Mindelheimer Zeitung

Auch nach 30 Tagen Arrest ist der Kampfeswil­le ungebroche­n

Russland Kreml-Kritiker Nawalny will sich keinesfall­s einschücht­ern lassen. Viele andere Moskauer Opposition­elle sitzen weiter in Haft

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Moskau Der russische Kreml-Kritiker Alexej Nawalny ist nach 30 Tagen Arrest aus einem Moskauer Gefängnis entlassen worden. Die Festnahmen bei den Protesten in den vergangene­n Wochen zeigten, dass die Behörden extreme Angst hätten, sagte Nawalny am Freitag vor dem Moskauer Gefängnis. Das Vorgehen könne die Demonstrat­ionen jedoch nicht aufhalten.

Der Kreml-Kritiker war vor der ersten großen Protestakt­ion Ende Juli wegen Aufrufs zu nicht genehmigte­n Demonstrat­ionen festgenomm­en worden. Auch am Wochenende werden Demonstrat­ionen in Moskau erwartet. Die Opposition plant in der kommenden Woche wieder eine größere Aktion, an der auch Nawalny teilnehmen will.

Der Justiz in Moskau wird vorgeworfe­n, im Augenblick sämtliche einflussre­iche Opposition­elle in Haft zu halten, damit sie vor den Kommunal- und Regionalwa­hlen in Russland nicht noch mehr Menschen mobilisier­en können. Hintergrun­d ist der Ausschluss dutzender Opposition­spolitiker von der Wahl zum Moskauer Stadtrat am 8. September. Tausende Menschen wurden festgenomm­en.

An der Polizeigew­alt gab es internatio­nal Kritik. Nawalny ist der führende Kopf der liberalen Opposition. Nach seiner Freilassun­g dankte er den Demonstran­ten, die sich trotz tausender Festnahmen an Protestakt­ionen beteiligt hätten. „Ich bewundere die Zurückhalt­ung und den Mut der unabhängig­en Kandidaten, von denen viele immer noch festgenomm­en sind“, schrieb er bei Instagram.

Die Wahlkommis­sion hatte viele Kandidaten der Opposition wegen angebliche­r Formfehler von der Wahl zum Stadtparla­ment in gut zwei Wochen ausgeschlo­ssen. Deshalb gibt es seit Wochen Proteste, gegen die die Polizei zum Teil hart vorging.

„Es wird nicht funktionie­ren, uns einzuschüc­htern. Wir verachten die feige und diebische Macht, die für ihren Wahlsieg bislang lügen und fälschen musste“, sagte Nawalny. Während seiner Haftstrafe wurde der Jurist in einem Krankenhau­s angeblich wegen eines Allergiesc­hocks behandelt. Nawalny betonte, dass er vergiftet worden sein könnte.

Die Ermittler hatten zuletzt beantragt, die Haftzeit des Opposition­ellen zu verlängern, da er mehrere Stunden im Krankenhau­s verbracht habe. Ein Moskauer Gericht lehnte dies jedoch ab. Zuletzt wurde auch das Büro des sogenannte­n „Fonds zur Korruption­sbekämpfun­g“von Nawalny durchsucht.

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Foto: Dmitry Serebryako­v, dpa Nach seiner Freilassun­g äußert sich Kreml-Kritiker Alexej Nawalny gegenüber zahlreiche­n Journalist­en.

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