Das Geschäft mit dem Fußball kennt keine Grenzen mehr
Streikende Spieler, aberwitzige Ablösesummen: Die Bundesliga tickt nicht anders als andere Ligen. Dennoch dürfen die Fans sich auf den Saisonstart freuen
Dieses Urteil aus Madrid lässt aufhorchen: Gegen den Willen der Klubs hat der spanische Fußballverband Montagsspiele richterlich abschaffen lassen. Die Liga wehrte sich mit Verweis auf TV-Verträge, scheiterte aber.
Während in Spanien ab sofort montags nicht mehr gekickt wird, stellt die Bundesliga den Betrieb zu Wochenbeginn erst in zwei Jahren ein. Einerseits ist das ein erfreuliches Signal an die aktive Fanszene, die hartnäckig gegen den ungeliebten Spieltermin protestiert hatte. Andererseits sollten sich die Anhänger keinen Illusionen hingeben, vereinzelte Zugeständnisse sind ihr Lohn als Claqueure. Die Unternehmen, die als Klubs firmieren, und deren Ligaverband haben erkannt, welch schlechtes Bild leere Ränge abgeben. Mit enthusiastischen Fans und eindrucksvollen
Choreografien hingegen lässt sich das Hochglanzprodukt Fußball besser vermarkten. Geld wird dem Profigeschäft weiterhin als Triebfeder dienen. Fußball ist ein Wirtschaftszweig und Teil einer Unterhaltungsbranche, deren Darsteller Fantastillionen verdienen. Mancher sagt zu Recht, schließlich sind sie es, die fürs Spektakel sorgen.
Gleichwohl stellt sich die Frage, wo die jetzige Entwicklung hinführt. Aberwitzige Ablösesummen von über 300 Millionen Euro werden aufgerufen, englische Klubs, deren Investoren und Pay-TVSender fluten mit Milliarden Euro den europäischen Markt. Zugleich demonstrieren Spieler und Berater ihre Macht, indem sie auf Transfers drängen. Manche streiken, andere provozieren durch Disziplinlosigkeit und demonstrative Unlust ihren Abgang. Allein daran zeigt sich, wie wenig der Profizirkus mit
normalem Berufsalltag zu tun hat: Im Fußballbusiness scheinen sich Arbeitnehmer über eine Kündigung zu freuen. Und die Fans? Zeigen sich nachgiebig und honorieren es gar, wenn ihr Lieblingsklub möglichst viele Millionen „Schmerzensgeld“für den Verlust des Spielers heraushandelt.
In diesem Sommer haben die Trends aus Spanien und England endgültig die Bundesliga erreicht. Die sportlichen Leistungen stagnieren, TV-Erlöse, Ablösesummen und Gehälter der Profis indes steigen. Dass Borussia Dortmund und der FC Bayern jeweils über 120 Millionen Euro für Personal ausgegeben und die Münchner über weitere 150 Millionen für Wunschspieler Leroy Sané nachgedacht haben, dokumentiert den Transferwahnsinn. Und den Willen, international bedeutend zu bleiben. Nicht für den Ligaalltag rüsten sich die Topklubs – was für sie zählt, ist die Königsklasse.
Das System des europäischen Klubfußballs ist so aufgebaut, dass Champions-League-Teilnehmer mit Geld überhäuft werden und national mehr denn je dominieren. Die Folge: Zwei-Klassen-Gesellschaften in der heimischen Liga, aber auch im Europapokal. Über Jahre wird der FC Bayern daher die Meisterschale in Empfang nehmen. Schwächelt er, kommt Dortmund zum Zug. Dass sich Fans auf die heute beginnende Saison freuen dürfen, hat weniger mit dem Ausgang der Meisterschaft zu tun. Auch wenn der Entfremdungsprozess längst eingesetzt hat, bemühen sich Bundesligisten um Basisnähe, öffentliche Trainings und Fanklubbesuche sind Teil davon. Zudem sind Stadien sicher, familien- und fanfreundlich, und die Eintrittspreise bewegen sich im vertretbaren Rahmen. Die Stars der Szene mögen in Manchester, Barcelona oder Paris ihre Kunststücke aufführen, die Attraktivität einer Liga definiert sich aber nicht nur über individuelle Klasse. Ein spannender Wettbewerb mit leidenschaftlichem Kampf um Punkte und Tabellenplätze, eingebettet in stimmungsvolle Atmosphäre – die Bundesliga unterhält weiterhin bestens.
Für Topklubs zählt vor allem die Champions League