Chaos am Walchensee
Tourismus In der oberbayerischen Idylle droht der Freizeitkollaps. Welche Probleme es gibt und was man dagegen nun unternehmen will
Jachenau Lagerfeuer, illegale Übernachtungen, Quadtouren: Am Ufer des idyllisch in den oberbayerischen Bergen gelegenen Walchensees droht der Freizeitkollaps. Nun sollen Ranger des Landratsamtes Bad Tölz-Wolfratshausen gemeinsam mit Forstmitarbeitern, Polizei und freiwilligen Helfern der örtlichen Feuerwehr für Ordnung sorgen. Teils sollen sie auch nachts zu Kontrollen unterwegs sein, um Nachtparker zu verscheuchen. „Man muss schauen, dass man es in die richtigen Bahnen lenkt“, sagte der Jachenauer Bürgermeister Georg Riesch am Donnerstag.
Der Einsatz ist Teil eines größeren Planes, mit dem die betroffenen Gemeinden gemeinsam mit Landratsamt und Regierung von Oberbayern die Ströme der Erholungssuchenden lenken wollen. Unter anderem werde überlegt, die Zufahrt auf der Mautstraße zum See an Wochenenden für Wohnmobile zu sperren, sagte Riesch. Die Zahl der Parkplätze ist begrenzt, auf der engen Straße staut sich der Verkehr. „An einem schönen Wochenende kann es schon sein, dass mal 3000 bis 4000 Autos da sind.“Teils kämen Rettungsdienste nicht mehr durch. Die Gemeinde überlege auch, ob sie die Quadtouren auf der Uferstraße verbieten könne. „Das muss wirklich nicht sein. Das ist auch für die anderen Leute eine Belästigung, das ist ein Riesenradau.“Die Quads brächten auch zusätzliche Gefahren, zuletzt habe es Unfälle gegeben.
Vielerorts in Oberbayern stöhnen Tourismusorte unter dem Andrang vor allem von Tagesausflüglern. Am Tegernsee geht es regelmäßig nur im Schritttempo voran. In Garmisch-Partenkirchen warten Anwohner sehnlichst auf den Bau einer Umgehungsstraße samt Tunnel, am Eibsee am Fuß der Zugspitze drängen sich die Gäste. „Vereinzelt übernachten Leute am Eibsee“, sagt Bürgermeister Stephan Märkl. Das Problem halte sich aber noch in Grenzen. Möglicherweise liege es daran, dass es anders als am Walchensee keinen Fahrweg zum See gebe.
Die gesamte Gegend von Kochel bis hinauf zum Walchensee ist an schönen Tagen stark belastet. Herzogstand und Jochberg mit Startpunkten nahe dem Walchensee sind beliebte Wandergebiete. Autos schlängeln sich den Kesselberg hinauf, der wiederum als beliebte Motorradstrecke an Wochenenden in eine Richtung gesperrt ist. Manche Biker weichen deshalb über die Mautstraße am Walchensee aus.
Man spüre, dass München jährlich um 30000 Einwohner wachse, sagte Bürgermeister Riesch. „Man kann es den Leuten nicht verdenken, dass sie raus wollen aus der Stadt. Sie müssen aber verstehen, dass es in Erholungsgebieten Regeln gibt oder geben muss, damit sich jeder erholen kann. Das kommt ja letztlich wieder den Erholungssuchenden zugute.“