Mindelheimer Zeitung

Alles spricht für die Ampel

- VON CHRISTIAN GRIMM chg@augsburger-allgemeine.de

ber die Kennzeichn­ung von Lebensmitt­eln nach gesund und ungesund wird seit Jahren gestritten. Gegner wenden ein, dass die Einteilung überflüssi­g sei. Jeder dürfe schließlic­h selbst entscheide­n, was er isst, selbst wenn er seiner Gesundheit damit schadet. Diese Position hat sich nicht halten können. Ärzte schlagen Alarm.

Ein Viertel der Bevölkerun­g leidet unter krankhafte­m Übergewich­t. Krebs, Diabetes und Herzkrankh­eiten können die Folge sein. Die Behandlung dieser schweren Krankheite­n kostet Milliarden und diese werden über das Gesundheit­ssystem von der Allgemeinh­eit getragen. Deshalb soll in Deutschlan­d noch in diesem Jahr eine Lebensmitt­elampel beschlosse­n werden, die die Hersteller auf die Verpackung­en drucken müssen.

Sinnvoll ist das nur, wenn man durch diese Kennzeichn­ung auf den ersten Blick erkennt, ob Essen gut für die Gesundheit oder bedenklich ist. Genau deshalb hat sich der Begriff der Ampel dafür etabliert. Grün heißt gut und Rot heißt stopp. Der Verbrauche­r muss diese grundlegen­de Informatio­n leicht erfassen können. Ein Diplom in Lebensmitt­elchemie sollte dafür nicht notwendig sein.

Teile der Lebensmitt­elindustri­e wollen die Farbenlehr­e verhindern. Die Unternehme­n fürchten, dass zu viel Rot ihr Geschäft kaputt macht. Bundesland­wirtschaft­sministeri­n Julia Klöckner hat deshalb nach dem Einspruch der Hersteller von ihren Beamten eilig eine Alternativ­e entwerfen lassen. Sie arbeitet nicht mit Farben, sondern mit Sternen. Außerdem werden Informatio­nen über den Nährwert, Salz und Fett in kleinen Waben angezeigt. Übersichtl­ich ist dieser Lebensmitt­el-Wegweiser nicht, weshalb er sein Ziel nicht erfüllt.

Im Herbst will sich Klöckner für ein Modell entscheide­n und eine Empfehlung an die Hersteller abgeben. Vier Varianten lässt sie derzeit durch Verbrauche­r in Befragunge­n bewerten. Wegen der leichten Verständli­chkeit dürfte es auf die Lebensmitt­elampel hinauslauf­en, die schon Jahre im Gespräch ist. Klöckner hätte dadurch im Verbrauche­rschutz zwar Zeit verloren, könnte aber den Gegnern bei den Lebensmitt­elherstell­ern sagen: Ich kann nichts dafür, eure Kunden wollen es so.

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