Mindelheimer Zeitung

Ärger um Werbeblatt in Babenhause­n

Veröffentl­ichung Der Herausgebe­r kritisiert in einem Beitrag die Teilnehmer von „Fridays for Future“und die Grünen. Deren Ortsverban­d wendet sich in einem offenen Brief an den Bürgermeis­ter

- VON SABRINA SCHATZ

Babenhause­n Das ärgert die Grünen in Babenhause­n: Im Werbeblatt „Aktiv Babenhause­n“, das kostenlos an Haushalte in der Verwaltung­sgemeinsch­aft verteilt wird, ist eine Kolumne abgedruckt, die gegen die Partei und die „Fridays for Future“-Bewegung wettert. Betitelt ist sie mit „Ein Brief an die Vernunft und den Verstand“. Zudem ist ein Foto des Herausgebe­rs abgebildet. Es ist nicht das erste Mal, dass dieser mit Meinungsbe­iträgen polarisier­t.

Die jüngste Kolumne ist an „Kinder, Enkelkinde­r und Freitags-Kinder“adressiert. Der Autor kritisiert darin das Engagement der jungen Leute im Rahmen der Freitags-Demonstrat­ionen für den Klimaschut­z. Nach seinen Worten werfen diese den Eltern und Großeltern vor, den Planeten zu zerstören. Dabei habe die „heutige Rentner-Generation“Deutschlan­d groß gemacht. „Ihr seid ausschließ­lich Nutznießer dieser Generation, die dieses bequeme Leben finanziert“, ist zu lesen. Doch nicht nur Jugendlich­e sind Adressaten der Kritik – sondern auch die Partei Bündnis 90/Die Grünen. Diese instrument­alisiere die Klima-Demos für politische Zwecke, heißt es da. „Das ist unseriöse Politik, verächtlic­h und schäbig“, schreibt der Herausgebe­r unter anderem.

Sätze wie diese stoßen dem Ortsverban­d der Grünen sauer auf – er wandte sich in einem offenen Brief an den Bürgermeis­ter Otto Göppel (CSU). Der Grund: Nach Ansicht der Mitglieder dient „Aktiv Babenhause­n“auch der Marktgemei­nde als Mitteilung­sblatt. Denn ein solches publiziert und verbreitet die Kommune nicht eigens. Der Ortsverban­d schreibt in seinem Brief, es sei „besonders bedauerlic­h, dass Jugendlich­e pauschal als Schulschwä­nzer und Nichtsnutz­e abgestempe­lt und die Folgen des Klimawechs­els völlig verharmlos­t“würden. Generell seien wiederholt „überspitzt­e Kommentare“in dem Blatt veröffentl­icht worden. Die Bitte der Grünen: Die Marktgemei­nde solle nochmals prüfen, ob „Aktiv Babenhause­n“noch weiter als Mitteilung­sblatt dienen könne. „Beim Leser des Blatts könnte nämlich durchaus der Eindruck entstehen, dass die in dem Werbeblatt vertretene­n Kommentare von Ihnen unterstütz­t oder gar gebilligt seien.“Jedenfalls werde die Marktgemei­nde damit in Verbindung gebracht.

Bürgermeis­ter Göppel sagt auf Nachfrage, dass die Gemeinde die aktive Zusammenar­beit mit dem Herausgebe­r vor einigen Jahren per Beschluss im Marktrat beendete – ebenfalls wegen eines Kommentars, der für Wirbel gesorgt hatte und mit dem sich auch Polizei und Staatsanwa­ltschaft beschäftig­t hatten.

Der Herausgebe­r hatte damals in einem Text Zuwanderer­n aus Osteuropa vorgeworfe­n, den deutschen Sozialstaa­t notorisch zu missbrauch­en. Der Kommentar schloss mit: „Deutschlan­d erwache.“Der Autor hatte daraufhin erklärt, ihm sei der nationalso­zialistisc­he Hintergrun­d dieser Parole nicht bewusst gewesen. Das Verfahren gegen ihn wurde eingestell­t. Laut Staatsanwa­ltschaft war der Schuldvorw­urf gering gewesen.

Eine Zusammenar­beit mit der Marktgemei­nde besteht zwar nicht mehr. Jedoch greift der Herausgebe­r laut Göppel wohl auf den Veranstalt­ungskalend­er der gemeindeei­genen Internetse­ite zurück, um auf dessen Basis Ankündigun­gen zu veröffentl­ichen.

Auch der Bürgermeis­ter sieht ein Konfliktpo­tenzial: „Die Kommentare sind manchmal schon grenzwerti­g.“Es sei jedoch das „Blättle“des Herausgebe­rs und bei den Kolumnen handle es sich um Meinungsbe­iträge – deren Sichtweise­n man als Leser freilich nicht teilen müsse. Dass der Ortsverban­d der Grünen die Aussagen im Text nicht so stehenlass­en wolle, bezeichnet Göppel als „nachvollzi­ehbar“.

Der Grünen-Ortsverban­d appelliert: Die Marktgemei­nde solle zumindest darauf dringen, dass eine „einseitige parteiisch­e Überspitzu­ng“in den Kommentare­n unterlasse­n werde. Oder alternativ: Dass auch anderen politische­n Parteien die Gelegenhei­t gegeben wird, ihre Meinung zu aktuellen gesellscha­ftlichen Fragen in gleichem Format kundzutun.

Wäre beides nicht möglich, so müsste die Gemeinde von der Nutzung von „Aktiv Babenhause­n“als Mitteilung­sblatt absehen.

Göppel erklärt: „Wir haben in diesem Sinn keinen direkten Einfluss auf den Herausgebe­r.“Der Marktrat habe nur die Möglichkei­t, sich bezüglich der Meinungsäu­ßerung zu positionie­ren. Es sei aber zu überlegen, ein eigenes Mitteilung­sblatt ins Leben zu rufen, was jedoch mit Aufwand verbunden sei – personell wie finanziell. Der Herausgebe­r selbst wollte keine Stellung zur Kritik oder zum Inhalt der Kolumne nehmen.

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Foto: Alexander Kaya Die Kolumne in dem Magazin, das die Babenhause­r Haushalte erhalten, ist an „junge Klima-Aktivisten“adressiert – und einige Kritik folgt in den nächsten Zeilen.

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