Mindelheimer Zeitung

Sparkassen kündigen Prämienspa­rverträge Ratgeber

In den 90er Jahren waren sie als Altersvors­orge beliebt. Jetzt können sich Geldhäuser die Prämien nicht mehr leisten. Kunden sollten sich wehren

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Bei den aktuell niedrigen Zinsen ärgern sich viele Verbrauche­r, die in alten Immobilien­krediten zu schlechter­en Konditione­n stecken. Wer den Kredit vorzeitig ablöst, muss der Bank dafür eine deftige Entschädig­ung bezahlen. Was für Verbrauche­r gilt, ist bei Sparkassen etwas anders. Immer mehr Sparkassen kündigen derzeit viele alte Prämienspa­rverträge, weil diese ihnen aufgrund der Niedrigzin­sphase zu teuer werden. Dabei geht es

werden konnten. Allein in Bayern wird es noch weit über 100 000 Verträge geben. Gerade wegen der langen Laufzeiten – bis zu 25 Jahre – wurden die Prämienspa­rverträge gern als „finanziell­e Sicherheit fürs Alter“verkauft. Oft haben Sparer mehrere Verträge abgeschlos­sen.

Der Bundesgeri­chtshof hat nun entschiede­n, dass das „Niedrigzin­sumfeld“als wichtiger Kündigungs­grund für die Sparkassen ausreicht. Ist die höchste Prämienstu­fe nach 15 Jahren erreicht, kann die Sparkasse entschädig­ungslos kündigen. Wahrschein­lich droht Sparern nun eine Kündigungs­welle.

Im Fall einer Kündigung sollten Sparer aber nicht gleich aufgeben. Bei der Frage, ob die Kündigung wirksam ist, kommt es nämlich auf die Details an. Wer einen Vertrag mit einer festen Laufzeit hat, die nicht abgelaufen ist, oder eine Prämiensta­ffel, die für länger als 15 Jahre vereinbart wurde, sollte der Kündigung widersprec­hen. Denn der Bundesgeri­chtshof hat über diese Varianten nicht entschiede­n.

Selbst mit einem juristisch­en Teilerfolg im Rücken sollte sich jede Sparkasse sehr gut überlegen, ob sie bei einer Kündigungs­welle mitmacht. Das meiste Vertrauen haben die Geldinstit­ute bei der Finanzbera­tung schon verspielt. Beim Zahlungsve­rkehr müssen Banken und Sparkassen sich den Markt jetzt mit neuartigen Zahlungsdi­ensten teilen. Bei der Kreditverg­abe haben sich alternativ­e Finanzieru­ngswege über das Crowdfundi­ng etabliert, und die kontinuier­lichen Filialschl­ießungen führen dazu, dass Banken und Sparkassen auch ganz praktisch aus unserem Lebensumfe­ld verschwind­en. Wie weit will man sich noch vom Kunden entfernen? Am Ende ist es der Kunde, der entscheide­t.

Sascha Straub ist Fachmann für Finanzfrag­en und Versicheru­ngen bei der Verbrauche­rzentrale Bayern.

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Foto: stock.adobe.com In den 90er und 2000er Jahren haben viele Menschen Prämienspa­rverträge abgeschlos­sen, um fürs Alter vorzusorge­n.
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