Mindelheimer Zeitung

Lächeln und bezahlen

Finanzen Warum Chinesen weder Bargeld noch EC-Karte brauchen

- VON SARAH SCHIERACK

Beginnen wir mit einer indiskrete­n Frage: Wie viel Geld tragen Sie denn gerade so mit sich herum? 100 Euro? 50? Vielleicht sogar weniger? Dann liegen Sie in jedem Fall unter dem Schnitt, den die Bundesbank auf stolze 107 Euro beziffert hat. Zu Hause hortet der Durchschni­ttsdeutsch­e sogar noch mehr Bares: 2000 Euro in Scheinen und Münzen liegen versteckt in Tresoren, Nachttisch­schubladen oder ganz klassisch unter der Matratze.

In China wird man über die legendäre Liebe der Deutschen zum Bargeld nur müde lächeln können. Denn während sich viele Bundesbürg­er noch nicht einmal mit dem Bezahlen via Handy anfreunden können, brauchen Kunden des chinesisch­en Handelsrie­sen AliBaba statt Bargeld nur noch genau das: ein Lächeln. In über 100 Städten in China können Verbrauche­r ihre Rechnung mittlerwei­le per Gesichtser­kennung begleichen, das System heißt „Smile to pay“. Eine Software scannt das Gesicht und gleicht die Daten mit dem hinterlegt­en Konto ab.

Schon in wenigen Jahren könnten Millionen Chinesen komplett ohne Hilfsmitte­l bezahlen – eine Vorstellun­g, die Verbrauche­r freut, Datenschüt­zer jedoch eher gruselt. Aber auch manch ein Chinese tut sich noch schwer mit der Gesichtser­kennung. Sorgen machte den Einwohnern der Volksrepub­lik bei einer Umfrage allerdings nicht der Schutz ihrer Privatsphä­re, sondern lediglich ihr Aussehen. 60 Prozent der Befragten gaben an, dass sie sich beim Blick in die Kamera „hässlich“fühlen würden.

AliBaba reagierte prompt: Das Unternehme­n will eine Software installier­en, die alle fotografie­rten Menschen automatisc­h ein wenig hübscher macht.

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Foto: Adobe Stock

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