Mindelheimer Zeitung

Der Spion und die Augsburger Kirchen

Porträt George Lazenby kam aus dem Nichts, spielte James Bond – und schmiss nach nur einer Folge hin. Seiner Karriere tat das nicht gut

- Guardian Jonathan Mayer

Wie aus dem Nichts war George Lazenby plötzlich ein Weltstar. Ohne schauspiel­erische Erfahrung schnappte sich der Australier 1969 die Rolle des James Bond. „Im Geheimdien­st Ihrer Majestät“sollte sein erster Kinofilm werden. Doch dann folgte der Absturz. Einen zweiten Bond gab es für ihn nie.

Schon dass er die Rolle bekam, grenzt an ein Wunder. Lazenby lebte damals in London, als er von einem Casting für den Film erfährt. Beim Schneider seines 007-Vorgängers Sean Connery ergattert er angeblich einen Anzug, den der Schotte nicht abgeholt hat. Auch seine Haare lässt er bei Connerys Friseur schneiden. Er imitiert den Publikumsl­iebling, gaukelt dem Casting-Direktor sogar eine Filmkarrie­re im Ausland vor – und hat schließlic­h Erfolg. Sein gutes Aussehen, ein hohes Maß an Selbstverl­iebtheit

und eine gewisse, dreiste Überheblic­hkeit, die Lazenby heute noch attestiert werden, imponieren den 007-Machern.

In diesem Jahr feiert er gleich zwei Jubiläen: seinen 80. Geburtstag und am heutigen Donnerstag den 50. Erscheinun­gstag seiner wichtigste­n Rolle überhaupt. Im Film macht Lazenby mit Regisseur Peter Hunt vieles anders als die Vorgänger: Erstmals zeigt der Geheimagen­t Gefühle, wirkt verletzlic­h, heiratet gar.

Und dann gibt es da noch die Szene, in der es um Augsburg geht: Bond gibt sich als Wappenkund­ler aus und bittet den Bösewicht Blofeld, der sich um die Anerkennun­g eines Adelstitel­s bemüht, ihn zum Augsburger Dom zu begleiten, um Grabmäler der Bleuchamps zu besichtige­n. Damit verrät er sich: Denn deren Gebeine liegen in Wahrheit – zumindest in der des Films – in der Annakirche. Heute gilt „Im Geheimdien­st Ihrer Majestät“als Klassiker. Im britischen wurde der Film 2014 sogar als „vielleicht bester Bond-Film überhaupt“gewürdigt. Dass die romangetre­ue Verfilmung, in der Diana Rigg („Mit Schirm, Charme und Melone“) als Tracy und „Kojak“Telly Savalas als Blofeld mitwirken, unter Kritikern und Fans hohes Ansehen genießt, liegt neben der Story und den Actionszen­en auch am starken Debüt Lazenbys.

Für den Australier hätte die Rolle der Durchbruch sein können. Quasi über Nacht wurde er zum Weltstar, ein Vertrag über sechs weitere Filme lag bereits auf dem Tisch – inklusive üppiger Bezahlung. Doch der frisch gebackene Weltstar verweigert­e die Unterschri­ft, angeblich, weil ihm die 007-Macher darin zu viele Vorschrift­en machten. Das und weitere Verwerfung­en mit den Produzente­n führten schließlic­h wohl dazu, dass Lazenby kein weiteres Mal in die Agentenrol­le schlüpfte. Heute macht er sich deswegen Vorwürfe. In einer Doku sagte er 2017: „Ich hab’s vermasselt, ein großer Filmstar zu werden.“

Das Aus als 007 war dann auch das Ende seiner Karriere. Lazenby spielte fast nur noch in Low-Budget-Produktion­en mit und verdiente mit Bond-Fantreffen Geld. Den Sprung nach ganz oben schaffte er nie wieder.

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Foto: dpa

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