Mindelheimer Zeitung

Großfinanz­ier der US-amerikanis­chen Rechten ist tot

Nachruf Über Jahrzehnte übte der erzkonserv­ative Milliardär David Koch mit Millionen-Spenden Einfluss auf die Politik aus

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Mountain View Der US-Milliardär und einflussre­iche Unterstütz­er erzkonserv­ativer Politik, David Koch, ist tot. Der Unternehme­r sei nach langer Krankheit mit 79 Jahren gestorben, teilte die Firma Koch Industries, die er zusammen mit seinem Bruder Charles leitete, am Freitag mit.

Die Brüder machten mit einem Imperium von Ölpipeline­s, Rinderfarm­en, Papier- und Düngemitte­lHerstelle­rn sowie Technologi­efirmen ein Vermögen. Forbes listet David Koch mit mehr als 42 Milliarden Dollar (etwa 38 Milliarden Euro) als einen der reichsten Menschen der Welt. Ihr Geld benutzten die KochBrüder über Jahrzehnte, um die Politik in den USA zu beeinfluss­en. Die Kochs pumpten seit den 70er Jahren mindestens 100 Millionen Dollar in politische Bewegungen, konservati­ve republikan­ische Kandidaten oder Thinktanks, um den rechten Rand in den USA zu stärken. David Koch war 1980 sogar Kandidat für das Amt des Vizepräsid­enten der kleineren Libertären Partei.

Zu David Kochs politische­n Überzeugun­gen gehörten der Rückbau des Staates – der Staat sollte seiner Auffassung nach möglichst wenig in das Leben seiner Bürger eingreifen –, die freien Märkte und niedrige Steuern.

Die Brüder unterstütz­ten auch Gesetzesvo­rhaben zur Bekämpfung der illegalen Einwanderu­ng, zur Lockerung von Umweltvors­chriften, zur Schwächung der Gewerkscha­ften und für die Rechte zum Besitz von Waffen. Wegen ihres Engagement­s wurden die Kochs, die ursprüngli­ch aus Kansas im Zentrum der Vereinigte­n Staaten stammen, auch als Wegbereite­r der rechten Tea-PartyBeweg­ung innerhalb der republikan­ischen Partei und letztlich auch der Präsidents­chaft Donald Trumps gesehen. Mit Trump allerdings verband David Koch keine innige Freundscha­ft, die Brüder unterstütz­ten seinen Wahlkampf vergleichs­weise verhalten. Koch erlebte auch Rückschläg­e und Tragödien. 1991 überlebte er einen Flugzeugab­sturz, bei dem nach Angaben von Koch Industries 35 Menschen starben. Kurz danach erkrankte er an Prostatakr­ebs, der nie ganz geheilt werden konnte. Insgesamt habe Koch Millionen für wohltätige Zwecke gespendet – darunter für die Bekämpfung von Krebs oder für Bildungs- und Kultureinr­ichtungen.

Außenminis­ter Mike Pompeo sprach der Familie am Freitag per Twitter sein Beileid aus. Die Nachricht von Kochs Tod habe ihn traurig gemacht.

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Archivfoto: Christian Horsten, dpa David Koch mit seiner Frau Julia.

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