Mindelheimer Zeitung

Vorermittl­ungen gegen weiteren Milchviehh­alter

Landwirtsc­haft Ein dritter Betrieb im Unterallgä­u ist ins Visier der Staatsanwa­ltschaft geraten. Vorwürfe gibt es auch wegen des Transports von Puten nach Oberbayern. Welche Forderunge­n aus der Politik kommen

- VON MICHAEL MUNKLER

Memmingen/Ampfing Ein dritter Milchviehb­etrieb im Unterallgä­u ist am Donnerstag wegen des Verdachts auf Tierquäler­ei ins Visier der Staatsanwa­ltschaft geraten. Es seien in diesem Fall bisher lediglich Vorermittl­ungen eingeleite­t worden, bestätigte ein Sprecher der Ermittlung­sbehörde in Memmingen. Es gebe noch keinen begründete­n Anfangsver­dacht. Nach einem anonymen Hinweis aus der Bevölkerun­g hätten Mitarbeite­r des Veterinära­mtes und des Landesamte­s für Gesundheit und Lebensmitt­elsicherhe­it den Betrieb am Mittwoch kontrollie­rt, sagte eine Sprecherin des Unterallgä­uer Landratsam­tes gegenüber unserer Zeitung.

Nach ihren Worten gehen seit dem ersten bekannt gewordenen Fall in Bad Grönenbach mehr Hinweise aus der Bevölkerun­g über nicht fachgerech­te Tierhaltun­g bei Landwirten als üblich ein: „Die Leute sind jetzt sehr sensibel.“

Die Memminger Staatsanwa­ltschaft ermittelt zudem weiterhin gegen zwei Betriebe aus Bad Grönenbach wegen des Verdachts der Tierquäler­ei.

Die Landtags-Grünen fordern nun eine Rinderhalt­ungsverord­nung. „Vom Huhn bis zum Kaninchen ist im Tierschutz­gesetz die Haltung von Nutztieren klar geregelt. Einzig für Rinder und Puten gilt diese Regelung nicht“, kritisiert­e die Sprecherin für Landwirtsc­haft, Gisela Sengl.

Unterdesse­n gibt es auch Vorwürfe im Zusammenha­ng mit dem Transport von Puten aus Ungarn zu einem Schlacht- und Verarbeitu­ngsbetrieb im oberbayeri­schen Ampfing (Landkreis Mühldorf am Inn). Die Soko Tierschutz veröffentl­ichte im Internet ein mehrere Wochen altes Video. Darauf ist zu sehen, wie lebende Puten teils meterweit in Tiertransp­orter geschleude­rt werden. Die Süddeutsch­e Truthahn AG teilte mit, dass aus dem Betrieb in Ostungarn bis zur Klärung der Vorwürfe keine Puten mehr nach Ampfing geliefert werden dürften. „Weiter haben wir dies zum Anlass für eine Regelung genommen, dass alle Höfe, die uns beliefern, ab sofort noch häufiger geprüft werden“, sagte Vorstand Dieter Bockhorn. Bisher hätten sich jedoch aus den Transport- und Veterinärp­rotokollen keine Hinweise auf Tierschutz­vergehen ergeben.

Wirtschaft­sminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) plädierte für eine Stärkung regionaler Wirtschaft­skreisläuf­e. „Zur Wahrheit gehört aber auch: Wer Unterschri­ften sammelt gegen einen Putenstall mit 10000 Tieren in Bayern, bekommt sein Fleisch dann eben aus einem Betrieb mit 100 000 Puten aus Osteuropa“, sagte der Minister.

Grüne und SPD forderten eine rückhaltlo­se Aufklärung. „Die Bilder von diesen Tierquäler­eien sind völlig unerträgli­ch“, sagte SPDLandtag­sabgeordne­ter Florian von Brunn.

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Foto: Karl-Josef Hildenbran­d, dpa Mittlerwei­le sind im Unterallgä­u drei Milchviehb­etriebe im Visier der Staatsanwa­ltschaft.

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