Rechte Töne auf dem Dorf
Wirbel um Auftritt rechtsextremer Band
Wertingen Es ist der kleinste Ortsteil der Stadt Wertingen im Landkreis Dillingen. Etwa 100 Einwohner, eine Kapelle, ein Schützenverein, ein Neubaugebiet – Hettlingen ist überschaubar, wirkt idyllisch. Doch an diesem Wochenende steht der Weiler, wie berichtet, unter strenger Beobachtung: Nach Hinweisen auf ein mögliches Konzert der von Sicherheitsbehörden als rechtsextrem eingestuften Band „Schanddiktat“aus dem Raum Dillingen hat die Stadt in Absprache mit der Polizei eine sogenannte Allgemeinverfügung erlassen. Der Tenor: Konzerte der Band sind am Samstag und Sonntag in Wertingen verboten. Die Polizei kündigte an, mit mehr Personal als sonst im Einsatz zu sein, um etwaige Veranstaltungen auflösen zu können.
Auf die Ankündigung der Band am Donnerstagabend im Internet, das Konzert werde nun am Freitag in „Mitteldeutschland statt Bayern“stattfinden, reagierte die Polizei gelassen. „Wir wissen nicht, ob das der Wahrheit entspricht. Wir haben die Entwicklungen in Wertingen im Blick und werden entsprechend reagieren“, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Schwaben-Nord. Von einer umtriebigen rechten Szene im Raum Wertingen könne man seiner Meinung nach aber nicht sprechen.
Dabei ist die Region in der rechten Szene zumindest kein unbeschriebenes Blatt. Nach Informationen unserer Zeitung soll in Hettlingen vor wenigen Jahren auf dem Grundstück eines Privatmannes schon einmal ein Konzert mit mehreren Dutzend einschlägigen Besuchern stattgefunden haben. Zudem ist aus politischen Kreisen zu hören, dass zuletzt vermehrt Auftritte von Mitgliedern der als rechtsextrem eingestuften Identitären Bewegung registriert wurden. Diese hatten unter anderem in Donauwörth Aufsehen erregt, als sie im November 2018 ein symbolisches Pulverfass vor das Rathaus stellten und im April 2019 Plakate der Grünen fälschten. Der Staatsschutz ermittelt wegen Volksverhetzung.