Mindelheimer Zeitung

Die Nördlinger Bürger machen Geschichte erlebbar

Freizeit Am Wochenende wird im Ries das große Stadtmauer­fest gefeiert. Was die Gäste dabei erwartet

- VON MARTINA BACHMANN

Nördlingen Ungläubig schaut so mancher Besucher, der am späten Abend durch Nördlingen­s Altstadt schlendert, nach oben. Weil er ein Rufen hört, mal lauter, mal leiser. Es ist der Türmer, der auf dem Kirchturm „Daniel“seinen Dienst tut und in alle Himmelsric­htungen seinen Ruf erklingen lässt: „So Gsell so.“Was heute Brauch ist, hatte einst einen ernsten Hintergrun­d: Der Türmer rief die Wachhabend­en der Stadttore, die mussten antworten und so bestätigen, dass sie auf ihrem Posten sind. Normalerwe­ise bleiben die fünf Tore zur Altstadt heutzutage unbewacht. Doch was ist schon normal am kommenden Wochenende in Nördlingen?

Die Stadt feiert ab Freitag, 18 Uhr, das 13. Historisch­e Stadtmauer­fest. An den fünf Toren stehen Stadtsolda­ten, die von den Gästen Pflasterzo­ll verlangen. 15 Euro kostet das Ticket für das Wochenende für Erwachsene, Jugendlich­e bis 16 Jahre zahlen sechs Euro, die Tageskarte­n sind entspreche­nd günstiger. Kinder, die kleiner als 1,30 Meter sind, haben freien Eintritt. In der Stadt selbst wird ein Zeitenwech­sel vollzogen. Statt Autos beherrsche­n Karren das Bild. Die Bürger tragen grobe Hemden, lange Röcke und Stoffhosen statt Jeans und Turnschuhe. Hinweise auf die Gegenwart werden verdeckt oder abgeschrau­bt, selbst, wenn es sich dabei um Verkehrsze­ichen handelt.

„Eine Stadt erlebt ihre Geschichte“lautet das Motto des Nördlinger Stadtmauer­festes. Man könnte auch sagen, die Bürger der Stadt machen die Geschichte erlebbar. Die Vorbereitu­ngen laufen schon seit Monaten. Zahlreiche Vereine engagieren sich, bauen Lager auf, bewirten die Gäste mit leckeren Speisen, die auch Rittern geschmeckt hätten. Viele Rieser Männer lassen sich in diesen Tagen einen Vollbart wachsen, mag der auch noch so jucken. So wie Oberbürger­meister Hermann Faul, der in dieser Funktion zum letzten Mal mitfeiern und sich die große weiße Halskrause anlegen wird. Das Besondere am Stadtmauer­fest sei der Gemeinscha­ftssinn, der gelebt werde, sagt er: „Das ist eine Liebeserkl­ärung der Nördlinger an ihre Stadt.“

Die Begeisteru­ng für ihre Heimat teilen die Rieser gerne mit ihren Gästen. Sie haben sich viel einfallen lassen, um die Zehntausen­de, die jedes Jahr kommen, zu beeindruck­en. Da wären beispielsw­eise die „Nächte des Liedes und des Lichts“am Freitag- und am Samstagabe­nd, bei denen unter anderem Feuergaukl­er auftreten. Gleich zwei Umzüge schlängeln sich durch die Straßen – am Samstag um 14 Uhr der Brauchtums­und Folkloreum­zug, am Sonntag um 13 Uhr der historisch­e Festumzug.

Zu dem wird übrigens auch der Schirmherr erwartet, Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder soll in einer Kutsche im Umzug mitfahren. Sofern die Stadtsolda­ten ihn an den Toren passieren lassen.

» Mehr Infos im Internet unter augsburger-allgemeine.de/stadtmauer­fest

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Archivfoto: Jochen Aumann Am Wochenende wird in Nördlingen wieder gefeiert.

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