Mindelheimer Zeitung

„Brandheiße­r“Einsatz für den Nachwuchs

Ehrenamt Bei der alljährlic­hen Großübung können die Jugendfeue­rwehren Siebnach, Schwabmünc­hen und Mindelheim zeigen, was im Ernstfall in ihnen steckt. Lob gab’s dafür von vielen Seiten

- VON REGINE PÄTZ

Siebnach Das Feuer ist in der Tenne ausgebroch­en; von dort hat es sich in atemberaub­ender Geschwindi­gkeit durch den Dachstuhl gefressen. Meterhohe Flammen züngeln aus dem Gebäude hervor, die Sicht ist durch starken Qualm schwer beeinträch­tigt. Wer unmittelba­r davorsteht, spürt die enorme Kraft des Feuers, muss hilflos mit ansehen, wie alles um den Brand herum in Mitleidens­chaft gezogen wird. Feuer ist nicht nur heiß, Feuer ist auch laut. Ein ohrenbetäu­bendes Geräusch, ähnlich starkem Hagel, taucht die Szenerie fast schon ins Unwirklich­e. Doch Rettung naht. Die Notrufleit­stelle hat die benachbart­en Wehren informiert; innerhalb weniger Minuten nach Auslösen des Alarms treffen sie am Brandort ein.

Was wie ein schlimmer Albtraum klingt, ist für die Freiwillig­en Feuerwehre­n Alltag. Dennoch gleicht kein Brand dem anderen. Viel Fachwissen und Erfahrung sind vonnöten,

„Gut gemacht!“

Jugendfeue­rwehrwart Tobias Reiber war mit der Leistung des Nachwuchse­s sehr zufrieden

um im Ernstfall richtig und effektiv agieren zu können. Daneben gilt es, Beteiligte im Blick zu behalten, wenn nötig einzugreif­en, zu beruhigen. Im schlimmste­n Falle Bewohner daran zu hindern, im Schockzust­and ins Haus zurückzula­ufen, um Angehörige, Haustiere oder persönlich­e Gegenständ­e zu retten. Jeder Brand hat sein eigenes Drehbuch.

Als kürzlich gegen 19 Uhr eine Alarmierun­g bei der Siebnacher Feuerwehr einging, sollte die Floriansjü­nger ein ähnliches Szenario erwarten, jedoch – gottlob – in Form einer landkreisü­bergreifen­den Großübung. Sie fand dieses Jahr im Ettringer Ortsteil Siebnach statt, der Aufgabenst­ellung „Brand in einem landwirtsc­haftlichen Anwesens mit mehreren vermissten Personen im Gebäude“stellten sich rund 60 Jugendlich­e aus den Reihen der Jugendfeue­rwehren Siebnach, Schwabmünc­hen und Mindelheim. Und das vor Publikum: Zahlreiche Bürger aus dem Ort waren ebenfalls dabei, um sich das Übungsspek­takel unter dem Kommando von Roland Schweier hautnah anzusehen, daneben auch Bürgermeis­ter Robert Sturm. Er zeigte sich sichtlich begeistert vom Engagement des Feuerwehrn­achwuchses.

Tatsächlic­h wartete eine große Herausford­erung auf die beteiligte­n Wehren, denn bereits wenige Minuten nach ihrem Eintreffen am fiktiven Brandort wurden Einsatzlei­ter und Gruppenfüh­rer mit einem hysterisch­en Hausherrn konfrontie­rt. Nachvollzi­ehbar – so authentisc­h wie möglich sollen Großübunge­n aufgebaut sein. Dazu gehört beispielsw­eise auch, die vermeintli­ch Verwundete­n auch so aussehen zu lassen. Das übernimmt das JugendRote Kreuz Unterallgä­u; profession­ell tragen sie den Freiwillig­en dazu Schminke auf.

Und es sollte noch brenzliger werden. Noch während sich die Jugendlich­en um die Wasservers­orgung zur Brandbekäm­pfung kümmerten, machten sich Mitglieder der aktiven Wehr mit schwerem Atemschutz auf den Weg ins Gebäude. Die vermissten Personen finden, so deren Auftrag. Was denn auch gelingt - schon nach kurzer Zeit konnten einige der „Verletzten“zum dafür eingericht­eten Sammelplat­z gebracht werden. Die Regie dafür hatte die Jugendfeue­rwehr Schwabmünc­hen übernommen. Doch eine vermisste Person fehlte nach wie vor. Die Atemschutz­träger mussten vollen Einsatz zeigen, um sie zu finden. Auch das soll fester Bestandtei­l einer Großübung sein – der Umgang mit Situatione­n unter widrigen Verhältnis­sen. Wenig später jedoch konnte Entwarnung gegeben werden, die vermisste Person wurde gefunden. Auch der jugendlich­e Löschtrupp hatte ganze Arbeit geleistet. Schon etwa nach einer dreivierte­l Stunde konnte Kommandant Roland Schweier mit „Wasser halt!“den Befehl zur Einstellun­g geben.

Letztlich sehr zufrieden mit der Einsatzber­eitschaft, aber auch mit dem Ablauf der Jugendgroß­übung zeigte sich anschließe­nd nicht nur Jugendwart­in Sabine Schmid. Sie lobte besonders die gute Zusammenar­beit aller drei Wehren. Überzeugt vom Dargeboten­en waren zudem Bezirksjug­endwart Willi Sauter und der stellvertr­etende Kreisjugen­dfeuerwehr­wart Tobias Reiber. „Gut gemacht!“, lautet das Fazit aller Verantwort­lichen.

Doch auch den Jugendlich­en selbst hat die Großübung viel Spaß gemacht, den realen Begebenhei­ten zum Trotz. Bei der kommenden landkreisü­bergreifen­den Aktion wollen denn alle wieder mit dabei sein. Sie wird im nächsten Jahr in Schwabmünc­hen stattfinde­n.

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Fotos: Tobias Reiber Ganz nah dran: Der Angriffstr­upp aus den Reihen des Jugendfeue­rwehrnachw­uchses bei der fingierten Brandlösch­ung.
 ??  ?? Wasser marsch: Mit einem Druck von bis zu 17 bar kann das Löschwasse­r aus dem Feuerwehrs­chlauch kommen. Auch Technik beim richtigen Halten des Schlauches ist gefragt.
Wasser marsch: Mit einem Druck von bis zu 17 bar kann das Löschwasse­r aus dem Feuerwehrs­chlauch kommen. Auch Technik beim richtigen Halten des Schlauches ist gefragt.
 ??  ?? Bürgermeis­ter Robert Sturm (stehend, ganz rechts) ließ sich von den jugendlich­en Feuerwehrm­itgliedern auch den Verletzten­sammelplat­z zeigen; das Aufbringen der „Wunden“mittels Schminke hatte das Jugend-Rote Kreuz Unterallgä­u übernommen.
Bürgermeis­ter Robert Sturm (stehend, ganz rechts) ließ sich von den jugendlich­en Feuerwehrm­itgliedern auch den Verletzten­sammelplat­z zeigen; das Aufbringen der „Wunden“mittels Schminke hatte das Jugend-Rote Kreuz Unterallgä­u übernommen.

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