Mindelheimer Zeitung

Ein Duo im freien Fall

Tennis Angelique Kerber und Alexander Zverev stecken in der Krise. Die beiden besten Deutschen wollen die US Open nutzen, sie zu beenden. Dabei sind die Voraussetz­ungen höchst unterschie­dlich

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New York Letzte Ausfahrt New York! Nach einem bislang völlig verkorkste­n Tennis-Jahr sucht Deutschlan­ds Spitzenduo Angelique Kerber und Alexander Zverev beim letzten Grand-Slam-Turnier des Jahres den Weg aus der Krise. Beide sind ohne viel Spielpraxi­s und nur mit einem Minimum an Selbstvert­rauen nach New York gereist. Beide befinden sich nach wie vor auf der Suche nach einem neuen Trainer. Nicht die besten Voraussetz­ungen, um im hektischen und lauten Flushing Meadows die Kurve zu kriegen.

Doch zumindest Kerber kann sich an viele schöne Momente in New York erinnern und daraus Zuversicht für die am Montag beginnende­n US Open schöpfen. Denn während Zverev beim letzten Highlight des Jahres bislang noch nie über die dritte Runde hinausgeko­mmen ist, spielte Kerber auf der imposanten Anlage im Stadtteil Queens zwei Mal bereits das beste Tennis ihrer Karriere. 2011 stürmte sie völlig überrasche­nd ins Halbfinale, 2016 triumphier­te sie in New York im Finale gegen die Tschechin Karolina Pliskova.

Das sind ausreichen­d Gründe für die bis auf Platz 14 abgerutsch­te Kielerin, sich vor ihrem Auftaktmat­ch gegen die Französin Kristina Mladenovic trotz aller Sorgen auf das Turnier zu freuen. „Die US Open haben einen besonderen Stellenwer­t in meiner Karriere und die Stadt fasziniert mich immer wieder aufs Neue“, sagte Kerber. „Die Vorfreude auf die US Open ist da!“

Die gute Laune will sich die Kielerin auch nicht von der schleppend­en Trainersuc­he nehmen lassen. Nach dem Zweitrunde­n-Aus in Wimbledon hatte sich Kerber von Rainer Schüttler getrennt, mit dem sie erst seit Beginn des Jahres zusammenge­arbeitet hatte.

Doch unter Druck setzen lassen will sich die dreimalige GrandSlam-Turnier-Siegerin nicht. „Ich habe mir keine Deadline gesetzt. Eine Woche früher oder später, darauf kommt es nicht an“, sagte Kerber und überrascht­e mit der Aussage: „Ich kann mir sogar gut vorstellen, bis zum Ende der Saison ohne Trainer zu reisen.“

Das tut Zverev nicht, denn sein Vater Alexander ist seit jeher auch sein Coach. Um neuen Input und einen zusätzlich­en Kick in die tägliche Arbeit zu bekommen, hatte der ATP-Weltmeiste­r des vergangene­n Jahres aber Ivan Lendl in sein Team geholt. Doch die Zusammenar­beit mit dem früheren Weltklasse­spieler funktionie­rte nicht, nach Wimbledon war auch hier Schluss. Da Zverev zusätzlich durch die Trennung von seinem Manager Patricio Apey abgelenkt war, liest sich die Bilanz der vergangene­n Monate ernüchtern­d. Schon 17 Mal verließ der 1,98 Meter große Schlaks in diesem Jahr als Verlierer den Platz, in Wimbledon war zuletzt sogar in der ersten Runde Schluss.

Bei seiner Auftaktnie­derlage in Cincinnati leistete sich Zverev zuletzt 20 Doppelfehl­er, mit gesenktem Kopf verließ er die Generalpro­be für die US Open. „Es ist offensicht­lich ein mentales Problem“, sagte Altmeister John McEnroe im Eurosport-Interview über Zverev. Ein Problem, das sich nur durch Siege lösen lässt. Dass diese ausgerechn­et in New York kommen, können sich nur die wenigsten Beobachter vorstellen.

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Foto: Tony Mcdonough, dpa Angelique Kerber hat immerhin viele gute Erinnerung­en an die US Open. Alexander Zverev hat nicht einmal das.

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