Droysen legt nach
Eiskunstlauf Der 19-jährige Ex-Bundeskader-Athlet will seine Vorwürfe gegen den Stützpunkt-Trainer Karel Fajfr mit Zeugenaussagen beweisen können. Dieser wehrt sich
Oberstdorf/Würzburg Isaak Droysen legt nach. Der 19-jährige ehemalige Bundeskader-Athlet hat den Vorwürfen, wonach ihn EiskunstlaufTrainer Karel Fajfr am Stützpunkt in Oberstdorf über Jahre körperlich und seelisch missbraucht haben soll, Nachdruck verliehen. „Es melden sich nach und nach Leute bei mir, sie gehen mit ähnlichen Erfahrungen oder auch als Zeugen in die Öffentlichkeit, haben aber Angst, ihren Namen zu nennen“, sagt Droysen gegenüber unserer Zeitung.
Der Fall, bei dem inzwischen die Polizei ermittelt, sorgt bundesweit für Aufregung. In seinen Vorwürfen hatte Droysen behauptet, er habe aufgrund von Demütigungen, Schlägen und Beschimpfungen in den Trainings „am ganzen Körper gezittert“.
Der 75-jährige Fajfr, der Mitte der 1990er Jahre wegen sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen in elf Fällen und wegen Körperverletzung in zwei Fällen zu einem dreijährigen Berufsverbot verurteilt war, wehrt sich nun entschieden gegen die Vorwürfe seines Ex-Schützlings.
„Ich habe Isaak Droysen zu keinem Zeitpunkt geohrfeigt, geschlagen, oder gedemütigt und keine andere Form von physischer oder psychischer Gewalt gegen ihn ausgeübt“, heißt es in einer Stellungnahme Fajfrs, die unserer Redaktion vorliegt. Demnach weise er die gegen ihn „erhobenen Vorwürfe in allen Punkten entschieden zurück“.
Dem Schreiben von Fajfrs Anwälten liegen ein offener Brief sowie ein halbes Dutzend, teils mehrseitiger Schilderungen, von Eltern, aktiven Schülern sowie eines Trainingspartners Droysens bei, die von guten Erfahrungen berichten, die die Betroffenen in ihrer Zeit unter Fajfr gemacht haben sollen.
Darüber hinaus seien die Einheiten im Eissportzentrum unterm Nebelhorn „öffentlich zugänglich. Sehr viele Eltern, Sportler, Angehörige, Personal bevölkern die Trainingshallen. Wir Trainer arbeiten quasi auf dem Präsentierteller“, schreibt Fajfr. In den ersten Vorwürfen Droysens war davon die Rede, die Ausfälle Fajfrs seien teils in aller Öffentlichkeit passiert.
Im Rahmen unserer Recherchen am Bundesstützpunkt in Oberstdorf bekräftigt indes auch EC-Oberstdorf-Präsident Harald Löffler: „Es ist nie etwas unter den Teppich gekehrt worden, nicht in Oberstdorf. Mir ist nie etwas aufgefallen, das die Vorwürfe belegt.“Zumindest zwei aktive Trainer vom Stützpunkt in Oberstdorf, die selbst unter Fajfr gelernt haben, wollen nach Informationen dieser Redaktion Stellung zum Verhalten Fajfrs beziehen.
Zwar legt auch Droysen, seinerzeit Sportler des WSV Aschaffenburg, Wert darauf, dass Oberstdorf „damit nichts zu tun hat“, doch der 19-Jährige hofft auf Aufklärung – auch vonseiten des Verbandes: „Mein Ziel ist, dass Kinder und Eltern gewarnt sind – und, dass das in Zukunft nicht mehr passiert. Meworden chanismen müssen sich ändern.“Mitte August bereits hatte die Deutsche Eislauf-Union in einer Stellungnahme auf ihrer Homepage einer Meldung der Berliner Zeitung widersprochen, wonach die Leistungssportkommission beschlossen habe, dass Fajfr keine minderjährigen Sportler mehr trainieren darf. „Die Aussage entspricht nicht den Tatsachen. Einen solchen Beschluss gibt es nicht“, heißt es auf der
Fajfr-Schüler berichten von positiven Erfahrungen
Eislauf-Union bezieht Stellung
Homepage. Der Verband befasse sich „intensiv mit den Vorwürfen“und habe schriftliche Stellungnahmen „von Personen im näheren Umfeld“angefordert sowie die Anfragen ausgeweitet, um einen größeren Kreis zu erfassen.
Ohne auf seinen Austausch zur DEU einzugehen, sagte Isaak Droysen unserer Zeitung: „Ich weiß, dass der DEU Aussagen vorliegen, die mich und meine Schilderungen und Erfahrungen stützen.“