Große Kunst und kleine Instrumentenkunde
Konzert Die Familie Günther begeisterte bei ihrem Benefizkonzert in der Kapuzinerkirche mit wahrhaft märchenhaftem Zusammenspiel. Den drei Kindern wurde ihre Begabung in die Wiege gelegt
Türkheim Von einer „kostbaren Perle“in der Kette der kulturellen Veranstaltungen des Wertachmarktes zu schwärmen ist sicher nicht übertrieben: Das Benefizkonzert der Türkheimer Familienmusik Günther, die in der voll besetzten Kapuzinerkirche vier Werke alter Meister teils mit historischen Instrumenten zu Gehör brachte.
Musik zum Ausklang eines warmen Sommertages, von genialen Komponisten erdacht und mit der Hand gemacht – was kann es für Klassik-Fans Schöneres geben?
Wie die Malerei lebt auch die Musik von Kontrasten. So auch die „Trio-Sonate“in F-Dur, Opus 2 aus der Feder des Belgiers Jean Baptiste Loelillet. Sie setzte deutliche Kontrapunkte zu den Werken von Georg Philipp Telemann und Jacques Widerkehr. Mit diesem Opus servierten Lisa Maria Günther, ihre Brüder Benedikt und Michael sowie Mutter Maria MayerGünther in der Besetzung mit Travers-Blockflöte und Violoncello gleich zum Entree anspruchsvolle musikalische Kost. Kleine Instrumentenkunde war inbegriffen.
So erfuhren die Konzertbesucher, dass die historische Traversflöte, anders als ihre Schwester im Querformat mit zylindrischem Metallkorpus und Klappensystem, aus Holz besteht, konisch geformt ist und neben dem Anblasloch sechs Grifflöcher mit nur einer Klappe hat. Wer genau hinhörte, vernahm den historischen, authentischen, wie auch warmen und weichen Klang dieses eigenwilligen Instrumentes, das ausgesprochen gut mit dem pastoralen und virtuosen Sound der Blockflöte harmonierte. Den Familienmusikern gelang es auch, zwei Werken des Komponisten Georg Philipp Telemann aus der Barockzeit klangvollen Ausdruck zu verleihen. Exzellent und einfühlsam ihr Zusammenspiel beim „Quartett Nr. 5 in a-Moll und bei der zweisätzigen Sonate in f-Moll. Bei dieser Komposition brillierte Benedikt Günther mit farbigen Posaunenklängen.
Ein Fenster zur Romantik öffnete dem Publikum einen Spalt breit dann die Trio-Sonate in Es-Dur von Jacques Wiederkehr, einem Zeitgenossen von Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven. Mit Violine, Horn und Violoncello zogen die Günthers alle Register ihrer Kunst. Das Publikum erlebte Mutter, Söhne und Tochter als Trio, als Duo und als Quartett und staunte über ihre Ausnahmebegabung, gepaart mit manueller Fertigkeit und expressiver Reife. Jeder Ausführende entpuppte sich als grandioser Solist. Vor allem die Musikstudentin Lisa Maria Günther hatte es drauf. Mit meisterhaftem Violinspiel verzauberte sie ihre Zuhörer. Wie kreativ und sensibel sie ihre Geige mal laut und dann wieder leise singen ließ, war erstaunlich.
Am Ende nahm das instrumentale Engagement der Familienmusik Günther märchenhafte Züge an. Mit tosendem Applaus belohnt, spendierten die Ausführenden den Konzertbesuchern zwei Zugaben. Das Volkslied und Märchen aus Opus 135 des österreichisch-tschechischen Komponisten Karl Komzak sowie den „Abendsegen“aus der Oper „Hänsel und Gretel“von Engelbert Humperdinck. Nicht zulezt hatte das Konzert auch eine soziale Komponente. Von der Geldspende der Besucher profitieren Menschen, die bei den Beratungsstellen der Familienseelsorge im Bistum Augsburg Hilfe suchen.
Für die Familie Günther ist Musik nicht nur ein schönes Hobby. Sie versteht es als Berufung. Kein Wunder, die musische Begabung wurde den drei jungen Leuten von der Mutter praktisch mit in die Wiege gelegt. So sind sie in ihrer Freizeit viel als Blas- und Volksmusiker mit der Stadtkapelle Kaufbeuren unterwegs und haben bei „Jugend musiziert“und anderen Wettbewerben mehrmals erste Preise erspielt.
Ein musikalisches Fenster zur Romantik geöffnet