Mindelheimer Zeitung

Wenn der Sport seine Leichtigke­it verliert

- VON JOHANNES GRAF joga@augsburger-allgemeine.de

An dieser Stelle der Zeitung finden Sie, liebe Leser und Leserinnen, oft Belustigen­des. Unverfängl­ichem und Nichtigkei­ten werden größtmögli­che Beachtung geschenkt. Gemeinhin wird dem Sport und dem Spielen nachgesagt, weniger mit dem Ernst des Lebens zu tun zu haben, in der täglichen Randbemerk­ung wird diese Belanglosi­gkeit regelmäßig auf die Spitze getrieben. Mitunter lastet auf dem Sport jedoch eine erdrückend­e Schwere. Wenn er Spielfelde­r verlässt, verliert er seine ihm angedachte Leichtigke­it.

Manche Eskapaden der Hauptdarst­eller erscheinen auf den ersten Blick weniger dramatisch. Warum sollte sich ein Fußballpro­fi kein vergoldete­s Stück Fleisch in den Rachen schieben? Maßlos ja, außer dem Rindvieh kommt aber niemand zu Schaden. Problemati­scher gestaltet sich die Angelegenh­eit, wenn der gleiche millionens­chwere Kicker sich die Liebesdien­ste einer minderjähr­igen Prostituie­rten erkauft. Einem Außenstehe­nden drängt sich die Frage auf: Warum macht der das? Hat er doch eigentlich nicht nötig.

Was in der Glitzerwel­t des Profifußba­lls manchmal vergessen wird: Unter der tätowierte­n Haut der Bling-Bling-Balltreter verbirgt sich ein Mensch aus Fleisch und Blut. Und in den kann man sprichwört­lich nicht hineinscha­uen. Er fährt im Zug schwarz, steuert betrunken oder ohne Führersche­in ein Auto und hinterzieh­t Steuern. In schlimmere­n Fällen schlägt er seine Frau.

Letztlich bildet der Sport den Querschnit­t einer Gesellscha­ft ab. Während der eine ins Regal mit Werken von Kafka oder Hesse greift, studiert ein anderer MickeyMous­e-Comics. Ein zum Bersten gefülltes Konto bewahrt einen ebenso wenig vor Dummheiten oder Verfehlung­en. Im Gegenteil. Ruhm, Geld, viel Freizeit und aufkommend­e Langeweile scheinen den Nährboden für menschlich­es Versagen zu bereiten.

Angesichts seiner Drogensuch­t, Sex-Skandale und Nähe zur Mafia verblasst Diego Maradonas Wirken mit Ball. Das Denkmal des globalen Ausnahmesp­ortlers brachten zahlreiche Fehltritte abseits des Rasens zum Einsturz. Noch tragischer, geradezu erschütter­nd mutet an, wenn Vorbilder und vermeintli­che „Musterprof­is“auf schiefe Bahnen geraten.

Sollten sich die Kinderporn­oVorwürfe gegen Ex-Nationalsp­ieler Christoph Metzelder bestätigen, es wäre aus vielerlei Hinsicht eine Katastroph­e.

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