Mindelheimer Zeitung

Schauspiel­erin Ann-Kathrin Kramer spricht über ihren neuen Film

Interview In ihrem neuen Film spielt Ann-Kathrin Kramer eine Frau, die eine Beziehung mit dem Freund ihres Sohnes hat. Wie sie darüber denkt und was sie über die Ehe mit Harald Krassnitze­r sagt

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Frau Kramer, in Ihrem neuen Film „Verliebt auf Island“haben Sie eine heimliche Beziehung zum besten Freund Ihres Sohnes. Eine verzwickte Situation, oder?

Ann-Kathrin Kramer: Durchaus. Das Problem bei der Geschichte ist, dass sie den richtigen Zeitpunkt verpasst hat, ihm das mitzuteile­n. Und es gibt ja Dinge, die, je länger sie unausgespr­ochen bleiben, umso größer werden.

Ist eine Beziehung einer Mutter zum Freund des Sohnes auch in unseren Tagen noch immer eher pikant? Kramer: Ich glaube, wir sind noch lange nicht so weit, dass dies Normalität ist. Im umgekehrte­n Fall passiert das häufiger und ist auch akzeptiert­er im gesellscha­ftlichen Bewusstsei­n. Wenn aber die Frau deutlich älter ist als der Mann, dann ist das für viele noch immer ein Problem, zumal, wenn es sich dabei auch noch um den Freund des Sohnes handeln würde. Und das wird noch lange so bleiben, weil das eine Form von Gleichbere­chtigung voraussetz­en würde, von der wir weit entfernt sind.

Wie meinen Sie das?

Kramer: Es geht um die grundsätzl­iche Sichtweise auf Männer und Frauen. Solange die wichtigste­n Attribute für Frauen Schönheit und Jugend sind und die wichtigste­n Attribute für Männer Status und Erfolg, so lange wird es dieses Ungleichge­wicht geben.

Aber gerade in Prominente­nkreisen beginnt sich das doch zu drehen: Nehmen wir Madonna und ihre jugendlich­en Lover oder Heidi Klum.

Kramer: Es gibt ja in der Liebe nichts, was es nicht gibt. Und ich finde das auch alles richtig. Wenn sich zwei verlieben, dann ist das so – vielleicht nicht für die nächsten 50 Jahre, aber das weiß man ja sowieso nie genau. Im Falle des Films ist die Lage natürlich noch ein wenig komplizier­ter, weil die Betreffend­e die Mutter ist. Und Kinder können sich ja überhaupt nur schwer vorstellen, dass Mütter auch mal Spaß haben wollen, tanzen gehen oder Unsinn machen.

Geysire, Lavafelder, Thermalque­llen – Island ist eine spektakulä­re Filmkuliss­e. Wie hat es Ihnen dort gefallen? Kramer: Island ist ein traumhafte­r Ort. Man kann schon fast das Wort „magisch“bemühen. Man steht irgendwo und denkt sich: Hey, ist das schön, das ist das Schönste überhaupt! Und dann fährt man ein Stück und denkt sich: Nein, das ist jetzt das Schönste! Diese Urgewalt, die erkaltete Lava, das macht einen schon demütig.

Würden Sie gerne in Island leben? Kramer: Ich bin jetzt nicht so der Auswandere­r. Aber ich reise gerne und viel. Und das ist ein Ort, den ich als besonders empfunden habe. Aber es ist da relativ teuer, vergleichb­ar mit der Schweiz.

In dem Film geht es um eine Traumhochz­eit. Wollen wir übers Heiraten sprechen?

Kramer: Das können wir gerne tun.

Sie sind mit Ihrem Schauspiel­er-Kollegen Harald Krassnitze­r zusammen, sie beide gelten als Traumpaar. Wie gehen Sie damit um? Schließlic­h hat die Öffentlich­keit da gewisse Erwartunge­n …

Kramer: Wir stehen morgens ja nicht auf, gucken uns an und sagen: Sind wir ein tolles Traumpaar! Nein, bei uns ist es wie bei allen Paaren, die nun schon länger miteinande­r leben: Es gibt bessere und schlechter­e Zeiten. Wir haben aber das Glück, dass wir nach wie vor der Meinung sind, zusammenbl­eiben zu wollen. Das sind doch schon mal gute Voraussetz­ungen für die nächsten Jahre.

Warum haben Sie sich eigentlich entschiede­n, noch ein zweites Mal zu heiraten?

Kramer: Wir waren schon einige Jahre zusammen, bevor wir geheiratet haben. Wir hätten auch so weiter zusammenle­ben können, aber wir fanden: Heiraten ist eine schöne Idee.

Sie sind mit Ihrem Mann fast 20 Jahre zusammen. Was ist das Geheimnis einer guten Beziehung?

Kramer: Ich glaube nicht, dass es ein Geheimnis gibt. Ich glaube, dass es extrem davon abhängig ist, ob man gut miteinande­r kommunizie­rt. Der eine darf nicht denken, der andere müsste inzwischen ja wissen, was zu tun ist. Wer diese Grundregel beherzigt, kommt wahrschein­lich schon weit.

In einem Interview haben Sie mal gesagt, Sie diskutiere­n viel mit Ihrem Mann – so leidenscha­ftlich, dass andere sagen würden, Sie und Ihr Mann würden streiten. Worüber diskutiere­n Sie denn am intensivst­en?

Kramer: Das ist breit gefächert, da gibt es keine bestimmten Themen. Manchmal geht es auch nur darum, wo wir im Garten etwas hinpflanze­n.

Was dürfte Ihr Mann nie zu Ihnen sagen?

Kramer: Keine Ahnung. Vielleicht: Für den Pullover biste zu alt!

Was ist das Beste an Ihrem Mann? Kramer: Ach, so eine Frage kann ich gar nicht beantworte­n. Das lässt sich nicht so einfach sagen. Da geht gar kein kurzes Statement, das ist zu komplex.

Sie leben in einer Patchwork-Familie. Was ist die Grundvorau­ssetzung dafür, damit dieses Modell funktionie­rt? Kramer: In einer Patchwork-Familie ist es nicht viel anders als in einer Familie. Es geht immer darum: Wie schafft man es, dass jeder seinen Raum hat und man trotzdem eine Gemeinscha­ft ist? Auch hier ist es wichtig, die anderen mal zu lassen, auch wenn man sie gerade nicht versteht. Es gehört dazu Toleranz und Freundlich­keit zueinander.

Würden Sie heute noch einmal heiraten?

Kramer: Bitte? Ich bin doch keine Bigamistin! Interview: Josef Karg

ⓘ TV-Tipp „Verliebt auf Island“läuft am Freitag um 20.15 Uhr im Ersten. AnnKathrin Kramer wurde 1966 in Wuppertal geboren. Ihre erste Rolle hatte sie 1993 in „SOKO 5113 – Wild und treu“. Es folgten Filme wie „Das merkwürdig­e Verhalten geschlecht­sreifer Großstädte­r zur Paarungsze­it“und Serien wie „Tatort“oder „Polizeiruf 110“. Mit Schauspiel­er Jan Josef Liefers hat sie einen Sohn; den österreich­ischen Schauspiel­er Harald Krassnitze­r heiratete sie 2009.

 ?? Foto: Arnaldur Halldórsso­n, ARD Degeto ?? In ihrem neuen Film verliebt sich Ann-Kathrin Kramer als Claudia in den von Ferdinand Seebacher gespielten Alex. Das Problem: Er ist der beste Freund ihres Sohnes.
Foto: Arnaldur Halldórsso­n, ARD Degeto In ihrem neuen Film verliebt sich Ann-Kathrin Kramer als Claudia in den von Ferdinand Seebacher gespielten Alex. Das Problem: Er ist der beste Freund ihres Sohnes.

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