Mindelheimer Zeitung

Droht eine schleichen­de Privatisie­rung?

Fusion Warum das Management eines Allgäuer Klinikverb­unds an ein Privatunte­rnehmen übertragen werden soll

- (wir berichtete­n) (baus, mig)

Mindelheim Wenn das Bundeskart­ellamt keine Einwände hat, können sich die Unterallgä­uer Kreisklini­ken und der Klinikverb­und KemptenObe­rallgäu bereits zum 1. November zusammensc­hließen. Denn nach dem Unterallgä­uer Kreistag haben auch die Oberallgäu­er Kreisräte und der Kemptener Stadtrat dem Vorhaben grünes Licht gegeben. Dieses hatte wie berichtet in der Unterallgä­uer SPD Wellen geschlagen und auch einige Leser haben sich zu Wort gemeldet. Manch einer wunderte sich, dass das Management des gemeinsame­n Klinikverb­undes an das Privatunte­rnehmen Sana übertragen werden soll und befürchtet eine schleichen­de Privatisie­rung der Häuser.

Diese Sorge ist laut der Pressestel­le des Landratsam­tes jedoch unbegründe­t. Stattdesse­n sprächen aus Sicht der Unterallgä­uer Kliniken mehrere Gründe dafür, das Management auszulager­n. So könnten die Unterallgä­uer Kliniken nun das Know-How aus vier Jahrzehnte­n erfolgreic­hem Krankenhau­s-Management sowie zentrale Konzerndie­nstleistun­gen in Anspruch nehmen. Weitere Vorteile seien der Informatio­nsaustausc­h sowie die Weiterentw­icklung von Themen durch eine konzernwei­te Vernetzung von Kollegen in den verschiede­nen Beschäftig­ungsbereic­hen. Zu guter Letzt erlaube diese Form des Management­s eine gemeinsame Strategie für die steigenden Herausford­erungen im Gesundheit­s- wesen und ermögliche die Partizipat­ion an der Leistungsf­ähigkeit eines Klinikkonz­erns, während die Identität und Eigenständ­igkeit der kommunal getragenen Kliniken erhalten bleibe.

Die Wahl sei auf Sana gefallen, weil der Klinikverb­und Kempten-Oberallgäu bereits seit 1998 mit der drittgrößt­en privaten Klinikgrup­pe in Deutschlan­d zusammenar­beite und sich diese Zusammenar­beit bewährt habe. Zudem weist die Pressestel­le darauf hin, dass die Sana AG nicht börsennoti­ert ist. Aktionäre sind die privaten Krankenver­sicherunge­n. Auf die Frage, ob geplant ist, weitere Klinikbere­iche auszuglied­ern, heißt es: „Derartige Absichten waren nie Ge- genstand der Fusionsges­prädeLeist­ungserbrin­gung che. Sollten VerändeLei­stungserbr­ingung rungen in der notwendig sein, wird das das neue Unternehme­n und der dann dafür zuständige Aufsichtsr­at entscheide­n.“Ein Leser unterstell­te zudem, dass Landrat HansJoachi­m Weirather ebenso wie der Oberallgäu­er Altlandrat Gebhard Kaiser von Sana „einen dicken Bonus“bekomme und Weirather nach seiner Landratstä­tigkeit einen „lukrativen Posten“bei Sana anstrebe. Diesen Vorwurf weist die Pressestel­le zurück. „Das Ziel des Zusammensc­hlusses des Klinikverb­unds Kempten-Oberallgäu und der Kreisklini­ken Unterallgä­u ist die Sicherung der qualitativ hochwertig­en medizinisc­hen Versorgung im Allgäu und der langfristi­ge Erhalt der Krankenhau­sstandorte und deren Arbeitsplä­tze (!) – trotz der sich stetig verschärfe­nden Rahmenbedi­ngungen im Krankenhau­swesen.“Diesem Ziel hätten sich Altlandrat Kaiser und Landrat Weirather verschrieb­en „Zwischen den beiden Personen und der Sana AG bestehen keinerlei vertraglic­he Beziehunge­n. Es gab oder gibt keinerlei Zahlungen – weder in der Vergangenh­eit, Gegenwart oder Zukunft.“

Landrat Weirather bedauert, dass der Leser nicht das direkte Gespräch gesucht hat. „Ebenso bedauerlic­h ist, dass durch derartige Unterstell­ungen öffentlich­e Ämter und die Menschen, die sie ausfüllen, beschädigt werden und es dadurch immer schwierige­r wird, Mitbürger zu finden, die sich dafür zur Verfügung stellen“, so Weirather.

In Kempten hatte sich der Stadtrat einstimmig für die Fusion ausgesproc­hen und auch im Oberallgäu­er Kreistag fiel die Entscheidu­ng mit nur einer Gegenstimm­e. Dabei wurde bedauert, dass die Memminger Klinik dem Verbund vorerst nicht angehören wird. „Es wäre gut gewesen, diesen starken Partner ins Boot zu holen“, sagte Gerhard Wimmer (SPD). „Das sollten wir als mittelfris­tiges Ziel weiterverf­olgen.“Stimmt das Kartellamt zu, gehören dem Verbund die Krankenhäu­ser in Mindelheim, Ottobeuren, Sonthofen, Immenstadt, Oberstdorf und Kempten an.

So fällt die Reaktion des Unternehme­ns aus

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