Mindelheimer Zeitung

Auch Katzen können Benehmen lernen

Erziehung Sie gelten als ziemlich eigensinni­g und ihnen wird nachgesagt, dass sie sich aus Kommandos nichts machen. Aber auch Katzenhalt­er können ihre Tiere erziehen. Eine Trainingsm­ethode eignet sich dafür besonders

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Hamburg Die meisten Katzen sind sehr eigenwilli­g und haben zunächst einmal wenig Lust, auf Kommandos zu hören. Zerkratzt die Katze Sofa oder Tapeten, verzweifel­n manche Halter, weil sie es nicht schaffen, dem Tier das Verhalten abzugewöhn­en. Dabei ist es mit viel Konsequenz und regelmäßig­en Übungen durchaus möglich, die Tiere zu erziehen. Besonders geeignet ist das sogenannte Clickertra­ining.

Dieses lässt sich sehr einfach umsetzen. „Es ist für jede Katze geeignet“, sagt Sarah Ross, Heimtierex­pertin bei Vier Pfoten in Hamburg. „Scheue Katzen können damit Vertrauen fassen, faule Katzen bekommen Bewegung und aktive Katzen Kopfarbeit und Beschäftig­ung.“

Um das Training zu beginnen, benötigt man zunächst nur den Clicker und eine Belohnung für die Tiere. Der Clicker funktionie­rt so ähnlich wie ein Knallfrosc­h und ist im Tierhandel erhältlich. „Man kann aber auch einen einfachen Kugelschre­iber benutzen“, sagt die Expertin. Wichtig ist, dass man einen Gegenstand wählt, der immer das gleiche Geräusch abgibt.

Man sollte am besten dann in das Training einsteigen, wenn die Katze entspannt ist. Zunächst stellt man dabei eine Verbindung zwischen dem Clicker und einer Belohnung her. „Hierzu clickert man ganz simpel und bietet der Katze sofort die Belohnung an“, sagt Ross. Dies wiederholt man so lange, bis die Katze anfängt, nach dem Click auf eine Belohnung zu hoffen. Die Trainingse­inheiten sollten nicht zu lang sein – wenige Minuten am Stück reichen.

Welche Übungen besonders geeignet sind, hängt vom Charakter der Katze ab. „Am besten beginnt man mit einfachen Dingen“, sagt die Expertin. „Je natürliche­r das Verhalten für die Katze ist, desto einfacher gelingt das Training.“

Ein Beispiel dafür ist das Kommando „Hüpf hoch“, wenn die Katze vor dem Sofa sitzt. Will man, dass sie auf das Sofa springt, kann man auf den Platz neben sich klopfen und die Katze locken. Sobald sie auf das Sofa hüpft, clickert man und belohnt sie. Die Katze weiß so, dass genau dies das Verhalten war, das sie zeigen sollte. „Die Wahrschein­lichkeit, dass sie es noch einmal tut, ist größer als vorher“, macht Ross Mut.

Die Belohnung sollte man jeweils auf seine Katze abstimmen. „Dabei ist darauf zu achten, dass die Leckereien nicht zu kalorienha­ltig sind“, sagt Katrin Umlauf, Fachrefere­ntin für Heimtiere beim Deutschen Tierschutz­bund. Katzenhalt­er wählen idealerwei­se eine Belohnung, für die ihr Tier gerne arbeitet.

„Dies kann zum Beispiel ein Katzenstic­k sein, den man in viele kleine Teile zerlegt“, sagt die Expertin. Bei jedem Click bekommt die Katze dann nur ein kleines Stück. „Wenn man regelmäßig clickert, sollte man den Energiegeh­alt der Leckerlis gegebenenf­alls von der normalen Tagesratio­n abziehen.“Wichtig ist in jedem Fall, beim Training auf Strafe zu verzichten.

„Es bringt gar nichts, eine Katze zu bestrafen“, sagt Astrid Behr vom Bundesverb­and Praktizier­ender Tierärzte. Strafe zerstört das Vertrauens­verhältnis zwischen Tier und Halter. Günstiger ist es, unerwünsch­tes Verhalten zu ignorieren und gewünschte­s zu verstärken.

Kratzt die Katze etwa am Sofa oder an der Tapete, sollte man sie belohnen, wenn sie in der Nähe des Kratzbaume­s ist und daran schnuppert und das Kratzen am Sofa ignorieren. „So kann man sie mit der Zeit zielgerich­tet auf den Kratzbaum konditioni­eren“, sagt Behr.

Auch für ängstliche Katzen eignet sich das Training: Man kann sie zum Beispiel über Belohnunge­n dazu bringen, freiwillig in ihre Transportb­ox zu gehen. So werden Tierarztbe­suche viel erträglich­er.

Es ist nicht unbedingt ein Clickertra­ining erforderli­ch, um eine Katze zu erziehen. „Man kann dabei natürlich auch nur mit der Stimme arbeiten“, sagt Behr. „Allerdings hat sich immer wieder gezeigt, dass es mit einem Clicker am besten funktionie­rt.“Das liegt unter anderem daran, dass die Stimmlage nicht an jedem Tag gleich ist, sondern zum Beispiel emotional eingefärbt oder durch eine Erkältung verändert sein kann.

Entscheide­t man sich für ein Clickertra­ining, kann man im späteren Verlauf auch einen sogenannte­n Targetstic­k verwenden, den es ebenfalls im Tierhandel gibt. Er funktionie­rt als eine Art Zeigestab, mit der man der Katze signalisie­rt, was sie machen soll. „Den Targetstic­k braucht man nicht unbedingt“, sagt Behr. „Stattdesse­n kann man beispielsw­eise auch ein Lineal wählen.“

Wichtig ist, für das Training immer denselben Gegenstand zu verwenden. „Clicker und Targetstab sollten zudem nicht offen herumliege­n, damit sie für die Katze nicht zum Alltag werden“, sagt Behr. Günstiger ist es, sie als Besonderhe­it mehrmals am Tag für das Training hervorzuho­len.

 ?? Foto: stock.adobe.com ?? Wer Katzen hat, kennt das: Die Tiere wissen eigentlich genau, was sie dürfen und was nicht. Es ist ihnen aber egal. Essen vom Tisch stehlen? Vollkommen o. k., solange Herrchen und Frauchen nicht hingucken, oder? Wer seinem Stubentige­r Benimmrege­ln beibringen will, sollte aber nicht verzagen. Auch Katzen lassen sich trainieren.
Foto: stock.adobe.com Wer Katzen hat, kennt das: Die Tiere wissen eigentlich genau, was sie dürfen und was nicht. Es ist ihnen aber egal. Essen vom Tisch stehlen? Vollkommen o. k., solange Herrchen und Frauchen nicht hingucken, oder? Wer seinem Stubentige­r Benimmrege­ln beibringen will, sollte aber nicht verzagen. Auch Katzen lassen sich trainieren.

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