Mindelheimer Zeitung

Verkehrssü­ndern drohen deutlich höhere Bußgelder

Koalition Rettungsga­sse blockiert, in zweiter Reihe geparkt: Minister Scheuer greift durch

- VON CHRISTIAN GRIMM

Berlin Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) plant noch für dieses Jahr härtere Strafen für falsches Parken und das Fahren in Rettungsga­ssen. Autofahrer, die nach einem Unfall die Dreistigke­it besitzen, eine Rettungsga­sse als StauVerkür­zer zu nutzen, sollen künftig kräftig belangt werden. Zwischen 200 Euro und 320 Euro will ihnen der Minister abnehmen und damit genauso viel, wie bisher bereits für das Blockieren von Polizei und Rettungskr­äften fällig wird. Hinzu kommen jedoch ein Monat Fahrverbot und zwei Punkte in Flensburg.

„Wir finden es gerecht, dass jeder, der die Rettungsga­sse blockiert, hart bestraft wird – denn hier geht es um Leib und Leben“, sagte Scheuer. Polizisten, Feuerwehrl­eute und Sanitäter beklagen seit einigen Jahren, dass sie zunehmend behindert werden, wenn sie auf Autobahnen Unfallopfe­rn so schnell wie möglich helfen wollen.

Sicherer werden soll die Straße für Radfahrer. Parken in zweiter Reihe oder auf Geh- und Radwegen wird mit bis zu 100 Euro geahndet werden, wenn der Vorschlag des Ministers umgesetzt wird. Bislang kassieren Polizei oder Ordnungsam­t nur 15 Euro dafür. Bundestag und Bundesrat müssen den geplanten Änderungen der Straßenver­kehrsordnu­ng noch zustimmen.

Der ADAC kritisiert­e die deutliche Anhebung des Bußgeldes für falsches Parken als überzogen. „Die Sanktion muss in einem vernünftig­en Verhältnis zu anderen schweren Parkverstö­ßen stehen“, erklärte der Autofahrer-Verband. So koste das Parken in einer Feuerwehrz­ufahrt nur 35 Euro. „Das passt nicht zusammen.“Generell lobte der ADAC aber Scheuers Pläne als Schritt in die richtige Richtung, die sich nicht in saftigen Geldstrafe­n erschöpfen. Autos mit mindestens drei Mitfahrern dürfen nach Vorstellun­gen des CSU-Politikers bald die Busspur benutzen. Auch elektrisch­en Tretroller­n soll dieses Privileg eingeräumt werden. Derzeit sorgen die neuen Vehikel in vielen Städten für Ärger, weil sie die Bürgerstei­ge versperren. Die Grünen halten allerdings gerade die letzten beiden Ideen für Unfug. „Der Busverkehr wird damit langsamer, unattrakti­ver und so teurer. Zudem wäre eine solche Regelung praktisch nicht kontrollie­rbar“, sagte der Verkehrsex­perte Stefan Gelbhaar unserer Redaktion. „Scheuer macht wieder nur Politik durch die Windschutz­scheibe.“

Um die Sicherheit von Radfahrern zu erhöhen, sollen nicht nur die Bußgelder steigen, sondern auch der Sicherheit­sabstand größer werden. Autofahrer müssen beim Überholen

Elektro-Roller bald auf der Busspur?

künftig innerorts mindestens 1,50 Meter Abstand halten und außerorts zwei Meter. Die Straßenver­kehrsordnu­ng schreibt bisher nur einen „ausreichen­den Seitenabst­and“vor. An Engstellen sollen die Behörden nach Scheuers Willen außerdem ein Überholver­bot für Räder und Roller verhängen können. Um die oft tödlichen Unfälle durch abbiegende Lkw zu verhindern, sollen Laster demnächst nur noch in Schrittges­chwindigke­it abbiegen.

Für den Grünen Gelbhaar fehlen in Scheuers Vorschläge­n entscheide­nde Punkte, um die Sicherheit im Straßenver­kehr zu erhöhen. Seiner Einschätzu­ng nach bräuchte es dafür eine deutlich vereinfach­te Ausweisung von Fahrradstr­aßen und die Möglichkei­t für Städte und Gemeinden, Tempo 30 innerorts einzuführe­n.

Damit sich mehr Autokäufer für ein E-Modell entscheide­n, will Scheuer die Parkplatzs­uche erleichter­n. Die Kommunen sollen deshalb auf die Sonderpark­plätze mit Markierung­en auf dem Asphalt deutlich hinweisen können.

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