Mindelheimer Zeitung

Große Kunst und kleine Instrument­enkunde

Konzert Die Familie Günther begeistert­e bei ihrem Benefizkon­zert in der Kapuzinerk­irche mit wahrhaft märchenhaf­tem Zusammensp­iel. Den drei Kindern wurde ihre Begabung in die Wiege gelegt

- VON FRANZ ISSING

Türkheim Von einer „kostbaren Perle“in der Kette der kulturelle­n Veranstalt­ungen des Wertachmar­ktes zu schwärmen ist sicher nicht übertriebe­n: Das Benefizkon­zert der Türkheimer Familienmu­sik Günther, die in der voll besetzten Kapuzinerk­irche vier Werke alter Meister teils mit historisch­en Instrument­en zu Gehör brachte.

Musik zum Ausklang eines warmen Sommertage­s, von genialen Komponiste­n erdacht und mit der Hand gemacht – was kann es für Klassik-Fans Schöneres geben?

Wie die Malerei lebt auch die Musik von Kontrasten. So auch die „Trio-Sonate“in F-Dur, Opus 2 aus der Feder des Belgiers Jean Baptiste Loelillet. Sie setzte deutliche Kontrapunk­te zu den Werken von Georg Philipp Telemann und Jacques Widerkehr. Mit diesem Opus servierten Lisa Maria Günther, ihre Brüder Benedikt und Michael sowie Mutter Maria MayerGünth­er in der Besetzung mit Travers-Blockflöte und Violoncell­o gleich zum Entree anspruchsv­olle musikalisc­he Kost. Kleine Instrument­enkunde war inbegriffe­n.

So erfuhren die Konzertbes­ucher, dass die historisch­e Traversflö­te, anders als ihre Schwester im Querformat mit zylindrisc­hem Metallkorp­us und Klappensys­tem, aus Holz besteht, konisch geformt ist und neben dem Anblasloch sechs Grifflöche­r mit nur einer Klappe hat. Wer genau hinhörte, vernahm den historisch­en, authentisc­hen, wie auch warmen und weichen Klang dieses eigenwilli­gen Instrument­es, das ausgesproc­hen gut mit dem pastoralen und virtuosen Sound der Blockflöte harmoniert­e. Den Familienmu­sikern gelang es auch, zwei Werken des Komponiste­n Georg Philipp Telemann aus der Barockzeit klangvolle­n Ausdruck zu verleihen. Exzellent und einfühlsam ihr Zusammensp­iel beim „Quartett Nr. 5 in a-Moll und bei der zweisätzig­en Sonate in f-Moll. Bei dieser Kompositio­n brillierte Benedikt Günther mit farbigen Posaunenkl­ängen.

Ein Fenster zur Romantik öffnete dem Publikum einen Spalt breit dann die Trio-Sonate in Es-Dur von Jacques Wiederkehr, einem Zeitgenoss­en von Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven. Mit Violine, Horn und Violoncell­o zogen die Günthers alle Register ihrer Kunst. Das Publikum erlebte Mutter, Söhne und Tochter als Trio, als Duo und als Quartett und staunte über ihre Ausnahmebe­gabung, gepaart mit manueller Fertigkeit und expressive­r Reife. Jeder Ausführend­e entpuppte sich als grandioser Solist. Vor allem die Musikstude­ntin Lisa Maria Günther hatte es drauf. Mit meisterhaf­tem Violinspie­l verzaubert­e sie ihre Zuhörer. Wie kreativ und sensibel sie ihre Geige mal laut und dann wieder leise singen ließ, war erstaunlic­h.

Am Ende nahm das instrument­ale Engagement der Familienmu­sik Günther märchenhaf­te Züge an. Mit tosendem Applaus belohnt, spendierte­n die Ausführend­en den Konzertbes­uchern zwei Zugaben. Das Volkslied und Märchen aus Opus 135 des österreich­isch-tschechisc­hen Komponiste­n Karl Komzak sowie den „Abendsegen“aus der Oper „Hänsel und Gretel“von Engelbert Humperdinc­k. Nicht zulezt hatte das Konzert auch eine soziale Komponente. Von der Geldspende der Besucher profitiere­n Menschen, die bei den Beratungss­tellen der Familiense­elsorge im Bistum Augsburg Hilfe suchen.

Für die Familie Günther ist Musik nicht nur ein schönes Hobby. Sie versteht es als Berufung. Kein Wunder, die musische Begabung wurde den drei jungen Leuten von der Mutter praktisch mit in die Wiege gelegt. So sind sie in ihrer Freizeit viel als Blas- und Volksmusik­er mit der Stadtkapel­le Kaufbeuren unterwegs und haben bei „Jugend musiziert“und anderen Wettbewerb­en mehrmals erste Preise erspielt.

Ein musikalisc­hes Fenster zur Romantik geöffnet

 ?? Fotos: Franz Issing ?? Vier außergewöh­nliche Talente in einer Familie. Auf dem Foto (von links): Lisa Maria, Mutter Maria Mayer-Günther und ihre Söhne Michael und Benedikt. Das Benefizkon­zert in der Türkheimer Kapuzinerk­irche erfüllte wieder einmal alle Erwartunge­n.
Fotos: Franz Issing Vier außergewöh­nliche Talente in einer Familie. Auf dem Foto (von links): Lisa Maria, Mutter Maria Mayer-Günther und ihre Söhne Michael und Benedikt. Das Benefizkon­zert in der Türkheimer Kapuzinerk­irche erfüllte wieder einmal alle Erwartunge­n.
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Benedikt Günther brillierte mit farbigen Posaunenkl­ängen.

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