Mindelheimer Zeitung

„Wir wollen alle zu Klimaschüt­zern machen“

Interview CSU-Generalsek­retär Markus Blume erklärt, wie ernst seine Partei dieses wichtigste Thema der kommenden Jahrzehnte nimmt. Er kündigt Maßnahmen und eine Steuerrefo­rm an. Auch rund um sein Büro wird sich manches ändern

- Interview: Uli Bachmeier

Herr Blume, Sie hatten hier in der CSU-Parteizent­rale gerade eben Vertreter von „Fridays for Future“zu Gast. Haben Sie Anregungen bekommen? Was war ihr Eindruck?

Markus Blume: Das Gespräch war sehr inspiriere­nd und auf einem fachlich hohen Niveau. Wir teilen die gemeinsame Grundbesor­gnis, dass wir wirklich alles tun müssen, um das Klima zu schützen. Wir dürfen nicht in eine Situation schlittern, in der wir mit der Nicht-Beherrschb­arkeit des Klimawande­ls konfrontie­rt werden. Auch bei dem Weg zu den Klimaschut­zzielen gab es viele gemeinsame Überzeugun­gen. Wir sind in einem guten Geist auseinande­rgegangen. Danach war klar, „Fridays for Future“sind ehrlich bewegte junge Menschen, die Zukunft gestalten wollen. Und umgekehrt ist unseren Gästen in dem Gespräch deutlich geworden, dass die CSU es beim Klimaschut­z wirklich ernst meint.

Ihre Partei hat für den Herbst ein großes Klimaschut­z- und Konjunktur­konzept angekündig­t. Wie weit sind Sie?

Blume: Wir haben die Sommerpaus­e für viele Gespräche genutzt und die Gedanken zu Klimaschut­z und Konjunktur gewichtet und zu Papier gebracht. Am Ende wird ein starker Aufschlag stehen, weil wir sehen, dass wir in eine neue Zeit eintreten. Die Bekämpfung des Klimawande­ls wird die Politik auf Jahrzehnte hinaus beschäftig­en. Das wird auf Dauer ein Top-Thema der Politik bleiben. Die zweite große Aufgabe dieses Herbstes wird sein, die deutsche Wirtschaft auf Erfolgskur­s zu halten. Beides hängt zusammen, deshalb schnüren wir ein großes Klimaund Konjunktur­paket.

Das Bekenntnis also steht. Was können oder wollen Sie uns über die Inhalte sagen?

Blume: Für uns ist zunächst einmal die Grundhaltu­ng wichtig. Wir wollen Ambition und Ausgleich verbinden und alle in der Bevölkerun­g mitnehmen. Zugespitzt formuliert: Wir wollen jeden zu einem Klimaschüt­zer machen. Das bedeutet, dass wir nicht mit Verboten oder Zwang operieren, sondern dass wir kluge Anreize setzen, die das Klima schützen und die Konjunktur stützen.

Nennen Sie uns doch ein paar konkrete Beispiele.

Blume: Da gibt es einiges: Ein Austauschp­rogramm für alte Heizungen, ein Anreizprog­ramm für energetisc­he Sanierung, für die Anschaffun­g hocheffizi­enter Haushaltsg­eräte oder für klimafreun­dliche Formen der Mobilität. Das alles nützt dem Einzelnen, hilft der Wirtschaft und schützt das Klima. Ich könnte mir vorstellen, dass das den jungen Leuten von „Fridays for Future“nicht ausreichen­d erscheint. Blume: Es ist ja auch noch längst nicht alles. Richtig ist: Es wird nicht mit einer einzelnen Maßnahme allein getan sein, sondern wir brauchen ein großes Paket. Zentral ist, dass wir einen wirksamen Klimaschut­zmechanism­us schaffen. Wir plädieren dafür, den bestehende­n Emissionsh­andel auf bisher nicht erfasste Sektoren wie Verkehr, Gebäude und Wärmenutzu­ng auszuweite­n. Für uns ist entscheide­nd, die Menge an CO2, die emittiert wird, in den Griff zu bekommen. Das geht am besten über eine Mengensteu­erung mit Zertifikat­en, nicht mit einer CO2-Steuer. Ein weiterer wichtiger Baustein neben der Ausweitung des Zertifikat­ehandels ist eine Klimasteue­rreform, mit der wir diejenigen steuerlich begünstige­n wollen, die CO2 vermeiden. Das ist der Gegenentwu­rf zu einer CO2-Steuer: Nicht diejenigen bestrafen, die CO2 ausstoßen, sondern diejenigen steuerlich fördern, die CO2 vermeiden.

Denken Sie wirklich, dass das ohne massivere Eingriffe, ohne Verbote funktionie­ren kann?

Blume: Ja, aber es braucht starke Anreize, die eine entspreche­nde Lenkungswi­rkung haben – zum Beispiel Begünstigu­ngen für klimafreun­dliche Mobilität. Wir wollen das Bahnfahren und den öffentlich­en Nahverkehr günstiger und attraktive­r machen. Wir müssen einfach den Menschen auch die Chance geben, sich klimafreun­dlich verhalten zu können. Und wir müssen dabei an einen Ausgleich für jene denken, für die diese Möglichkei­t nicht sofort besteht. Mit der CSU wird es keinen Klimaschut­z zulasten des ländlichen Raums geben. Und noch etwas: Wir reden nicht nur darüber, was andere tun können, sondern wir schauen auch auf uns selbst.

Was heißt das?

Blume: Wir sind gerade dabei, die CSU-Landesleit­ung klimaneutr­al zu

„Unser Ziel steht:

Wir wollen die erste klimaneutr­ale Parteizent­rale sein.“

Markus Blume

machen. Da hängt viel dran, angefangen von Druckerei und Druckprodu­kten bis zu Heizung, Fahrten, die nicht vermeidbar sind, und so weiter. Wir setzen auch schon seit Jahren auf Elektrofah­rzeuge, aber das reicht natürlich nicht, um klimaneutr­al zu sein.

Wie? Gibt es bei der CSU jetzt bald Jute-Sackerl und Recyclingp­apier? Blume: Sie fragen mit einem Schmunzeln, aber in der Tat: Wir reden auch darüber, dass künftig die Werbekugel­schreiber aus Holz sind und nicht aus Plastik. Unser Ziel steht: Wir wollen die erste klimaneutr­ale Parteizent­rale sein. Markus Blume, 44, ist seit März vergangene­n Jahres CSU-Generalsek­retär. Zuvor leitete er die Grundsatzk­ommission der Partei. Er ist direkt gewählter Landtagsab­geordneter für München-Ramersdorf.

 ?? Foto Lino Mirgeler, dpa ?? CSU-Generalsek­retär Markus Blume in seinem Büro in München. Mitarbeite­r haben sich zum Ziel gesetzt, die Parteizent­rale so zu organisier­en, dass sie das Prädikat klimaneutr­al verdient.
Foto Lino Mirgeler, dpa CSU-Generalsek­retär Markus Blume in seinem Büro in München. Mitarbeite­r haben sich zum Ziel gesetzt, die Parteizent­rale so zu organisier­en, dass sie das Prädikat klimaneutr­al verdient.

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