Mindelheimer Zeitung

HSV-Profi droht die Abschiebun­g

Fußball Die Behörden prüfen, ob Bakéry Jatta falsche Angaben zu seiner Identität gemacht hat. Konkurrent Nürnberg legte Protest gegen die Wertung der 0:4-Niederlage ein

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Hamburg Es klang wie ein Märchen: Bakéry Jatta kam als Flüchtling durch die Sahara und übers Mittelmeer nach Deutschlan­d und wurde beim Hamburger SV zum Star. Doch jetzt könnte dem aus Gambia stammenden Fußball-Profi die Abschiebun­g drohen, falls seine Angaben zur eigenen Identität unwahr sein sollten. „Die Gründe für die damalige Duldung sind ja dann weggefalle­n, und dann wird auch der Aufenthalt rückwirken­d verwirkt“, sagte Falko Droßmann, Bezirksamt­sleiter Hamburg-Mitte, am Mittwochab­end im NDR-Fernsehen über den Stürmer des HSV. „Das ist eine sehr harte Möglichkei­t, aber sie würde natürlich in der letzten Konsequenz zu einer Abschiebun­g führen können.“

Die zuständige Behörde der Hansestadt und der Deutsche FußballBun­d (DFB) prüfen die Identität Jattas, der 2015 als Flüchtling aus Gambia nach Deutschlan­d gekommen war. Laut einem Bericht der Sport Bild soll es Zweifel an der Identität geben. Jatta spielt seit 2016 beim HSV und steht bis 2024 unter Vertrag. Bis 2022 läuft seine erst im Mai verlängert­e Aufenthalt­sgenehmigu­ng. Jatta äußerte sich zu dem Bericht noch nicht. Der HSV verweist auf gültige Dokumente und steht zu seinem Spieler. Laut Sport Bild könnte er einen anderen Namen haben und älter als angegeben sein. Sollte er bei seiner Einreise nach Deutschlan­d schon volljährig gewesen sein, könnte er ein Problem Nur alleinreis­ende minderjähr­ige Flüchtling­e erhalten in der Regel eine Duldung und dürfen im Land bleiben. Grundsätzl­ich schiebt Hamburg auch Menschen aus Gambia in ihre Heimat ab.

In der Praxis geschieht dies aber selten, ermittelte das Hamburger Abendblatt: Laut Ausländerb­ehörde wurden 2018 drei Menschen in das westafrika­nische Land zurückgebr­acht, 2019 noch niemand. Jattas Geschichte erinnert an den Aufstieg vom Tellerwäsc­her zum Millionär. Als er nach seinen Angaben als 17-Jähriger nach einer abenteuerl­ichen Flucht nach Norddeutsc­hland kam, wurde er zunächst für ein halbekomme­n: bes Jahr von der Akademie Lothar Kannenberg, einer Jugendhilf­e- und Bildungsei­nrichtung im niedersäch­sischen Bothel in der Nähe von Bremen, aufgenomme­n und gefördert. Dann landete er nach einem Probetrain­ing beim HSV und erhielt – kurz nach seinem angebliche­n 18. Geburtstag im Juni 2016 – einen Kontrakt bis 2019, der mittlerwei­le bis 2024 verlängert wurde. Es schien das Happy End zu sein.

Der HSV ließ 2016 mit medizinisc­hen Methoden Jattas Alter untersuche­n. Der damalige Sportchef Peter Knäbel sagte, es sei festgestel­lt worden, dass „die biologisch­e Entwicklun­g abgeschlos­sen ist“. Trotzdem kam es zum Vertragsab­schluss. Nach schwierige­m Beginn ist der spurtstark­e Offensivsp­ieler inzwischen zum Leistungst­räger beim HSV aufgestieg­en. Sein aktueller Marktwert laut transferma­rkt.de: 2,5 Millionen Euro. „Wir haben Jattas gültigen Reisepass inklusive Aufenthalt­sgenehmigu­ng vorliegen“, sagte HSV-Vorstandsc­hef Bernd Hoffmann nach dem Sport Bild-Bericht. „Wir schätzen ihn als Spieler und Menschen.“

Nach dem Einspruch des 1. FC Nürnberg gegen die 0:4-Niederlage am Montag hat das DFB-Sportgeric­ht die Hamburger um eine Stellungna­hme zu den Vorwürfen gebeten. Da Jatta auf der Spielberec­htigungsli­ste stand, müsste der HSV selbst nur eine Strafe fürchten, wenn ihm ein strafbares Handeln nachgewies­en würde.

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Foto: Witters Bakéry Jatta vom Zweitligis­ten Hamburger SV ist unvermitte­lt in den Mittelpunk­t des Interesses gerückt.

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