Mindelheimer Zeitung

Honig ist nicht gleich Honig

Natur Echte Imker-Ware aus Deutschlan­d muss strenge Qualitätsk­riterien erfüllen. Regelmäßig­e Kontrollen

- VON DUNJA SCHÜTTERLE Fotos: D. Schütterle

Memmingen Die Auswahl in den Supermarkt­regalen ist groß: Eines der ältesten Lebensmitt­el der Menschheit ist der Bienenhoni­g. Antike Funde belegen, dass bereits die Steinzeitm­enschen um die Vorzüge der süßen Masse wussten und vermutlich so in unseren Breitengra­den den Grundstein für die heutige Imkerei legten.

Heute muss keiner mehr selbst einen Bienenstoc­k plündern, um an das süße Gold zu gelangen. Trotzdem stammen nur rund 20 Prozent des bei uns verkauften Honigs aus Deutschlan­d, der Rest wird aus Ländern wie Mexiko oder China eingeführt. Oft steht auf den konvention­ellen Honiggläse­rn klein gedruckt der Aufdruck: „Mischung von Honig aus EG-Ländern und Nicht-EG-Ländern.“Das bedeutet, dass der Honig von überall herkommen und keinen einheitlic­hen Qualitätss­tandard gewährleis­ten kann. „Gerade diese Honiggläse­r sollte man immer gut ausgespült zum Container bringen, denn durch die Mischungen wurden schon einmal Sporen der Amerikanis­chen Faulbrut – einer für Bienen sehr gefährlich­en Brutkrankh­eit – nachgewies­en“, sagt Imker Thomas Roos.

Echter Imkerhonig, so wie ihn die Unterallgä­uer Bienchen vom Hobby-Imker produziere­n, ist mit dem Warenzeich­en des Deutschen Imkerbunde­s ausgezeich­net. Gleichzeit­ig ist es auch ein Gütesiegel und garantiert für die Einhaltung strenger Qualitätsk­riterien und Auflagen. „Dazu werden wir Imker immer mal wieder unangekünd­igt besucht. Kontrolleu­re nehmen Proben vom fertigen Honig, die im Labor auf Rückstände und Qualitätsm­erkmale wie den Wassergeha­lt untersucht werden“, sagt Roos.

Der Frühjahrst­rachthonig ist der erste Honig, den er im Mai abfüllen konnte. Jetzt im Sommer steht die zweite Ernte an. Bienen ernähren sich eigentlich von Pollen, Nektar und Honigtau, den sie als Vorrat für ihren Stock sammeln. Die Pollen aus Blütenpfla­nzen sind gute Eiweißlief­eranten für die Aufzucht der Brut. Der Nektar ist das Sekret der Pflanze, auf das die Bienen auch wegen des ausgeschie­denen Duftes fliegen. Die Farben der Pflanzen spielen dabei keine große Rolle. Mit den Facettenau­gen kann die Honigbiene ultraviole­ttes Licht wahrnehmen, aber statt rot nur schwarz. Den Honigtau scheiden Insekten wie Blatt- oder Schildläus­e aus, deren Tröpfchen die Bienen dann schlucken. Nektar und Honigtau landen in der sogenannte­n Honigblase oder dem Honigmagen, wo die Pflanzensä­fte mit verschiede­nen Stoffen der Biene vermischt werden, die auf den Zucker wirken. Im Stock angekommen, würgen die Sammlerbie­nen dieses Sekret wieder hoch, um das sich dann die Arbeiterbi­enen kümmern. Das mehrmalige Weitergebe­n und das Durchlaufe­n mehrerer Honigmägen entzieht dem Pflanzensa­ftsekret immer mehr Wasser und wird so immer dickflüssi­ger. Am Schluss wird der Nektarsiru­p in kleine Waben ausgeschie­den. Durch die konstante Wärme von rund 39 Grad im Stock wird dem Honig weisieht teres Wasser entzogen. Ist der Honig fertig, decken ihn die Bienen mit einer dünnen Wachsschic­ht zu. „Der Wasserante­il darf nicht über 18 Prozent liegen“, sagt Roos. Bei der Entnahme geht der Imker behutsam vor. Mit einer speziellen Entdeckelu­ngsgabel (siehe Foto) wird das Wachs an der Oberfläche entfernt und der Rahmen dann in eine Zentrifuge gestellt. Diese

schleudert den Honig aus der Wabe direkt ins Glas. „Mein Honig ist ohne Zusätze und ohne Rückstände, eben ganz naturbelas­sen und rein aus der Region“, erklärt Roos.

Raps-, Löwenzahn-, Lavendel-, Akazien- oder Kastanienh­onig sind nur einige der angebotene­n Sorten und sagen aus, welche Pflanzen die Bienen am meisten angeflogen haben.

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Ist der Honig fertig, decken ihn die Bienen mit einer dünnen Wachsschic­ht zu. Bei der Entnahme wird das Wachs an der Oberfläche entfernt und der Rahmen anschließe­nd in eine Zentrifuge gestellt.

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