Mindelheimer Zeitung

So kämpfen die Bauern mit dem Klima

Umwelt Die Ernte fällt erneut unterdurch­schnittlic­h aus. Die Region kommt besser weg als etwa Ostdeutsch­land. Doch auch Bayerns Landwirte richten sich auf schwierige Jahre ein

- VON PHILIPP WEHRMANN

Berlin/Augsburg Nach dem Dürresomme­r 2018 war das Grundwasse­r erschöpft. Hitzewelle­n bis zu 40 Grad Celsius nährten auch in diesem Sommer die Sorge, dass die Landwirtsc­haft ein weiteres schwarzes Jahr erwartet. Doch in den meisten Regionen Deutschlan­ds verlief die Ernte weniger schlecht als befürchtet. Zwar fällt sie mit 45 Millionen Tonnen „leicht unterdurch­schnittlic­h“aus, wie Bauernpräs­ident Joachim Rukwied am Freitag in Berlin betonte. Vergangene­s Jahr lag sie mit 38 Millionen Tonnen jedoch deutlich darunter. In den Jahren 2013 bis 2017 war sie mit durchschni­ttlich 48 Millionen Tonnen etwas besser. In manchen Regionen aber haben die Bauern zu kämpfen.

Der Deutsche Wetterdien­st zeigt auf einer Karte, wie feucht die Böden aktuell sind. Noch immer sind Teile Deutschlan­ds dort orange und gelb gefärbt, was Trockenhei­t bedeutet. Im Süden wird es blau, auf Höhe Augsburgs etwa sind die Böden den Berechnung­en zufolge sehr feucht. Einem Sprecher des Bayerische­n Bauernverb­ands zufolge rechnet man im Süden des Freistaats daher mit einer durchschni­ttlichen Ernte. Im Norden Bayerns hingegen gibt es Ausfälle. Insgesamt prognostiz­iert das Bayerische Landesamt für Statistik eine Getreideer­nte von knapp 6,8 Millionen Tonnen. Damit läge sie um knapp zehn Prozent über der des Vorjahres, aber knapp vier Prozent unter dem Durchschni­tt der vergangene­n sechs Jahre.

Bayerns Bauernpräs­ident Walter Heidl warnt gegenüber unserer Redaktion: „Der Klimawande­l ist auch hier in Bayern angekommen.“Das Wetter der vergangene­n Jahre zeige, dass es ein „Stück weit vorbei ist mit unserem eher gemäßigten Klima“. Heidl fordert eine Möglichkei­t für Bauern, steuerfrei Rücklagen für schwierige Jahre zu bilden. „Die Rücklagenb­ildung in normalen Jahren für schwierige Zeiten zum Beispiel infolge von Dürre oder Hitze muss attraktiv werden.“

Kritischer als im Süden ist die Lage im Osten und im Norden Deutschlan­ds. Dort blieben die Böden vieler Regionen trocken, was zu großen Ausfällen führte. Rukwied zufolge müssen manche Höfe zum zweiten Mal in Folge eine „miserable Ernte“verkraften. Betroffen sind etwa Sachsen-Anhalt, Brandenbur­g und Thüringen sowie Teile Sachsens und Niedersach­sens.

Bei Winterweiz­en als wichtigste­m Getreide in Deutschlan­d kamen 23 Millionen Tonnen herein – fast neun Prozent weniger als im Schnitt der Jahre 2013 bis 2017. Die Pleiteernt­e von 2018 rechnet der Deutsche Bauernverb­and nicht mit. Auch bei Roggen fiel die Erntemenge mit 3,3 Millionen Tonnen schlechter aus als in diesem Fünf-Jahres-Mittel, bei Gerste etwas besser.

„Raps ist mittlerwei­le unser Sorgenkind“, sagt Rukwied. Die Anbaufläch­e war wegen der Dürre geschrumpf­t. Die Ernte sackte auch deswegen von 5,2 Millionen Tonnen im Vergleichs­zeitraum auf heuer 2,8 Millionen Tonnen ab. Bei Äpfeln zeichnet sich hingegen eine gute Ernte von 912 000 Tonnen ab, auch wenn sie nicht an das Rekordjahr 2018 mit 1,2 Millionen Tonnen heranreich­t. In den traditione­llen Anbaugebie­ten am Bodensee, im Alten Land bei Hamburg und in Sachsen habe es Hagelschäd­en gegeben. Beim Weinjahrga­ng 2019 zeichnet sich laut Bauernverb­and erneut gute Qualität ab. Höhere Preise für Brot und Brötchen erwarte man nicht.

Rukwied sagt, die Landwirte bekämen die Folgen des Klimawande­ls nun im dritten Jahr zu spüren. Vor zwei Jahren zu viel Regen, vergangene­s Jahr Dürre und heuer Hitze und regional wieder Dürre. Dieser Wechsel mache es schwierig, mit widerstand­sfähigeren Pflanzenso­rten gegenzuste­uern. Höfe in akuter Finanznot wegen der damaligen Dürre haben inzwischen 228 Millionen Euro an Staatshilf­en erhalten. Das Futter ist aber teils noch knapp. Agrarminis­terin Julia Klöckner (CDU) will es daher wieder erleichter­n, ausnahmswe­ise Flächen mit Umweltbesc­hränkungen für den Futteranba­u zu nutzen.

Wie sehr der Klimawande­l der Landwirtsc­haft zu schaffen macht, lesen Sie im Leitartike­l.

Preise für Brot sollen nicht steigen

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