Ermittlungen gegen Landsberger Kapitän
Landsberger Kapitän findet Vorgehen absurd
Ragusa Der Landsberger Kapitän Claus-Peter Reisch hatte mit seinem Boot, der „Eleonore“, mehr als 100 Flüchtlinge von einem beschädigten Boot auf dem Mittelmeer gerettet. Erst eine Woche später fuhr Reisch in einen italienischen Hafen ein – obwohl das eigentlich verboten ist. Der Kapitän hatte zuvor den Notstand ausgerufen. Die Behörden gestatteten ihm daraufhin, einen Hafen in Sizilien anzusteuern. Nun laufen allerdings Ermittlungen gegen den Landsberger, wie die italienische Nachrichtenagentur Ansa berichtet. Die Staatsanwaltschaft von Ragusa prüfe den Vorfall wegen einer möglichen Begünstigung der illegalen Einwanderung.
Reisch hält sich weiterhin in Italien auf. Dass nun gegen ihn ermittelt wird, findet er „völlig absurd“. Er beschreibt den Vorfall wie folgt: „Wir haben ein blaues Schlauchboot auf See gefunden, mit kaputtem Motor und einer geplatzten Kammer. Die Leute haben an einer Bordwand den Schlauch mit Händen hochgehalten, damit das Boot nicht untergeht.“Als sich Reischs Boot näherte, sei eine zweite Kammer geplatzt. „Da war die Not noch größer. Wir haben die in letzter Sekunde da rausgeholt, sonst wären diese 104 Menschen jetzt nicht mehr am Leben. Dass man jetzt versucht, dem Einsatzleiter und mir daraus einen Strick zu drehen, ist schlicht verwerflich und völlig absurd“, sagt der 58-jährige Landsberger.
Tagelang lag Reisch mit seinem Sportboot „Eleonore“nach der Rettung vor der Küste Maltas und wartete auf einen sicheren Hafen. Für die vielen Geretteten war das Boot viel zu klein. Als in der achten Nacht ein Gewittersturm hinzukam, zog Reisch die Reißleine und rief den Notstand aus.
„Was soll das? Wir sind acht Tage und acht Nächte mit diesen 104 Menschen unterwegs. Die hatten 46 Quadratmeter Deckfläche. In der letzten Nacht sind schwere Gewitter aufgezogen, mit Windstärke sieben. Da fallen in Landsberg schon mal die Ziegel von den Dächern“, sagt Reisch. Die 104 Geretteten, die sich zuvor an Deck aufhielten, wurden kurzerhand im Schiff untergebracht. „In meinem Bett haben vier Leute gelegen. In so einer Situation ziehe ich die Reißleine und bringe die Leute an Land – egal, welche Strafe mir droht. Oder glaubt irgendwer, dass ich stattdessen da draußen untergehe?“, sagt Reisch.
Für die Verteilung der 104 Migranten des deutschen Rettungsschiffs „Eleonore“gibt es mittlerweile eine Lösung. Die Länder Deutschland, Frankreich, Irland, Portugal und Luxemburg nehmen die Menschen auf, wie eine Sprecherin der EU-Kommission am Dienstag erklärte.