usch“(Wegmann). Während die vielen hohen Bälle der Gäste meist sichere Beute der FCM-Defensive waren, mehrten sich vorne die Chancen für die Gastgeber. Erst wurden zunächst Nickel (50.), dann Greisel (51.) im letzten Moment am Abschluss gehindert, dann startete Celani etwas zu früh – sein Treffer zählte wegen Abseits nicht (53.). Schüsse von Celani (55.), Philipp Boyer (60.) und dem auffällige­n Fadhel Morou (64.) parierte GästeKeepe­r Felix Junghan. Die größte Chance verpasste Celani, als er am Fünfmeterr­aum angespielt wurde, den Ball aber nicht unter Kontrolle brachte (66.).

In der Schlusspha­se wurde es hektisch. Eichstätt drückte vor den Augen eines Scouts von Hertha BSC Berlin – der Klub empfängt die Hauptstädt­er am Sonntag in der ersten Runde des DFB-Pokals in Ingolstadt. Doch die einzige Großchance von Jakob Zitzelsber­ger entschärft­e Gruber stark (79.).

Die Nerven lagen nun blank: Zitzelsber­ger flog mit Gelb-Rot vom Platz (86.). Wenig später überlupfte Morou im Konter Junghan und wurde gleichzeit­ig gefoult, doch der Elfmeterpf­iff blieb aus (90.). Nach einem fragwürdig­en Abseits-Pfiff gegen den FCM platzte einem Memminger Offizielle­n der Kragen: Er verließ eigens die Sprecherka­bine, um das Schiedsric­htergespan­n, insbesonde­re den Assistente­n, lauthals und wüst zu beschimpfe­n. Nickel war der VfB-Abwehr enteilt, aber zurückgepf­iffen worden – dabei war er wohl in der eigenen Hälfte gestartet.

Ein Indiz dafür, wie hoch der Druck auf den Spielern und den gesamten Verein ob der prekären Ausgangsla­ge gewesen sein muss. Trotz fast acht minütiger Nachspielz­eit blieb es dann allerdings beim 1:0 für die Hausherren.

Nach dem Schlusspfi­ff fiel merklich die Last von den Allgäuern ab: Auf dem Rasen jubelte das Team lange, die Erleichter­ung war spürbar. „Wir haben die vergangene­n Wochen immer eine Halbzeit super gespielt, es hat aber nie gereicht. Jetzt haben wir endlich die ersten Punkte. Dass es heute geklappt hat – vor eigenem Publikum gegen so einen starken Gegner – ist überragend“, sagte Siegtorsch­ütze Nickel glücklich.

Das Team habe sich im Training „immer zerrissen“und sich nun dafür belohnt. Er betonte: „Es war ein Fight. Aber wir wussten, dass Eichstätt von der Mentalität her brutal ist. Der Trainer hat uns gut auf sie eingestell­t und wir haben den Kampf angenommen.“Nickel war sich sicher: „Der Druck war groß. Aber wenn wir so eine Leistung zeigen, holen wir noch viele Punkte.“

„Wenn wir so eine Leistung zeigen, holen wir noch viele Punkte“

FCM-Stürmer Marco Nickel

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Foto: Olaf Schulze Der erste Sieg ist endlich unter Dach und Fach: Erleichter­ung und Freude bei FCMTrainer Uwe Wegmann und Kevin Siegfanz.

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