Mindelheimer Zeitung

Griaß di, Hallo oder nix?

- VON GISELA BIRNSTIEL redaktion@mindelheim­er-zeitung.de

Manchmal überkommt mich das dumpfe Gefühl, nicht mehr ganz in diese Zeit zu passen, obwohl ich noch kein altes Mütterlein bin.

Jetzt sind Ferien, jetzt ist Badeund Wanderzeit, und auf Allgäuer Gebirgsweg­en ist ganz schön was los. Da begegnen sich Familien mit Kindern, Extremwand­erer, Anhänger der Zweistockv­ariante und Leute wie ich, die nur mit ordentlich­en Schuhen wandern. Ich kann mich gut erinnern, dass man früher zu jedem was gesagt hat, der einem entgegenka­m, sei es ein „Grüß Gott“, was eher im Ober- und Niederbaye­rischen beheimatet war, sei es ein „Griaß di“, was mehr dem Schwäbisch­en zuzuschrei­ben ist. Neuerdings gibt es diejenigen, die mit gesenktem Kopf und schnellem Schritt an einem vorbeistre­ben, als sei man ein Hindernis auf dem Weg nach oben oder unten. Mal ehrlich – so „wiascht“schau ich doch noch nicht aus … Dann kommen die „Hallo-Sager“, bei denen ich in Erinnerung an frühere Telefonzei­ten gerne antworten würde: „Hallo auch, wer da?“Immerhin, es ist ein Zeichen von Kommunikat­ion, bei dem ich versuche, nicht an den Telefonhör­er von anno dazumal zu denken.

Am schönsten ist es, wenn da ein „Griaß di“auf mich zukommt, obwohl ich den, der mich duzt, gar nicht kenne; da kann ich fröhlich mit meinem „Grüß Gott“weiterwand­ern und die vergessen, die nicht den Mund aufmachen, wenn sie anderen begegnen, die auf dem gleichen Weg sind wie sie.

Newspapers in German

Newspapers from Germany