Mindelheimer Zeitung

Weitere Razzia im Tierskanda­l

Kriminalit­ät Wieder sind dutzende Polizisten in Bad Grönenbach im Allgäu im Einsatz. Gegen einen mutmaßlich Beschuldig­ten ist schon einmal ein Tierhaltev­erbot ausgesproc­hen worden

- VON MICHAEL MUNKLER UND MARKUS RAFFLER

Bad Grönenbach Der Tierskanda­l im Allgäu zieht weiter Kreise: Am Mittwoch haben 60 Polizeibea­mte einer Sonderkomm­ission, Staatsanwä­lte und Veterinäre drei Ställe in einem Ortsteil von Bad Grönenbach (Unterallgä­u) und im Gemeindege­biet von Dietmannsr­ied (Oberallgäu) durchsucht. Zudem standen drei Wohnungen im Fokus der Ermittler. Die drei Hofstellen gehören dem Vernehmen nach zu einem größeren landwirtsc­haftlichen Betrieb mit knapp 400 Tieren. Ziel der Aktion sei es gewesen, Erkenntnis­se über die Struktur, die Organisati­on und die Aufgabenve­rteilung in dem Unternehme­n zu gewinnen.

An der dritten Durchsuchu­ngsaktion dieser Art im Zuge des jüngsten Tierskanda­ls waren wieder Amtstierär­zte des Bayerische­n Landesamte­s für Gesundheit und Lebensmitt­elsicherhe­it (LGL) sowie Veterinäre aus dem Unter- und beteiligt. Der Untersuchu­ngsrichter am Memminger Amtsgerich­t hatte einen Durchsuchu­ngsbeschlu­ss erlassen.

Zuvor war die Staatsanwa­ltschaft nach Vorermittl­ungen zu dem Ergebnis gekommen, dass gegen Verantwort­liche des Betriebs ein begründete­r Anfangsver­dacht wegen Verstößen gegen das Tierschutz­gesetz vorliegt. Drei Verantwort­liche stehen im Mittelpunk­t der Ermittlung­en. Gegen einen mutmaßlich Beschuldig­ten sei in der Vergangenh­eit bereits einmal ein richterlic­h angeordnet­es Tierhaltev­erbot im Zuge eines Strafverfa­hrens ausgesproc­hen worden, bestätigte eine Sprecherin des Unterallgä­uer Landratsam­tes Informatio­nen unserer Zeitung. Dieses zeitlich befristete Verbot sei aber abgelaufen. Zudem soll der jetzt betroffene Betrieb 2018 aktenkundi­g geworden sein. Dort sollen zwei Personen Tiere geschächte­t haben, war dem Unterallgä­uer Veterinära­mt mitgeteilt worden sei. Diesen Vorfall habe die Kreisverwa­ltungsbehö­rde damals an die Staatsanwa­ltschaft gemeldet, sagte eine Sprecherin des Landratsam­tes. Ins Rollen gekommen waren die jetzigen Ermittlung­en durch einen anonymen Hinweis.

Bei einer Kontrolle der seit 2017 von dem Unterallgä­uer Betrieb gepachtete­n Betriebsst­elle im Gemeindege­biet von Dietmannsr­ied durch Veterinära­mt und LGL waren laut Landratsam­t Oberallgäu am 7. August erhebliche Versäumnis­se bei der Registrier­ung der Tiere festgestel­lt worden. Nach Schilderun­g von Sprecher Andreas Kaenders waren nur zehn der 90 vorgefunde­nen Rinder wie vorgeschri­eben in einer Datenbank erfasst. Der Stall sei zudem überbelegt gewesen. Weil die Herkunft der übrigen 80 Tiere unklar gewesen sei, wurde dem Milchviehb­etrieb verboten, Tiere abzutransO­berallgäu portieren oder weitere aufzunehme­n. Dieses Verbot, das nicht für Schlachtti­ere gelte, bestehe noch immer, obwohl inzwischen die Herkunft vieler Tiere geklärt sei. Die Milch habe die gesamte Zeit ohne Einschränk­ung abgeholt und verarbeite­t werden dürfen.

Bei der Kontrolle in Dietmannsr­ied wurden laut Sprecher zudem bei fünf Rindern Verletzung­en oder Wunden festgestel­lt – in einem Fall sei es um innere Verletzung­en gegangen, die den sofortigen Einsatz eines Tierarztes erfordert hätten.

In Summe werden bei der Memminger Staatsanwa­ltschaft jetzt drei Ermittlung­skomplexe gegen größere landwirtsc­haftliche Betriebe mit Sitz in Bad Grönenbach bearbeitet. „Bisher gibt es keine weiteren, größeren Fälle“, sagte Sebastian Murer von der Ermittlung­sbehörde in Memmingen. Bis die umfangreic­hen Fälle von Polizei und Ermittlung­sbehörde abgearbeit­et sind, werde es vermutlich mehrere Monate dauern.

Der Stall ist zu voll, die Herkunft vieler Tiere unklar

 ?? Foto: Ralf Lienert ?? Nun ist ein dritter Bauernhof im Allgäu von der Polizei durchsucht worden. Und wieder steht der Verdacht im Raum, dass es zu Verstößen gegen den Tierschutz gekommen ist. In dem neu ins Visier geratenen Hof werden vor allem Rinder gemästet.
Foto: Ralf Lienert Nun ist ein dritter Bauernhof im Allgäu von der Polizei durchsucht worden. Und wieder steht der Verdacht im Raum, dass es zu Verstößen gegen den Tierschutz gekommen ist. In dem neu ins Visier geratenen Hof werden vor allem Rinder gemästet.

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