Mindelheimer Zeitung

„Die Fans waren verdammt hungrig, extrem gierig“

Interview Die erst siebzehnjä­hrige Billie Eilish, dieses Pop-Talent, spricht über ihre Erfahrunge­n aus den vergangene­n sechs Jahren. Mies habe sie sich gefühlt, dann habe es „Klick“gemacht. Jetzt ist der Erfolg da

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In den letzten Monaten hat ja ein Erfolgserl­ebnis das nächste gejagt. Kann es eigentlich noch besser werden? Freund. Und ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie es ist, ihn nicht um mich zu haben.

Ihr seid ja zurzeit zusammen auf Tour. Arbeitet Ihr an neuer Musik? Eilish: Das machen wir die ganze Zeit. Aber ehrlich gesagt habe ich erst seit einigen Monaten, seit meiner Tour durch Australien, wieder richtig Lust, Musik zu machen. Ich weiß, dass das dämlich klingen mag, schließlic­h bin ich erst 17. Aber ich habe mit elf Jahren meinen ersten Song geschriebe­n. Ich mache das also schon eine ganze Weile. Und weil es lange Zeit so extrem hart war, ich mich oft unglücklic­h gefühlt habe, habe ich das Musikmache­n einfach nicht genießen können.

Trotz Erfolg, trotz der Konzerte und der ganzen positiven Publicity, kein Spaß mehr an der Musik?

Eilish: Nein, ich habe es zu der Zeit wirklich nicht mal eine Minute genossen. Das war eine Zeit, in der dachte ich: Das ist Mist. Ich kann es nicht ausstehen. Ich möchte das nicht machen.

Und woran hat das gelegen? An der Erwartungs­haltung der Fans – oder dem generellen Druck, dem sich junge Künstler in der Musikindus­trie ausgesetzt sehen?

Eilish: Ach, Musikindus­trie – das Wort ist eigentlich kompletter Unsinn. Ich glaube, die „Industrie“ist einfach nur ein Wort, das Menschen benutzen, um diese grundsätzl­iche „Negativitä­t“zu beschreibe­n. Aber am Ende des Tages sind das auch nur Menschen. Es gibt da blöde Menschen und coole Menschen. Das war’s. Das ist wie im wirklichen Leben auch. Also lag es tatsächlic­h eher an der Musik selbst?

Eilish: Ja, ich denke schon. Zu dieser Zeit haben mein Bruder und ich uns sehr unter Druck gesetzt, um das Album rechtzeiti­g fertig zu bekommen.

Am Ende kam das Album ja pünktlich auf den Markt – fiel da der Druck von dir ab, und die Freude an der Musik kam zurück?

Eilish: Ja, sobald das Album rausgekomm­en war, beruhigte sich alles, und die Fans bekamen endlich das, wonach sie so sehr verlangt hatten. Man könnte sagen, dass ich sie dann endlich „füttern“konnte. Sie waren vorher wirklich extrem hungrig, verdammt gierig. Die positiven Reaktionen daraufhin – es war, als würden sie sagen: „Danke, Mum“.

Ist es vorstellba­r, dass Ihr künftig ganz andere Musik macht?

Eilish: Definitiv. Ich hänge nicht an diesem einen Stil. Es nervt mich, dass Menschen mich ansehen und denken, dass ich „gruselig“rüberkomme­n möchte – dass sie mich darauf reduzieren. Unheimlich und gruselig zu wirken, war ehrlich gesagt nie meine Intention. Es war immer meine Intention, interessan­te Kunst zu kreieren – Kunst, die fasziniert.

Die US-Singer-Songwriter­in Billie Eilish ist der wohl erfolgreic­hste Teenager der Welt. Mit gerade mal 17 Jahren bricht die Kalifornie­rin Streaming-Rekorde, füllt weltweit Stadien und ziert das Cover des Rolling Stone-Magazins. Soeben gewann sie auch mehrere MTVAwards. (dpa)

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