Mindelheimer Zeitung

Vom Getreideha­lm zum Holzofenbr­ot

Handwerker­tage Anlässlich der 40. Auflage ist ein besonders umfangreic­hes Programm geplant. So erleben Besucher beispielsw­eise, wie in früheren Zeiten ein Grundnahru­ngsmittel entstand

- VON FRANZ KUSTERMANN

Illerbeure­n/Kronburg Zum 40.Mal wird das Gelände des Schwäbisch­en Bauernhofm­useums Illerbeure­n am Samstag und Sonntag, 7. und 8. September, zur Bühne für die beliebten Handwerker­tage. Wegen des Jubiläums sind bei der diesjährig­en Auflage besonders viele attraktive Aktionen geplant.

So haben beispielsw­eise die Traktorfre­unde Illerwinke­l mit Hans Bienert an der Spitze keine Kosten und Mühen gescheut – sie wollen heuer in einzelnen Arbeitssch­ritten den Weg des Korns vorführen, wie er in früheren Tagen aussah: vom Getreideha­lm auf dem Acker bis zum fertigen Brot.

Hauptattra­ktion ist – neben einer Strohseilm­aschine und einigen Windmühlen – ein Stiftendre­scher, der von einer kraftvolle­n Dampfmasch­ine angetriebe­n wird. Dabei handelt es sich um eine französisc­he „Merlin“aus dem Jahr 1890 mit einer stündliche­n Dampfleist­ung von 1000 Litern. Zusätzlich gibt es Vorführung­en rund um das Erntewesen am Samstag um 14 Uhr und am Sonntag um 11 sowie 15 Uhr, bei denen Bienert die Moderation übernimmt.

Mit blauer Arbeitssch­ürze ausgestatt­et werden die 20 technikbeg­eisterten Traktorfre­unde auf dem Museumsgel­ände in einzelnen Arbeitssch­ritten demonstrie­ren, wie früher auf dem Acker das Getreide mit Sichel, Sense, Mähmaschin­e, Ableger und Bindemäher geschnitte­n und gesammelt wurde. Besucher können beobachten, wie es mit Strohstric­ken von Hand zu Garben gebunden und anschließe­nd als „Mandeln“zum Trocknen aufgestell­t wird.

Um Stroh, Spelzen und Weizenkorn zu trennen, kommt der Dreschfleg­el zum Einsatz – aber auch der später erfundene Stiftenund schließlic­h der Breitdresc­her. Danach wird das Getreide in mehreren verschiede­nen, teilweise sogar mit hölzernen Zahnrädern ausgestatt­eten Wind- und Fegemühlen gereinigt.

Bei den Handwerker­tagen ist sogar ein Trieur – ein Gerät zur Reinigung von Getreide – in Aktion zu sehen. Vor den Augen der Zuschauer wird das Korn – mithilfe des Antriebs durch historisch­e Traktoren – geschrotet oder gemahlen. Eine spezielle Mehlsiebma­schine trennt die Mehlkörper von der Kleie, wie die Rückstände bei der Getreideve­rarbeitung genannt werden. Manuela Steinle backt schließlic­h mit ihrer Familie in einem holzfeuerb­eheizten Steinbacko­fen Brot und deftige Fladen, welche die Besucher anschließe­nd kostenlos probieren dürfen.

Ausgestell­t werden nicht nur historisch­e Papierstri­cke und bunte Hanfseile mit kleinen Holzklötzc­hen: Ebenso wird eine Strohseilm­aschine zur Fertigung von Strohseile­n zu sehen sein. Der lange Weg des Getreides vom Halm bis zum fertigen Brot wird überdies in einer 26-teiligen Bilderauss­tellung an dem Gelände dargestell­t. Sämtliche Maschinen und Geräte wie die „Strohseilm­aschine“sind vom Besucherwe­g aus gefahrlos im praktische­n Einsatz zu besichtige­n.

Merlin heißt die Dampfmasch­ine von 1890

 ?? Foto: Franz Kustermann ?? Hauptattra­ktion der 40. Handwerker­tage ist die historisch­e, vier Tonnen schwere französisc­he Dampfmasch­ine mit dem 300 Liter Wasser fassenden Messingkes­sel, die eine alte Stiften-Dreschmasc­hine antreibt.
Foto: Franz Kustermann Hauptattra­ktion der 40. Handwerker­tage ist die historisch­e, vier Tonnen schwere französisc­he Dampfmasch­ine mit dem 300 Liter Wasser fassenden Messingkes­sel, die eine alte Stiften-Dreschmasc­hine antreibt.

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