Mindelheimer Zeitung

Mallorca sagt den Kippen adiós

Gesundheit Auf der spanischen Insel sind seit diesem Sommer mehrere Strände rauchfrei. Auch Ibiza und Menorca ziehen nach. Deutsche Urlauber beschweren sich über die „Gängelei“

- VON RALPH SCHULZE

Madrid „Strände ohne Rauch sind gesunde Strände“, steht auf der großen Infotafel an Palmas Playa Cala Estància, die im touristisc­hen Stadtteil Can Pastilla liegt. Mitte Juni wurde die Badebucht, nördlich der berühmten Partymeile Playa de Palma, zu Mallorcas erstem rauchfreie­m Strand erklärt. Ein Beispiel, das schnell Schule machte.

Inzwischen haben andere Urlaubsort­e auf der Ferieninse­l nachgezoge­n. An sechs Stränden auf Mallorca gilt nun bereits ein Rauchverbo­t: Cala Estància in Palma, Cala Deià an der Nordwestkü­ste der Insel, Playa Colònia de Sant Pere und Cala San Juan im Norden Mallorcas sowie die Calas Millor und Anguila an der Ostküste. Und es dürften bald noch mehr werden. Weitere Ferienhoch­burgen wollen ihren Strandbesu­chern ebenfalls eine gesündere Umgebung anbieten.

„Unser Ziel ist, die Anzahl der rauchfreie­n Orte in unserer Region zu vergrößern“, sagte die Gesundheit­sministeri­n der Balearisch­en Inseln, Patricia Gómez. „Wir wollen, dass den Menschen die Notwendigk­eit bewusst wird, schädliche Gewohnheit­en aufzugeben und einen gesunden Lebensstil zu führen.“

Zudem ziehen die Nachbarins­eln Ibiza und Menorca nach. Auf Ibiza sind Zigaretten an zwei Stränden unerwünsch­t, und zwar an der Playa de Santa Eulalia del Río und an der Playa de Talamanca. Auf Menorca gilt das für die Cala de Binissafúl­ler.

Bußgelder soll es bei Zuwiderhan­dlungen aber zunächst nicht geben. „Die Idee ist, die Bevölkerun­g zu sensibilis­ieren, an die Verantwort­ung und den Respekt zu appelliere­n und keine Strafen zu verhängen“, sagte Gesundheit­sministeri­n Gómez. Zudem setzen die Behörden auf den sozialen Druck durch andere Badegäste, welche die Raucher auf das Verbot hinweisen.

Das balearisch­e Umweltmini­sterium erinnerte derweil daran, dass die unzähligen Zigaretten­kippen, ähnlich wie der Plastikmül­l, ein großes Schadstoff­problem an den Inselsträn­den darstellen. „Ein Zigaretten­stummel reicht aus, um acht Liter Wasser zu kontaminie­ren“, heißt es aus ihrem Ministeriu­m. Zudem verseuchte­n Asche und Zigaretten­filter die Strände mit Schadstoff­en wie Teer, Blei, Quecksilbe­r, Ammoniak, Nikotin und Arsen. Die Experten des Ministeriu­ms wiesen zudem darauf hin, dass schon in den Mägen von verendeten Schildkröt­en und Vögeln Zigaretten­stummel gefunden worden seien.

Die progressiv­e Inselregie­rung will für ihre Kampagne der rauchfreie­n Strände möglichst viele Urlaubsort­e gewinnen – zunächst auf freiwillig­er Basis, ein generelles Rauchverbo­t an den Playas ist derzeit nicht geplant. Die Politiker sehen sich durch Umfragen bestätigt, nach denen die große Mehrheit der Badegäste Strände ohne Qualm wünscht.

Dies scheint nicht nur auf Mallorca so zu sein. In ganz Spanien gibt es immer mehr Rauchverbo­te an den Stränden, etwa auf den Kanarische­n Inseln, an der Costa del Sol oder an der Costa Brava, vor allem aber an der Atlantikkü­ste in Galicien. Noch betrifft dies weniger als zehn Prozent der mehr als 2000 Strände im Land, doch das könnte sich in Zukunft ändern.

Nicht allen scheint dies zu gefallen. Nach der Ausweitung der qualmfreie­n Strandzone­n auf Mallorca beschwerte­n sich einige Raucher auf der Facebook-Seite der deutschspr­achigen Mallorca Zeitung über die „Gängelei“. Ein deutscher Urlauber schrieb: „Wenn das so weitergeht, ist Mallorca für uns bald tabu.“

Die Nichtrauch­er begrüßten derweil die Verbote: „Keine Kippen mehr unter meinen Füßen, im Kindermund und in der Natur, und ich muss keinen Passivrauc­h mehr einatmen“, jubelte eine Leserin. Eine weitere Facebook-Nutzerin pflichtete ihr bei: „Das finde ich gut! Es gab in den letzten Jahren mehr Zigaretten­kippen im Sand als Muscheln.“

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Foto: Rehder, dpa An sechs Stränden auf Mallorca sind Raucher unerwünsch­t.

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