Eine honigsüße Leidenschaft
Porträt Verena Ratzinger aus Rammingen hat vor fünf Jahren als Imkerin angefangen. Jetzt studiert sie an der Hochschule Weihenstephan und weiß (fast) alles über Bienen und die Honigproduktion
Rammingen Als Verena Ratzinger vor fünf Jahren ihren Eltern mitteilte, dass sie eigene Bienen möchte, waren diese zunächst skeptisch. Vor allem ihre Mutter, Claudia. Denn es war klar, dass die Bienenvölker in den großen Garten der Ratzingers in Rammingen kommen würden.
Ob es nicht unangenehm werden könnte, wo Claudia Ratzinger doch oft bei ihrer Gartenarbeit bei den Kräutern, den Tomatenpflanzen oder den Hühnern rund um den Bienenstandort zu tun hat. Aber diese Sorge war unbegründet, denn die Bienen sind brav.
Inzwischen ist die ganze Familie ein gutes Team, denn auch der Vater hat Kurse besucht und mit der Königinnenzucht kennt er sich inzwischen besser aus als Tochter Verena.
Praktischerweise ist Rupert Ratzinger Schreiner und er baute nicht
Die Imkerei fasziniert Jung und Alt
nur das Häuschen, in dem inzwischen sechs Bienenvölker untergebracht sind, sondern auch einen Sonnenwachsschmelzer: ein Holzkasten mit einer Glasplatte, wo Bienenwaben durch Sonnenwärme schmelzen. Mutter Claudia macht daraus Kerzen und auch sie hat zusammen mit Verena schon Kurse besucht.
„Imkerliche Wachsverarbeitung, Klären, Reinigen, Herstellung verschiedener Wachsprodukte“heißt so ein Kurs und Claudia macht auch Salben oder Cremes.
Als Daniela anfing mit den Bienen, zunächst mit zwei Völkern, war sie 17. Inzwischen hat sie sämtliche Kurse in der Imkerschule Schwaben besucht, zunächst den Anfängerkurs.
„Der ist immer gut besucht, 80 bis 100 Teilnehmer sind da keine Seltenheit“erzählt sie, und dass vom Teenager bis zum Rentner alle Altersgruppen vertreten sind.
Und zu jeder Arbeit am Bienenstock gibt es einen Kurs, einmal Theorie und dann noch Praxis am Bienenstock: zur Gewinnung von Qualitätshonig, Aufzucht von Königinnen, gesunde Völkerführung oder Ablegerbildung und Völkervermehrung und noch viel mehr.
Trotzdem war Verena anfangs oft unsicher und hat einen sogenannten Imkerpaten zu sich bestellt, der ihr bei ihren Bienen half und erklärte wo notwendig.
Jetzt im Spätsommer ist die Honigproduktion abgeschlossen. Verena behandelt ihre Bienen gegen die Varroamilbe mit Ameisensäure.
Danach kommt die Einfütterung für den Winter mit Futterteig, Zuckerwasser und Zuckersirup. „Wenn es im Supermarkt Zucker im Sonderangebot gibt und man Leute sieht, die ihren Wagen damit vollgepackt haben, dann sind das meist Imker“, scherzt sie. Im Winter wird gegen die Varroamilbe behandelt, einmal mit Milchsäure und einmal mit Oxalsäure. „Mittelwände aus Wachs in Formen gießen, Beuten sauber machen, es gibt immer etwas zu tun“, so die junge Imkerin.
Die heute 22-Jährige studiert Gartenbau in Freising an der Hochschule Weihenstephan. Da gibt es auch Vorlesungen über Bienenkunde, die sind aber immer voll belegt. Verena besucht die Vorlesungen zum Pflanzenschutz und dieses Wissen hilft ihr auch manchmal bei ihren Bienen. Ihr Honig ist von sehr guter Qualität. Der von ihr eingereichte Honig hätte einmal beinahe Gold und Silber gewonnen, nur das Etikett auf der Rückseite des Glases war nicht vorschriftsmäßig, trotzdem freute sich Verena über die Bewertung.
Wer selbst Imker werden möchte muss mit Anfangskosten von etwa 400 Euro rechnen:
● Komplette Bienenbeute (3 Zargig) 120 Euro
● Futterzarge 25 Euro
● Holzrähmchen 50 Euro ● Mittelwände 40 Euro
● Schutzanzug 30 Euro
● Smoker 25 Euro
● Stockmeißel 10 Euro
● Besen 5 Euro
● Bienenvolk 100 bis 150 Euro (je nach Stärke)
Möchte man selber eine Schleuder, so kostet diese ca 800 Euro, das Werkzeug dazu (Entdeckelungsgeschirr, Entdeckelungsgabel) zusammen noch ca. 120 Euro. Bei Imkervereinen kann man aber meist eine Schleuder leihen.
» www.imkerschule-schwaben.de www.diehonigmacher.de